Rauswurf wegen Strafzinsen? Entsetzen bei Sparkassen-Kunde: „Grenzt an Erpressung“

Ein Sparkassen-Kunde will keine Strafzinsen zahlen. Jetzt soll er sein Konto bis Jahreswechsel räumen - das Vorgehen sei das „letzte Mittel“.
- Nicht nur Neukunden drohen künftig Strafzinsen bei Banken. Auch Bestandskunden sind davon betroffen, wie ein Fall aus dem Landkreis zeigt.
- Ein Kunde der Sparkasse Freising hat sich ans FT gewandt.
- Seine Sparkasse droht ihm offen mit Kündigung, sollte der nicht gesprächsbereit sein, ein sogenanntes „Verwahrentgelt“ zu bezahlen.
Freising – „Das grenzt an Erpressung“ ärgert sich Karl Hauser (Name geändert), der mehr als 40 Jahre lang Kunde der Sparkasse ist, über das Kreditinstitut auch zwei Immobilien finanziert hat und eigenen Angaben zufolge wischen 300.000 und 500.000 Euro auf Geldmarkt- und Girokonten eingelegt hat.
Sparkasse Freising gegen Kunden: „Ich habe schon etwas geahnt“
Angefangen hatte alles mit einem Anruf der Bankberaterin. Die hatte um ein Gespräch mit dem Kunden gebeten. „Ich habe schon etwas geahnt und wollte wissen, ob es um Negativzinsen geht“, berichtet Hauser. Als sich das als richtig erwies, bat er um eine schriftliche Bestätigung.
Das Schreiben, das der Neufahrner daraufhin erhielt, liegt auch dem FT vor. Darin begründet die Sparkasse die Einführung von Verwahrentgelt mit den hohen Einlagezinsen, die das Geldinstitut an die Europäische Zentralbank abdrücken müsse. „Diesen Aufwand geben wir ab dem 01.01. 2020 an Sie weiter.“
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Kunde von Sparkasse Freising: „Ich will flexibel sein“
Eine „alternative Anlagelösung“, wie von der Bankberaterin ins Spiel gebracht, kommt für Hauser nicht infrage: „Ich will flexibel sein.“ Die Sparkasse bedauert das in ihrem Schreiben: „Schade, denn wir hätten sicher Möglichkeiten gefunden, damit Ihr Geld wieder für Sie arbeitet und nicht gegen uns.“
Das Ultimatum, das die Bank nun stellt: Kommt es zu keiner Vereinbarung, soll Hauser das Geld bis zum Jahreswechsel von den Konten abziehen. „Andernfalls werden wir von unserem Recht auf die Kündigung der Konten Gebrauch machen.“
Auf FT-Nachfrage teilte Rudolf Gebhard, Pressesprecher der Sparkasse Freising, mit, dass er aus Datenschutzgründen zu Einzelfällen keine Auskunft geben dürfe, bestätigte aber, dass man mit einzelnen Sparern Gespräche über individuelle Vereinbarungen führe. „Wir suchen in jedem Fall einen Ausgleich der Interessen des Kunden mit den betriebswirtschaftlichen Zwängen der Sparkasse Freising.“ Tatsächlich werde als letztes Mittel aber auch eine Kündigung eines Geldmarkt-Kontos in Erwägung gezogen. Das betreffe aber nicht die komplette Kundenverbindung.
„Über 99 Prozent unserer Kunden sind nicht betroffen“
Gebhard verweist auch auf den zunehmenden Druck – durch Sparer, die ihr Geld von anderen Banken zur Sparkasse übertragen würden – ohne Interesse an weiteren Geschäften. „Es ist auf Dauer schwer zu rechtfertigen, wenn die breite Masse unserer Kunden vielleicht sehr hohe Anlagebeträge von wenigen Kunden subventionieren muss.“ Der Pressesprecher betont aber auch, dass es keine generelle Einführung von Verwahrentgelten gebe, und dies auch nicht geplant sei. „Über 99 Prozent unserer Kunden sind davon überhaupt nicht betroffen.“
„Das tröstet mich nicht“, erwidert Hauser. Für ihn ist jedes Kundenprozent, das Negativzins zahlen muss, zu viel. Das Verhalten der Bank ist für ihn nicht akzeptabel. „Mag sein, dass sich in der heutigen Neiddebatte viele über so eine Regelung freuen“, sagt er. „Aber ich habe mein Geld ehrlich verdient und versteuert. Ich sehe nicht ein, es jetzt der Bank zu schenken.“
Im Taunus kommt es zu einer ungewöhnlichen Kooperation. Die Sparkasse und Volksbank eröffnen eine gemeinsame Filiale. Das Konzept erinnert auch durch die Farbliche Abwechslung an die ehemalige Stadionteilung des FC Bayern und des TSV 1860.
Für 2020 plant die Sparkasse außerdem eine drastische Veränderung. Viele Kunden hatten schon lange auf diesen Schritt gewartet.
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