Tampons auf Toiletten: Stadtrat will es Mädchen ermöglichen, Schulen sind dagegen

Die Freisinger SPD setzt sich für kostenlose Menstruationsartikel an Schultoiletten ein. Die Schulen aber befürchten negative Auswirkungen.
Freising - Der Antrag der SPD stammt aus dem Frühsommer 2022, behandelt wurde er im städtischen Finanzausschuss aber erst kürzlich. In dem Schreiben hatten die Stadträte Peter Warlimont und Norbert Gmeiner sowie Bundestagsabgeordneter Andreas Mehltretter das Rathaus dazu aufgefordert, in den städtischen Einrichtungen, zum Beispiel den Mittelschulen und Verwaltungsgebäuden, Spender mit Menstruationsartikeln zur kostenlosen Mitnahme bereitzustellen.
Neben der finanziellen Komponente, dass Tampons und Binden für Menschen in schwieriger finanzieller Lage oft schwer erschwinglich sind, nannte Warlimont, der selbst Lehrer ist, noch eine zweite soziale Komponente. „Die Hemmschwelle für junge Mädchen ist oft hoch, sich zu offenbaren“, sagte er im Ausschuss. Eine Ausgabe in der Toilette sei deutlich diskreter als, wie bisher praktiziert, im Sekretariat.
„Die Mädels sind fit genug, sich selbst zu behelfen“
Dem aber widerspricht Sandra Gruber, Leiterin der Mittelschule Lerchenfeld: „Bei uns herrscht ein vertrauensvolles Miteinander. Das klappt wunderbar, dass sich die Mädchen an die Sekretärin wenden“, sagte sie auf FT-Nachfrage. Im Übrigen komme der Fall gar nicht so oft vor. „Die Mädels sind fit genug, sich selbst zu behelfen.“

Auch Simon Pelczer, Leiter der Mittelschule am Steinpark, sieht das Problem nicht. Er habe noch mal mit seinem Sekretariat Rücksprache gehalten – Ergebnis: „Das läuft in der Praxis seit vielen Jahren völlig unkompliziert. Die Schülerinnen kommen und lassen sich das geben, was sie benötigen. Denen ist das nicht peinlich.“
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Im Gegenteil: Probleme sehen die Schulen eher bei der Toiletten-Variante. Dann nämlich würden Tampons und Binden überall landen, nur nicht dort, wo sie hingehören. FSM-Stadträtin Monika Schwind berichtete von Erfahrungen, die ihr von einer weiteren Schule berichtet worden seien: „Wenn alles offen herumliegt, wird Unfug getrieben, werden Toiletten verstopft und Binden an die Tür geklebt.“ Sie könne gut verstehen, dass Schulleitungen das nicht wollen. „Denn traurigerweise funktioniert das nicht.“

Vom Tisch ist das Thema damit allerdings noch nicht. Denn neben der SPD wollen auch Mitglieder anderer Fraktionen grundsätzlich an der Ausgabe kostenloser Menstruationsartikel auf Toiletten festhalten. Auf Antrag von Susanne Günther (Grüne) wurde der Antrag erst einmal um ein Jahr vertagt.
Der Ablehnungsgrundsorgt für Schmunzeln
Günther störte sich vor allem an dem Beschlussvorschlag der Stadtverwaltung. Die wollte die Bereitstellung von Tampons und Binden aufgrund der momentanen Haushaltssituation ablehnen. Allerdings teilte Hauptamtsleiter Rupert Widmann Günther auf Nachfrage mit, dass die Kosten für einen Automaten bei maximal 3000 Euro liegen würden – ohne Material.
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Da musste auch Pelczer schmunzeln. „Jetzt wird dann insgesamt zwei Jahre lang darüber diskutiert, ob uns die paar Kröten dafür zur Verfügung gestellt werden. Dabei haben wir längst darauf hingewiesen, dass wir von den entsprechenden Produktionsfirmen das, was für unseren Bedarf an der Schule notwendig ist, schon seit Jahren kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen.“
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