Mehltretter setzt sich durch: Freisinger SPD-Chef darf erneut für den Bundestag kandidieren

Nach seiner erstmaligen Bundestagskandidatur 2017 konnte der Freisinger SPD-Stadtrat Andreas Mehltretter die Genossen wieder von sich überzeugen. dDas Ergebnis aber war knapp.
Freising – Er will sich in Berlin für einen starken Sozialstaat einsetzen – mit einer Politik, die sich „nicht wegduckt“. Nach seiner erstmaligen Bundestagskandidatur 2017 konnte der Freisinger SPD-Stadtrat Andreas Mehltretter die Genossen wieder von sich überzeugen, das Ergebnis aber war knapp: Mehltretter wurde in einer Kampfabstimmung gegen Manuel Hummler aus Pfaffenhofen mit 29 Stimmen von 54 Delegierten zum Bundestagskandidaten gewählt.
Drei Säulen liegen ihm besonders am Herzen
Der SPD-Bundeswahlkreis Freising-Pfaffenhofen-Schrobenhausen versuchte sich bei der Aufstellungskonferenz mit einer Mischung zwischen Digital und Analog: einer virtuellen Versammlung plus analogen Gang zur Wahlurne. Die Forderungen der beiden Kandidaten Mehltretter und Hummler nach einer Stärkung der Digitalisierung, beispielsweise durch den Ausbau von Homeoffice, wurde zum perfekten Anschauungsprojekt. Denn recht funktionieren wollte die Live-Schalte irgendwie dann doch nicht: Die häufigen akustischen Rückkopplungen und Störungen erinnerten eher an ein Treffen vom Amateur-Funkverein als an eine politische Versammlung. Nach einer halben Stunde flogen dann sogar zahlreiche Delegierte aus der Schalte.

Bei der zehnminütigen Vorstellungsrunde der Kandidaten setzte Mehltretter auf drei Säulen, die ihm besonders am Herzen liegen: eine gleichberechtigte Gesellschaft, eine Politik, die Verantwortung übernimmt, und Investitionen in den Fortschritt. In einem starken Sozialstaat sollte es seiner Meinung nach nicht so etwas geben wie Hartz 4, durch das die „Menschen wie Tiere behandelt werden“. Er möchte sich für eine Grundsicherung einsetzen, um den „Unverschämtheiten des Kapitalismus“ etwas entgegenzusetzen, wie auch für bezahlbaren Wohnraum.
Klare Worte zu den Themen Seenothilfe und Waffenexporte
Daneben fand er klare Worte bei den Themen Waffenexporte, Seenothilfe oder Lieferkettengesetz: Hier könne sich die Politik nicht wegducken, sondern müsse das als große Herausforderungen der Zeit begreifen. Ebenso wichtig: Deutschland darf seiner Meinung nach kein digitales Neuland bleiben, sondern müsse beispielsweise in den Ausbau der Glasfaser-Struktur investieren. Auch für eine reduzierte Arbeitszeit auf eine 35 Stunden-Woche plädierte Mehltretter – freilich ohne dass dadurch Arbeitsplatzverluste entstehen. Was er politisch noch bewegen möchte: die Verbesserung des Gesundheitssystems mit einer besseren Bezahlung für Pflegeberufe. Aber auch die AfD war Thema, denn diese in Einheit mit dem „Irrsinn der Querdenker“ würde ein Klima schaffen, durch das sich potenzielle Täter aufgerufen fühlen würden zu handeln.
Der Pfaffenhofener Hummler, selbstständiger IT-Unternehmer und Sprecher der örtlichen Fridays-for-Future-Gruppe, glaubt, dass vor allem die Digitalisierung und der Klimawandel die wohl größten Schwerpunkte der Zukunft sein werden. Aber auch die Frage, wie es nach der Corona-Krise weitergehe, treibe ihn um – neben dem wirtschaftlichen Schäden und der aktuellen Impf-Strategie.
Große Hoffnung auf politischen Neustart
Die SPD müsse sich jetzt schon um den Umschwung der Rationalisierungen von Arbeitsplätzen durch den digitalen Wandel kümmern – wie eben auch um Möglichkeiten, die Energiewende zügig voranzutreiben mit Windrädern und Photovoltaik-Anlagen. Gerade die jüngste Rede des Kanzlerkandidaten Olaf Scholz habe ihm große Hoffnung auf einen politischen Neustart gemacht.
Bei der Wahl gab es keine Enthaltungen. Am Ende hieß es 29:25 für den sichtlich erleichterten Mehltretter. Der Freisinger freut sich nun auf einen „lebendigen Wahlkampf“.
Richard Lorenz
Alle Nachrichten und Neuigkeiten aus Freising und der Region lesen Sie immer aktuell hier.