Nützlich fürs „wirkliche“ Leben: Neue Initiative an Schulen ist nicht nur für Kinder ein Gewinn

Bei der Initiative „Lernen durch Engagement“ wird Schulstoff mit ehrenamtlichem Einsatz verknüpft. Davon profitieren vor allem die Kinder, aber nicht nur...
Freising – Es ist ein Konzept, von dem Kinder und Jugendliche, Schulen und Gesellschaft profitieren: Bei der Initiative „Lernen durch Engagement“ (LdE) geht es darum, dass die Vermittlung von Unterrichtsstoff mit sozialem Einsatz verbunden wird. Zu dem bundesweiten LdE-Netzwerk gehört nun auch die Stadt Freising.
„Dieses Projekt passt sehr gut in unser Portfolio“, betonte Karl-Heinz Wimmer, Referatsleiter für Bildung, Soziales und Sport im Rahmen eines Pressegesprächs im Rathaus. „Es geht darum, Kinder und Jugendliche in gemeinnützige Projekte zu bringen und an ehrenamtliches Engagement heranzuführen. Über die Schulen können wir alle Kinder erreichen.“
Bestes Beispiel ist das Sonderpädagogische Förderzentrum
Die Projektsteuerung verläuft über den Treffpunkt Ehrenamt der Stadt Freising. Er fungiert als neues Kompetenzzentrum in dem Netzwerk, nachdem Leiterin Johanna Sticksel die Fortbildung zur LdE-Begleiterin erfolgreich abgeschlossen hat. Sie ist von dem Konzept begeistert. „Dank dieser handlungsbasierten Lernform können die Schülerinnen und Schüler anhand realer gesellschaftlicher Herausforderungen ihre Lerninhalte vertiefen und machen zugleich die Erfahrung, dass das was sie in der Schule lernen, im ,wirklichen’ Leben tatsächlich gebraucht wird.“

Das beste Beispiel ist das Sonderpädagogische Förderzentrum Freising. Im Sachkundeunterricht ging es für die Viertklässler um Umweltschutz. In diesem Rahmen lud Lehrerin Tina Sommer Ludwig Dinzinger in die Schule ein. Der Freisinger hat es sich zur Aufgabe gemacht, regelmäßig mit dem Schlauchboot über die Moosach zu paddeln, um Müll aus dem Wasser zu fischen. Aus den Bildern, die bei seinen Aktionen entstanden sind, hat er eine kleine Fotoausstellung gestaltet, die mehrere Wochen lang im Förderzentrum zu sehen war: „Was die Moosach alles ausspuckt“.
Projekt inspiriert zu Umweltschutz und sozialem Engagement
„Die Kinder hat das eigeninitiativ zu verschiedenen Müllsammelaktionen inspiriert“, berichtet Tina Sommer. „Bei unserem Ausflug in den Wildpark Poing hatten sie Müllbeutel dabei und haben dort von sich aus Abfall aufgesammelt. Das hat mich umgehauen.“
Weitere Beispiele gefällig? Zweitklässler einer anderen Schule haben sich im Sachunterricht mit Brandschutz auseinandergesetzt und die erworbenen Kenntnisse in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr an Kinder in Geflüchtetenunterkünften vermittelt. Achtklässler, die sich im Sozialkundeunterricht mit Demokratie beschäftigten, führten eine U18-Wahl für ihre Kommune durch.
Initiative ist für alle Beteiligten ein Gewinn
Marita Hanold könnte noch viele solcher Geschichten erzählen. Rund 20 Jahre lang begleitete sie in Baden-Württemberg LdE-Projekte, jetzt unterstützt sie Johanna Sticksel als ehrenamtliche Kraft dabei, interessierte Schulen zu informieren, zu beraten und miteinander zu vernetzen.
Für alle Beteiligten sei diese Initiative eine Win-Win-Situation, betont Maria Hanold. „Kinder stärken ihr Selbstbewusstsein, weil sie als Experten ihr Wissen sinnvoll anwenden und weitergeben können. Sie merken, dass sie gebraucht werden. Schulen erhalten mehr Anerkennung, wenn sie sich nach außen öffnen. Und für die Lehrerinnen und Lehrer ist es eine Entlastung, wenn ehrenamtliche Fachkräfte sie bei der Wissensvermittlung unterstützen.“
Vor allem aber würde die Gesellschaft profitieren, wenn sich der Nachwuchs in Zeiten wachsenden politischen Desinteresses sozial, umweltpolitisch oder kulturell mehr engagiert. Zudem würde man den mächtiger werdenden rechtsextremen Parteien mit LdE etwas entgegensetzen, betont Maria Hanold. „Demokraten fallen nicht vom Himmel. Demokratie muss nicht nur gelehrt, sondern auch gelebt werden.“