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Kulturpreis Bayern für den Marzlinger Georg Pomp: Weil Musik nicht perfekt sein muss

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Von: Magdalena Höcherl

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Ausgezeichnet: Georg Pomp (M.) mit dem bayerischen Kunst- und Wissenschaftsminister Markus Blume (l.) und Bayernwerk-Chef Egon Leo Westphal.
Ausgezeichnet: Georg Pomp (M.) mit dem bayerischen Kunst- und Wissenschaftsminister Markus Blume (l.) und Bayernwerk-Chef Egon Leo Westphal. © Alex Schelbert / wildcard.de

Musik für alle will Georg Pomp im Unterricht ermöglichen. Für seine Forschung dazu wurde der Lehrer aus Marzling mit dem Kulturpreis Bayern ausgezeichnet.

Marzling – Klavierklänge klingen nur gut, wenn sich keine falschen Töne in die Melodie schleichen. Die Lieder, die wir hören, müssen perfekt produziert sein, um zu gefallen. Ein Stück muss x-mal geübt worden sein, bevor es jemand hören soll: Solche Maßstäbe sind in unserer Gesellschaft tief verankert und prägen auch den schulischen Musikunterricht. Doch was passiert, wenn man sie ignoriert, und Kindern die Möglichkeit gibt, spielerisch und kreativ mit Instrumenten umzugehen?

Arbeit ausgezeichnet

Das hat Georg Pomp, geborener Wörle, untersucht. Der Marzlinger (30) hat an der Hochschule für Musik und Theater in München studiert und ging für seine Zulassungsarbeit im Fach Schulmusik der Frage nach, wie freies Musizieren im Schulunterricht gelingen kann.

Für die 160 Seiten dicke Arbeit hat er nun in der Sparte Wissenschaft den Bayerischen Kulturpreis bekommen. Diesen verleiht das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst gemeinsam mit dem Energiekonzern Bayernwerk AG jährlich an herausragende Wissenschaftler aus dem ganzen Freistaat.

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„Es soll Spaß machen“

„Das Musizieren ist zu sehr produktorientiert. Es geht nur darum, dass der richtige Ton zur richtigen Zeit erklingt“, kritisiert Pomp. Dabei gehe es um viel mehr: „Es soll Spaß machen, man soll mit der Seele dabei sein.“ Daher ist Pomp auch wichtig, dass im Musikunterricht nicht nur theoretisches Wissen vermittelt wird, etwa die Lebensdaten von Mozart, sondern auch die Praxis im Fokus steht.

Wie Lehrkräfte die Kinder dafür begeistern und auch solche mitnehmen können, die in ihrer Freizeit nicht Querflöte, Geige und Co. lernen, hat Pomp unter anderem in Gesprächen mit sieben Personen vom Fach herausgefunden. Das Ergebnis: „Improvisiertes Musizieren ist für den Schulunterricht gut geeignet.“ Man könne sowohl mit den gängigen Schulinstrumenten wie Klavier, Xylofon oder Glockenspiel arbeiten, als auch mit Gesang oder Tänzen. „Zum Beispiel kann man Bilder zeigen, die vertont werden sollen“, nennt Pomp eine Herangehensweise.

Verblüffende Ergebnisse

Wie klingt ein Elefant? Wie eine Maus? Wie lässt sich eine Winterlandschaft vertonen? Oder gar die Farbe Rot? „Theoretisch kann man das schon mit Kindergartenkindern machen. Die Ergebnisse sind verblüffend“, berichtet der Marzlinger, der mittlerweile in München wohnt.

Das Besondere an dieser Art des Musikmachens sei zudem, dass die Schüler lernen, nicht stur eine Tonreihenfolge wiederzugeben, sondern miteinander zu interagieren, aufeinander zu reagieren und zuzuhören. „Bestenfalls kann man sich im Moment verlieren.“ Das Gute: „Es gibt kein Richtig und Falsch, also kann auch niemand einen Fehler machen.“ Daher sei die Hemmschwelle niedrig – und das Erfolgserlebnis groß.

Das, was Pomp in seiner Arbeit herausgefunden hat, kann er in seiner Arbeit als Musiklehrer – gerade ist er an einem Gymnasium in Fürstenfeldbruck tätig – gleich umsetzen. Denn trotz seiner Glanzleistung strebt er keine wissenschaftliche Karriere an. Er will sich weniger theoretisch mit Musik befassen, sondern sie lieber selber machen und seine Leidenschaft weitergeben – natürlich im Unterricht.

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