Nächtlicher Krimi um den Domberg-Aufzug: Stadträte bringen Projekt fast zu Fall

Wegen der befürchteten Betriebskosten plädieren etliche Stadträte gegen den lang ersehnten Schräg-Aufzug zum Domberg. Dann kommt es zur überraschenden Wende.
Freising – Er soll den Domberg nicht nur vom Autoverkehr erlösen, sondern den Aufgang auch barrierefrei machen, Tagestouristen zu dem glanzvoll wiedereröffneten Diözesanmuseum und später Seminargäste zum Kardinal-Döpfner-Haus bringen: der Schräg-Aufzug, der an der Bahnhofstraße Ecke Brunnhausgasse von der Stadt auf den Mons doctus führen soll. Doch Stadträte hätten das im Rahmen der Innenstadtsanierung lange geplante Projekt beinahe zu Fall gebracht – wegen der künftigen Betriebskosten.
Eigentlich hätte das Thema in der Sitzung am Donnerstag aufgrund von Vertragsdetails mit der Erzdiözese München und Freising nichtöffentlich behandelt werden sollen. Auf Antrag der Grünen entschied der Stadtrat jedoch, die Grundsatzentscheidung öffentlich zu debattieren.
Die Betriebskosten liegen jährlich im sechsstelligen Bereich
In einer nächtlichen Marathonsitzung, in der zuvor schon auf dramatische Weise über den Haushalt entschieden worden war, informierte Stadtdirektor Gerhard Koch zunächst über die Vorgeschichte: Nachdem das Aufzug-Projekt im Gestaltungsbeirat sehr begrüßt worden war, hatte der Finanzausschuss das Projekt in seiner jüngsten Sitzung mit 5:7-Stimmen abgelehnt.
Grund dafür ist der Kooperationsvertrag, den Stadt und Kirche abschließen möchten. Demnach würde die Kirche die Kosten für den Bau des Aufzugs bezahlen, die Stadt müsste dann den Betrieb finanzieren. Wie es im Stadtrat mehrmals hieß, geht es um eine Summe von rund 120 000 Euro pro Jahr, in jedem Fall um einen sechsstelligen Betrag.
Einer, der im Ausschuss saß und für den Vertrag gestimmt hat, war Ulrich Vogl (ÖDP). „Ich war schockiert, als eine Mehrheit diesem für unsere Stadt wegweisenden Kooperationsprojekt nicht nähertreten wollte“, berichtete er dem FT. Zusammen mit Reinhard Fiedler (FSM) entschied er sich, für das Projekt zu kämpfen – „auch wenn wir keine so große Chance gesehen haben“. Sie reklamierten die Entscheidung und beantragten eine Wiederbehandlung im Stadtrat.
Angespannte Haushaltslage schreckt viele Räte ab
Dort hatten zunächst die Skeptiker das Wort. „Wenn die Kirche diesen Aufzug bauen will, dann soll sie das machen“, betonte Sebastian Habermeyer (Grüne). „Aber dass wir als Stadt uns da jetzt finanziell beteiligen sollen, verstehe ich nicht.“ Das sei nie Thema gewesen und passe nicht in die Zeit. „Wir wollen doch sparen.“ Andere Räte sprachen sich angesichts der angespannten Haushaltslage aus Spargründen ebenfalls gegen die Aufzug-Kosten aus.
OB Tobias Eschenbacher betonte, dass die öffentlichen Wege Aufgabe der Stadt seien. „Wir haben die Chance, dass mit der Kirche ein Dritter für uns den Aufzug baut, der dann uns gehört.“ Bei anderen Aufzügen, an Unterführungen etwa, müsse die Stadt nicht nur den Betrieb, sondern auch den Bau zahlen. „Hier bekommen wir ihn geschenkt.“
Die Freisinger können sich jetzt schon mit Aufzug identifizieren
Fiedler meinte, dass ihm Schulden keine Sorgen bereiteten, wenn die Investitionen der Stadt Freising dauerhaft zugute kämen. „Der Domberg ist das Herz der Stadt. Wir können ihn jetzt wieder zu einem Rückzugsort mit großer Aufenthaltsqualität machen und die Innenstadt stärken.“ Vogl betonte, dass der Aufzug dank der ideal gelegenen Basisstation einen „entscheidenden Beitrag zur Verkehrsvermeidung rund um das Stadtzentrum“ leiste. Und ganz nebenbei könne man das Wärmenetz über die Fluchttreppe kostengünstig auf den Domberg verlängern.
Einer, der im Ausschuss noch dagegen gestimmt hatte und nun umschwenkte, war Robert Weller (FW). Sein Grund: „Das Projekt sorgt für große Begeisterung. Die Freisinger identifizieren sich jetzt schon mit dem Aufzug.“ Maria Lintl (FSM) betonte: „Für viele Senioren ist der Domberg aktuell nicht zugänglich.“ Für sie wäre der Aufzug ebenso ein Segen wie für Menschen, die auf dem Domberg arbeiten, oder für Touristen, die mit schwerem Gepäck am Bahnhof ankommen, um das Diözesanmuseum oder künftig Seminare im KDH zu besuchen.
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Letztlich stimmte der Rat mit 24:15 für den Kooperationsvertrag und damit für die Übernahme der Betriebskosten. 2024 soll der Aufzug realisiert sein – pünktlich zur Landesausstellung im Freisinger Jubiläumsjahr.