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Abrasieren kommt für keinen der Herren in Frage
Bart und Maske – geht das überhaupt? Fünf Freisinger Männer, fünf Moden, fünf Meinungen
- vonHelmut Hobmaierschließen
Bart und Maske ist eine heikle Kombination. Das Freisinger Tagblatt hat fünf Bartträger befragt, wie es funktioniert - und deutliche Antworten bekommen.
Landkreis – Die besonders sicheren FFP 2-Masken sind jetzt beim Einkaufen und in öffentlichen Verkehrsmitteln Pflicht. Aber machen die teuren Masken bei Männern mit Rauschebart überhaupt Sinn? Virologen befürchten, dass Bärte verhindern, dass die Masken virendicht abschließen. Also Bart ab? Oder nur noch daheimbleiben? Das Tagblatt hat einige „Bärte“ befragt. Und deutliche Antworten bekommen.
Seit knapp fünf Jahren ziert ein eindrucksvoller Bart das Gesicht von FSM-Vorsitzendem Patrick Romer (50). Ein maskenbedingtes Abrasieren kommt für ihn überhaupt nicht in Frage. Die Funktionalität hänge vielmehr vom Maskenmodell ab. „Bei dem klassischen Modell mit dem Gummi hinterm Ohr haben Bartträger ein Problem, weil die Haare die Maske nach oben schieben. Aber bei dem Modell mit zwei Gummis klappt das auch mit Bart, und die FFP2 schließt sehr dicht ab“, berichtet Romer. Außerdem sei sein Vollbart so dicht, „dass er schon fast selbst wie eine Maske wirkt“. Sinnvoller als jetzt über Bartträger zu diskutieren, wäre es nach Ansicht Romers, über die immer noch zu vollen S- und U-Bahnen zu sprechen. „Hier ist es einfach nicht möglich, den Mindestabstand einzuhalten.“ Würde man das Gedränge dort entzerren, bräuchte man vielleicht gar keine FFP2-Maskenpflicht.
In Freising stellt „Fuzzy“ Wollinger (59) mit seinem enormen Bart alle in den Schatten – sogar Preise bekam der stadtbekannte Straßenreiniger bereits für seine unbändige Haarpracht. Trotzdem hat Fuzzy mit der FFP2-Maske kein Problem: „Das geht schon. Natürlich passt der Bart nicht ganz drunter. So eine Maske gibt es nicht. Aber der Bart dichtet ja auch ab.“ Dass er als Träger eines Riesenbarts eine höhere Ansteckungsgefahr hat, glaubt Wollinger nicht. „Was mich nervt, sind die Leute, die zu mir zu wenig Abstand halten, wenn ich in der Stadt arbeite. Die gehen ganz dicht an mir vorbei. Manche haben überhaupt keine Maske auf.“ Fuzzy muss es wissen: Kaum jemand ist so viel und so lange in der Innenstadt unterwegs wie der Straßenreiniger. Fast so gut wie ein Virologe weiß Fuzzy deshalb, warum das mit der Bekämpfung der Pandemie in Deutschland so lange dauert: „Die Leut’ scheißen sich einfach nichts.“
„Ich habe ja gar keinen riesen Vollbart“, sagt Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher. Und deshalb habe er auch keine Probleme beim Tragen einer FFP2-Maske. Dass das irgendwie nicht zusammenpassen könnte – Bart und Maske – sei ihm noch gar nicht in den Sinn gekommen. Die Maske störe ihn in keiner Weise. Und deswegen habe er auch noch keinen Gedanken daran verschwendet, den Bart abzurasieren. Im Gegenteil: Weil auch er derzeit nicht zum Friseur gehen kann, habe er wenigstens den Bart, den er selbst stutzen könne.
Seit mehr als vier Jahrzehnten ist der Bart ein Markenzeichen von Christian Magerl. Der Aufgemuckt-Sprecher und frühere Grünen-MdL ist sich der Bart-Masken-Problematik durchaus bewusst. „Ich stutze ihn deshalb derzeit ein bisschen mehr, damit die FFP2-Maske auch wirklich gut sitzt.“ Die höherwertigen Masken trage er schon geraume Zeit. Der Bart bleibt also dran, muss sich aber dem Sicherheitsaspekt unterordnen.
Freisings Polizeichef Ernst Neuner hält es ähnlich: Abrasieren kommt nicht in Frage. Dass die Maske deshalb nicht hundertprozentig dicht ist, ist dem Polizeichef „durchaus bewusst. Ich achte deshalb noch mehr auf die Einhaltung des Sicherheitsabstands und beschränke meine Kontakte wirklich auf das Allernötigste.“ An den eigenen Bart will Ernst Neuner übrigens nicht rangehen: „Das überlasse ich lieber den Friseuren.“ Neuner hofft sehr, dass die Geschäfte bald wieder öffnen dürfen: „Ich hab’ nämlich schon einen ziemlichen Corona-Bart.“
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