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Filmkomponist Lukas Maier tut sich mit Künstlerinnen zusammen: Miteinander die Welt gestalten

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Strichpunkte als Zeichen der Weiterführung hatten (v. l.) Sallie McIlheran, Laura Mayer, Tanja Riebel und Lukas Maier zu einer beeindruckenden Ausstellung zusammengetragen.
Strichpunkte als Zeichen der Weiterführung hatten (v. l.) Sallie McIlheran, Laura Mayer, Tanja Riebel und Lukas Maier zu einer beeindruckenden Ausstellung zusammengetragen. © Lehmann

Es war viel mehr als nur eine Vernissage: Lukas Maier und drei Künstlerinnen luden ins Alte Gefängnis in Freising zu „Semikola“ ein.

Freising/Haag – Bereits im Vorfeld hatte das Kunstprojekt „Semikola“ des Filmkomponisten Lukas Maier aus Haag für allerhand Aufsehen in Freising gesorgt – auch oder vor allem wegen der äußerst ungewöhnlichen Art, bildende Kunst und Musik zu verbinden. Am Montag gelang Maier und den beteiligten Künstlerinnen mit der Vernissage im Alten Gefängnis Freising zudem etwas äußerst Wunderbares: Ihre Semikola, jene Strichpunkte als Zeichen der Weiterführung, wurden auch zu einem Symbol: dass in schweren Zeiten nichts wichtiger ist, als miteinander die Welt zu gestalten.

So viel vorweg: Es war viel mehr als nur eine Vernissage, bei der das multimediale Projekt „Semikola“ rund 150 geladenen Gästen vorgestellt wurde. Natürlich stand das orchestrale Meisterwerk von Lukas Maier im Fokus – eine Suite, die mit den Werken von drei höchst außergewöhnlichen Malerinnen in Dialog tritt und somit die bildendende Kunst zusätzlich klangtechnisch illustriert. Die dazugehörigen Werke von Tanja Riebel, Laura Mayer und der Freisinger Künstlerikone Sallie McIlheran beschäftigen sich mit dem nur allzu aktuellen Thema Klimakrise in puncto Vergangenheit, Jetztzeit und möglicher Zukunft.

Drei singuläre Werke, die zweierlei gleichermaßen sind: beeindruckend in der Klarheit und dennoch geheimnisvoll im Subtext. Nicht minder berührend gelang es Maier, mit seiner Orchestersuite, eingespielt von den Münchner Symphonikern, eben genau jene Herzschläge der Künstlerinnen zu vertonen, die für das Projekt fundamental sind. Was die laufende Ausstellung im Alten Gefängnis neben dem Semikola-Raum noch bietet, ist eine zusätzliche wunderbare Werkschau von Riebel, Mayer und McIlheran, die zwar in ihren Arbeiten nicht unterschiedlicher sein könnten, aber doch eine große Gemeinsamkeit innehaben: die Liebe zum Detail und zu einer Form, die weit über das hinausgeht, was gefällig sein möchte. Deshalb ist es gar keine Frage, dass in Freising aktuell Kunst auf höchstem Niveau zu betrachten ist.

Jetzt zur Vernissage: Trotz kühler Temperaturen war es eigentlich ein vorgezogenes Sommerwunder. Denn die Strichpunkte, welche die Künstler miteinander verbinden, verbanden an diesem Abend auch die Freisinger. Die grundsätzliche Botschaft des Projekts, neben dem Schwerpunkt Klimaschutz, ist laut Maier auch eine, die nicht aktueller sein könnte: die Diversität zu stärken und für eine bunte Lebensgesellschaft zu werben. In einer sehr bewegenden Einleitung mahnte Maier patriarchale Strukturen an, die eben im schlimmsten Fall zu Krieg führen können. „Je vielschichtiger die Meinungen und Perspektiven sind, desto besser und überzeugender und vor allem demokratischer wird das Ergebnis“, so Maier, der damit für einen Gänsehautmoment im Innenhof des Alten Gefängnis sorgte. Durch dieses hohe soziale Feingefühl des Komponisten erweiterte sich die Vernissage hörbar in Gesprächen auch zu einem Zusammentreffen von Kunstfreunden, die zwischen Pandemie und Kriegsgeschehen auf die Hoffnung einer besseren Welt setzten.

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Während es Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher, der Schirmherr von „Semikola“, mit seiner Aussage: „Die globale Welt ist gerade sehr verletzlich“ auf den Punkt brachte, gelang den Künstlern mit ihrem Projekt jene Darstellung dieser Verletzlichkeit – aber nicht, ohne Zuversicht zu schenken, dass auch in dunklen Nuancen Licht schimmern kann. Die Gemälde der Künstlerinnen samt Soundtrack bieten nämlich durch den Freiraum der ganz individuellen Interpretation eine Art Pflaster für die Seele. In der Gesamtschau leuchtet deshalb Semikola so hell wie schon lange nichts mehr am Freisinger Kunsthimmel.

Richard Lorenz

Gut zu wissen

Die Ausstellung „Semikola“ im Alten Gefängnis läuft noch bis einschließlich Sonntag, 6. März.

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