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Rassismus-Eklat bei Fußballspiel: Kinder von Zuschauern übel beschimpft - Gegner wehrt Vorwürfe ab

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„Kein Raum für Rassismus“ steht auf diesem Fußball.
„Kein Raum für Rassismus“ steht auf diesem Fußball. © dpa / John Walton

Bei einem Spiel der C-Junioren des SE Freising ist es zu einem Rassismus-Eklat gekommen. Die Spieler wurden von Zuschauern und Gegnern übelst beschimpft. Die streiten alles ab.

Freising – Land auf, Land ab wollen jungen Menschen Wochenende für Wochenende nur eines: Fußball spielen. Den C-Junioren des SE Freising verging am vergangenen Wochenende aber der Spaß: Wie der Verein berichtet, wurden die Jugendlichen beim Auswärtsspiel in Eichstätt fast über die vollen 70 Minuten der Partie massiv rassistisch beleidigt – von vielen Zuschauern, danach auch von den Spielern des Gastgebers. Der VfB Eichstätt dagegen wehrt sich, will von Beleidigungen aller Art nichts wissen – und kündigt rechtliche Schritte an.

Sami Jammali, Trainer bei den C-Junioren des SE Freising, weiß nicht so recht, wie er die Geschichte einordnen soll. Das, was seine jungen Spieler, die aus vielen verschiedenen Kulturen stammen, am Sonntag in der Eichstätter Schottenau erleben hätten mussten, entbehre jeder Jugendarbeit, jedem Verständnis von Vorbildfunktion und gemeinsamem Miteinander – auf und neben dem Fußballplatz.

Rassismus auf dem Fußballplatz: Zuschauer beschimpfen Junioren-Spieler

„Das Spiel war noch keine zehn Minuten alt, „als die Zuschauer begannen, meine Spieler rassistisch und fremdenfeindlich zu beleidigen“, berichtet Jammali. Ausdrücke wie „Pisser“ und „Opfer“ waren noch „harmlos“. Laut einer Stellungnahme des SE Freising, die dem FT vorliegt, wurden die Freisinger Spieler laut und deutlich auch als „Kanacken-Team“ und „Scheiß Nigger“ beschimpft. Und weiter: „Ihr Scheiß Ausländer seid alle mit dem Boot gekommen, und wir hoffen, dass ihr und eure Eltern alle vergast werdet.“

Das Schlimme: Irgendwann übertrugen sich die Emotionen der heimischen Zuschauer auf die Spieler des VfB Eichstätt, „und auch diese haben angefangen, meine Spieler rassistisch zu beleidigen“, berichtete SEF-Coach Jammali weiter. Die Freisinger Akteure seien dagegen zunächst ruhig geblieben, das sei schon immer das Credo in seiner Mannschaft, erläutert Trainer Jammali. „Uns geht’s um Fußball.“

Rassistische Rufe beim Fußballspiel: Freisinger Mannschaft bleibt standhaft

Explizit keinen Vorwurf wollen die Lerchenfelder an Schiedsrichter Erik Straubel richten. Dieser sei jung gewesen, verteidigt Jammali, und „hat es sogar geschafft, das Spiel vernünftig zu Ende zu bringen.“ Auch, dass er Freisings Akteur Kenan Brzovic in der 41. Minute die Rote Karte gezeigt hatte, nachdem sich dieser doch irgendwann verbal gegen die anhaltenden Beleidigungen gewehrt hat, kann Freisings Coach akzeptieren. „Da muss er sich im Griff haben.“

Zu einer Aussprache mit den Eichstätter Verantwortlichen kam es nach Spielende nicht – dazu sahen sich die Gäste aus der Domstadt nicht in der Lage. Schnell packten die Gelb-Schwarzen ihre Siebensachen, so berichtete es Sami Jammali, und flüchteten in die Kabine und dann heim nach Lerchenfeld. So wirklich abgehakt hat das Erlebnis aber noch niemand. Auch im späteren Spielbericht auf der Vereins-Website des SE Freising wurden die Vorfälle thematisiert.

Auf eine Reaktion aus Eichstätt warten die Lerchenfelder bis heute, zudem hofft Trainer Sami Jammali, dass die Ereignisse auch seitens des Bayerischen Fußballverbandes aufgearbeitet würden. Alle müssten sich hinterfragen, vor allem Eltern und Verband. Denn: „Was verstehen wir unter Jugendfußball, wenn so etwas vorkommt?“ Eine berechtigte Frage. Der Verband hat sich auf FT-Nachfrage aber nicht geäußert.

Rassistische Rufe bei Fußballspiel: Keine Vorwürfe an die Kinder

Ein Beispiel für die Kinder sollten Erwachsene doch eigentlich sein, nicht jedoch Vorlagengeber für rassistische und beleidigende Aussagen. Die VfB-Kinder nimmt Jammali ganz am Ende des Gesprächs sogar in Schutz. Diese hätten bei der Hälfte ihrer beleidigenden Aussagen doch eh keine Ahnung gehabt und nur die Erwachsenen nachgeahmt.

In Eichstätt dagegen wehrt man sich massiv gegen die Vorwürfe aus der Domstadt. Er könne sich auch nicht erklären, berichtete Vereinsvorstand Thomas Hein auf FT-Nachfrage, „wie der SE Freising auf so etwas kommt.“ Dezidiert Abstand nehmen wollen die Altmüthaler sogar davon, fremdenfeindliche oder sogar rassistische Äußerungen getätigt zu haben.

Rassismus bei C-Junioren: Fußballtrainer weist Vorwürfe zurück

Heins Sohn spielt in der VfB-U15, zudem war Heins Frau an besagtem Tag mit am Spielfeldrand, „und hat nichts in diese Richtung gehört“, hat sich Hein erkundigt. Vielmehr sogar werde man, werde der SEF auf den Vorwürfen beharren, anwaltlich vorgehen, kündigt Thomas Hein an. „Wenn es sein muss bis zum letzten, so etwas lassen wir uns nicht nachsagen.“ In der betroffenen Mannschaft, zeigt Hein auf, würden drei Spieler mit Migrationshintergrund spielen. „Zudem wurden wir erst für unsere Integrationsarbeit ausgezeichnet.“

Den SE Freising wolle man auf alle Fälle kontaktieren. Ein Abbruch der Partie aufgrund der Ereignisse stand für die Freisinger Fußballer indes nie zur Debatte. Die Antwort gaben die jungen Fußballer aus der Domstadt am Ende lieber auf dem Platz: 4:0 hieß es nach 70 gespielten Minuten für die C-Junioren des SE Freising. Ausgang der nicht-sportlichen Causa? Ungewiss.

Im Landkreis München sorgen derweil die Spieler des FC Türk Sport Garching für einen kleinen Skandal. Die Mannschaft postete ein Foto auf ihrem Instagram Account, auf dem die Spieler den umstrittenen Salutgruß zeigen, der als Solidarisierung mit der türkischen Armee in Syrien angesehen wird. Wie der Verband auf das Foto reagierte, überrascht.

Bei einem Firmen-Fußballspiel auf dem Sportplatz des SV Trudering kam es zu einem tätlichen Angriff auf den Schiedsrichter. Nun sprach das Gericht ein Urteil.

Matthias Spanrad

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