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Bei Energiewende „zügig voranschreiten“: ÖDP Freising fordert schnelle Maßnahmen

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Erläuterten die Ziele der ÖDP in punkto Energiewende (v.l.): Norbert Neidhardt, Angela Kern, Florian Pflügler, Ulrich Vogl, Emilia Kirner und Manfred Reuß.
Erläuterten die Ziele der ÖDP in punkto Energiewende (v.l.): Norbert Neidhardt, Angela Kern, Florian Pflügler, Ulrich Vogl, Emilia Kirner und Manfred Reuß. © Lehmann

In Sachen Energiewende „müssen wir jetzt zügig voranschreiten“. Dieses Fazit zieht die Freisinger ÖDP nach einer Exkursion ins Allgäu, wo man sich in Wildpoldsried wertvolle Ideen geholt hat.

Freising – „Ein ganzes Dorf macht Klimaschutz“, so das Motto von Wildpoldsried im Allgäu – einem Dorf, das seit über 20 Jahren wie kaum eine andere Kommune auf regenerative Energieformen und diesbezügliche Bürgerbeteiligungen setzt. Nach einer kürzlich stattgefundenen Exkursion nach Wildpoldsried, lud die ÖDP am vergangenen Mittwoch nun zu einer Pressekonferenz in die Gaststätte Weißbräu Huber – unter anderem, um abermals zu betonen, wie dringlich jetzt die Energiewende auch in Freising vorangetrieben werden müsse, ähnlich engagiert und innovativ wie im Allgäuer Dorf. Für vieles allerdings fehle der Domstadt laut Kreisrat Manfred Reuß schlichtweg die Fantasie.

Stadträtin und Fraktionsvorsitzende Emilia Kirner war sichtlich begeistert von der ÖDP-Exkursion ins Allgäu: „Wir konnten viele gute Ideen mitnehmen, die Gemeinde hat einfach sehr viele gute Visionen umgesetzt.“ Sehr früh schon habe nämlich Wildpoldsried verstanden, dass die Energiewende nur gut mit einer starken Bürgereinbindung funktionieren könne – etwa mit einer finanziellen Beteiligung von Bürgern an Windkraftanlagen. Was Kirner am meisten überraschte: „Da gibt es keine einzige Gasleitung, und die letzten noch laufenden Ölheizungen werden gerade abgeschafft.“ Was für sie aber am Erstaunlichsten sei: „Das war jetzt kein Grüner und auch keiner von der ÖDP, der das damals angestoßen hat, sondern ein ziemlich konservativer Gemeinderat.“

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„Wildpoldsried stellt sieben Mal mehr Energie her, als sie eigentlich benötigen“, erklärte Reuß – diese werde durch Photovoltaik- und Windkraft-Anlagen gewonnen, die Wärmeversorgung werde aus Biogas und Hackschnitzel-Verbrennung generiert. Das Resultat: „Die kaufen seit Jahrzehnten keinen Strom mehr dazu“, so Reuß. Die Sache mit der Fernwärme via Biogas-Anlage beschäftig Reuß: „Wir haben einen Bauern mit Biogas-Anlage im Landkreis – und auch die Molkerei ist da, bei der Wärme anfällt. Wir hätten das also schon längst auch in Freising machen können.“ Die Idee dazu wäre laut Reuß vor Jahren auch auf dem Freisinger Tisch gelegen, allerdings sei dies damals „im politischen Verständnis der Stadt einfach nicht unterzubringen gewesen.“

Doch was bedeuten nun diese Erkenntnisse aus Wildpoldsried für die Domstadt? Stadtrat Ulrich Vogel machte es deutlich: „Also zum Mitschreiben: Wir brauchen dringend eine Bürgerbeteiligung mit Kapitaleinbringung. Außerdem müssen im Landkreis 20 bis 30, wenn nicht sogar 50 Windkraftanlagen gebaut werden.“ In puncto Windkrafträder hakte dann auch Kirner ein: „Wir haben uns die Windkraftanlagen dort angeschaut, es gibt keine Geräuschentwicklung, und da liegen auch keine toten Vögel herum. Das sind alles Vorurteile.“ Zudem müsse laut Vogel das Fernwärme-Netz nochmal deutlich ausgebaut werden, wenngleich es hier von ihm auch Lob für die Stadt gab: „Freising ist da gut dabei.“ Gleichzeitig jedoch würden im Landkreis nicht alle möglichen Ressourcen ausgeschöpft werden – etwa eine Wärmegewinnung am Kühlwasser von Texas Instruments oder am Tunnel der Westtangente. „Der Tunnel wäre durchaus eine gute Niedertemperaturquelle gewesen“, so Reuß im Rückblick.

Worauf Vogel überhaupt nicht gut zu sprechen ist, ist die bayerische 10H-Regelung, die den Bau von Windkraftanlagen fast ein Jahrzehnt gebremst habe. „10H war die größte vorstellbare Fehlentscheidung einer Landesregierung. Es gibt keine dümmere Entscheidung, jedenfalls kenne ich keine.“ Auch Argumente, dass Windräder in dieser Region aufgrund zu wenig Windaufkommen oftmals nicht laufen würden, ließ Reuß nicht gelten: „Das wird gerne fabuliert, aber ab einer gewissen Höhe laufen die auch durchgehend.“

Was Reuß auch eher unfreiwillig komisch fand: „Da kommt dann bei der Klimakonferenz vom Landkreis tatsächlich die Idee auf, sich mit einem Kommunal-Werk zu befassen.“ Dabei sei der Gedanke, eigene Landkreis-Werke für die Energieverteilung auf die Beine zu stellen, ein ziemlich alter Vorschlag, wie Reuß ausführte. „Aber schön, dass sie jetzt mit Ideen daherkommen, die zehn Jahre alt sind – damals haben sie es unter den Teppich gekehrt“, so seine Erinnerung. „Wir müssen jetzt auf jeden Fall zügig voranschreiten“, so Kirner. Der Grund sei laut Kirner ein simpler: „Wir haben keine andere Wahl mehr.“

Richard Lorenz

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