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Beim Naturschutz-Modellprojekt im Bachinger Moos kann jeder Bürger mitmachen

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Von: Helmut Hobmaier

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Der große Brachvogel
Der große Brachvogel gehört zu den gefährdeten Vogelarten in Deutschland. Im Bachinger Moos soll nun für ihn ein besonderes Habitat entstehen. © Schranner

Im Bachinger Moos gibt es zwei ganz besondere Naturschutzprojekte. Der Clou: Jeder Bürger kann sie sponsern, auch mit einem kleinen Betrag.

Freising - Im Landkreis Freising sind zwei besondere Naturschutz-Projekte am Start: Zum einen soll im Bachinger Moos ein wertvoller Rückzugsort für gefährdete Vogelarten entstehen. Im zweiten Projekt wird durch die Beweidung mit gefährdeten Haustierrassen eine Moorbodenfläche erhalten und so weiterentwickelt, dass ein besonderer Lebensraum für heimische Wildtier- und Pflanzenarten entsteht. Der Clou: Jeder Bürger kann die Projekte mitfinanzieren und schon mit wenig Geld anschieben. „So kann man sich ganz konkret vor Ort engagieren“, schwärmt Fabian Eichhorn vom Landschaftspflegeverband Freising, der bei der Umsetzung mit im Boot sitzt. „Hier versickert kein Euro in der Verwaltung“. Die Projekte würden vielmehr „1:1 umgesetzt“. Eine Schlüsselrolle hat dabei Landwirt Martin Bartl, der sich auf naturschutzfachliche Beweidung spezialisiert hat –respektive seine Murnau-Werdenfelser Rinder und Waldschafe. Die sollen nämlich die Flächen beweiden.

Brachvogel und Kiebitz sollen profitieren

Das erste Projekt im Bachinger Moos schafft ein Refugium für Wiesenbrüter. Dazu gehören zum Beispiel Kiebitz, Großer Brachvogel, Feldlerche und Braunkehlchen. „Sie zählen in Deutschland zu den am stärksten gefährdeten heimischen Vogelarten“, berichtet Franka Pätzke von Agora-Natura, ein Online-Marktplatz, der hier als Crowdfunding-Plattform agiert – also das Geld privater Sponsoren einsammelt. In der modernen Agrarlandschaft fänden die Vögel keinen geeigneten Lebensraum und nicht mehr genügend Nahrung. Das Projekt wirke dem entgegen, etwa mit einer gezielten Frühjahrsbeweidung mit den gefährdeten Murnau-Werdenfelser Rindern oder Waldschafen. Fabian Eichorn ergänzt: „Kiebitz und Brachvogel sind unter anderem Zielarten im Bachinger Moos und sollen von dem Beweidungs-Projekt profitieren. Zum einen wird ein Nahrungsangebot geschaffen durch Insekten, die vom Dung der Weidetiere leben. Zum anderen schafft der Zaun und die Anwesenheit von Weidetieren Schutz vor Feinden wie dem Fuchs. Zudem entsteht durch die Beweidung Strukturvielfalt, die Schutz und Unterschlupf für die Wiesenbrüter und deren Nachwuchs bieten.“

Finanzierung über Naturschutz-Zertifikate

Das zweite Projekt ist ganz in der Nähe angesiedelt. Es handelt sich um eine feuchte Fläche, die weiter vernässt werden soll. Hier will man zeigen, dass die weniger intensive Beweidung eine naturschutzfachlich hochwertige Nutzung für nasse Moore darstellen kann. Die Beweidung erfolgt ebenfalls mit Bartls Rindern und Schafen.

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Um das umzusetzen, braucht man vor allem Geld für die Pacht der ersten fünf Jahre und den Bau des Weidezauns. Die Finanzierung erfolgt über sogenannte Naturschutzzertifikate. Je Zertifikat, das vier oder sechs Euro kostet, werden 100 Quadratmeter der Projektfläche für ein Jahr geschützt und entwickelt. Allerdings werden beide Projekte erst umgesetzt, wenn bis Mitte Februar 2022 alle Naturschutzzertifikate finanziert sind – und hier steht man erst am Anfang. „Es handelt sich um ein spannendes Modellprojekt“, sagt Fabian Eichhorn vom Landschaftspflegeverband, „doch auf der normalen Förderschiene reicht die Finanzierung nicht.“ Daher die Idee, private Sponsoren ins Boot zu holen. „Wenn alles klappt, könnte man die Projekte auch auf weitere kommunale oder private Flächen ausdehnen“, so Eichhorn.

Die Projekte können besucht werden

„Die Projekte sind zertifiziert und können während der Laufzeit von fünf Jahren besucht werden und es wird regelmäßig über den Fortschritt informiert“, betont Franka Pätzke von Agora-Natura. Die unabhängige Vermittlungsplattform bietet noch zahlreiche weitere Qualitätsgeprüfte Naturschutzprojekte in Deutschland an.

Gut zu wissen

Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.agora-natura.de.

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