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Nach Eklat um Hitlergruß: AfD-Vorstandsmitglieder treten aus der Partei aus

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Von: Andreas Beschorner

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AfD-Funktionär Markus Schierling (r.) tritt aufgrund seines Facebook-Posts nun zurück.
AfD-Funktionär Markus Schierling (r.) sollte für den Bezirkstag kandidideren. Nun ist er nicht mehr in der Partei. © Screenshot Facebook

AfD-Funktionäre in „Hitlergruß“-Pose : Diese Nachricht hat quer durch die politische Landschaft in Freising für blankes Entsetzen gesorgt. Eine erste Konsequenz: Markus Schirling hat seine Kandidatur für den Bezirkstag zurückgezogen.

Update (zz): Erst hat Markus Schirling seine Kandidatur für den Bezirkstag zurückgezogen (wir haben berichtet). Gestern nun erklärten er, der auch Kassier des AfD-Kreisverbands Freising-Pfaffenhofen war, und Frank Salloch, Beisitzer beim AfD-Kreisverband, ihren Austritt aus der Partei. Beiden war ein Post auf der nichtöffentlichen Facebook-Seite von Schirling, der ein Bild von ihm und Salloch in „Hitlergruß“-Pose auf dem Zugspitzplatt samt Beschriftung „Höchste Stelle vom Reich“ zeigte, zum Verhängnis geworden.

Nachdem der stellvertretende AfD-Kreisvorsitzende Tobias Teich vorgestern der Deutschen Presse-Agentur den Rückzug Schirlings „aus freien Stücken“ als Kandidat für den Bezirkstag mitgeteilt hatte, dankte AfD-Kreischef und MdB Johannes Huber kurz danach in einer Stellungnahme Schirling, dass er mit seinem Verzicht auf die Kandidatur „es ermöglicht hat, mit einem unbelasteten Kandidaten in die anstehende Bezirkstagswahl zu gehen“.

Gestern nun die nächste Pressemitteilung Hubers, in der er den „freiwilligen Parteiaustritt“ von Schirling und Salloch „mit sofortiger Wirkung“ bekanntgab. Die Pressemitteilung im Wortlaut: „Sie bedauern das Bild, das zeitlich vor der Mitgliedschaft vor dem Wirtshaus auf der Zugspitze entstanden ist.“ Der AfD-Kreisverband „stellt aber auch fest“, so schreibt Huber, „dass das Bild ohne Zustimmung von Schirling und Salloch in den Medien geteilt wurde“.

Außerdem betont Huber „in Bezug auf die Parteisatzung und die AfD-Unvereinbarkeitsliste“, dass „die AfD für die freiheitlich-demokratische Grundordnung“ stehe. Und weiter: „Diese leben wir nicht nur innerparteilich, sondern sind auch gewillt, sie gegen Rechtsbrüche wie die der Bundeskanzlerin Merkel zu verteidigen.“

Der längste Absatz der Stellungnahme zum Austritt von Schirling und Salloch beschäftigt sich dann mit dem politischen Gegner. Huber schreibt: „Dem AfD-Kreisverband fällt auf, dass bei der politischen Konkurrenz sich jetzt vor allem die lokalen Landtagskandidaten zu Wort melden, um die Sache analog zu linksextremen Aktivisten auszunutzen, obwohl weder Schirling noch Salloch für den Landtag antreten.“ Huber betont im Satz darauf, „dass beide mit ihrem Austritt verantwortungsvoll gehandelt haben“. Vor allem: Huber sehe „die Angelegenheit damit als erledigt an“. Und deshalb freue er sich jetzt auch darauf, mit den anderen gewählten AfD-Kandidaten Tobias Teich (Stimmkreis Pfaffenhofen) und Bernhard Kranich (Stimmkreis Freising) in die Landtagswahl sowie mit Josef Robin (Stimmkreis Pfaffenhofen) in die Bezirkstagswahl zu gehen. Der AfD-Kreischef und Bundestagsabgeordnete versichert, der Bezirkstagskandidat für Freising werde „umgehend nachgewählt“ – ebenso wie ein neuer Kassier und Beisitzer.

Der Fall Schirling/Salloch, den unter anderem die Moosburger Aktionsgruppe Erdlinge publik gemacht hat, hat inzwischen überregional, in ganz Deutschland und auf allen Kanälen Beachtung gefunden.

Der Artikel vom Dienstag

Freising - Die Meldung kam gestern am späten Nachmittag über die Deutsche Presse-Agentur: Markus Schirling (44) aus Au zieht seine Kandidatur als Bewerber des Wahlkreises 117 (Landkreis Freising) für den Bezirkstag zurück. Schirling, der auch Kassier des AfD-Kreisverbandes Freising-Pfaffenhofen ist, zog damit die Konsequenz aus einem nichtöffentlichen Post auf seiner Facebook-Seite, die ihn und AfD-Beisitzer Frank Salloch in „Hitlergruß“-Pose auf dem Zugspitzplatt zeigt. Diverse Gruppen, darunter die Erdlinge aus Moosburg, hatten das Foto öffentlich gemacht. Während der Kreisvorsitzende der AfD, MdB Johannes Huber, sagte, man werde den Fall im Vorstand besprechen, hat laut dpa sein Stellvertreter Tobias Teich (selbst Direktkandidat der AfD Pfaffenhofen für den Landtag) gestern den Rücktritt Schirlings als Kandidat bekannt gegeben. Zu dem Vorwurf selbst habe sich Teich nicht geäußert. Kurz danach ließ sich auch AfD-Kreischef und MdB Johannes Huber vernehmen: Er danke Schirling, „dass er es ermöglicht, mit einem unbelasteten Kandidaten“ in die Bezirkstagswahl zu gehen.

Mit dem laut Teich „aus freien Stücken“ erfolgten Rückzug kam Schirling den Mindestforderungen Freisinger Politiker nach. Bei den politischen Mitbewerbern hatte der Facebook-Post Schirlings und dessen Veröffentlichung für helle Aufregung und Entsetzen gesorgt. Der nichtöffentliche Facebook-Post von Schirling war noch keine Stunde lang öffentlich gemacht worden, da hatte Johannes Becher schon Strafanzeige gegen Schirling und Frank Salloch gestellt. In seiner Stellungnahme betonte der Landtagskandidat der Grünen, „Personen mit einer solchen Gesinnung sollten keinen Platz haben in unseren kommunalen Gremien und Parlamenten“. Und deshalb forderte Becher die AfD im Landkreis Freising auf, Markus Schirling als Kandidaten für den Bezirkstag zurückzuziehen. „Alles andere als der Rücktritt von der Kandidatur und der Rücktritt von den Ämtern in der Partei wäre eine Solidarisierung der AfD mit offenem Rechtsradikalismus und der Ideologie des Nationalsozialismus“. Nicht lange auf sich warten ließ auch die Stellungnahme des CSU-Kandidaten für den Landtag, Staatsminister Florian Herrmann: „Da zeigt sich das wahre Gesicht der AfD: die braune Fratze. Einmal Nazi, immer Nazi. „Die AfD“, so Herrmann, „ist auf dem Weg, zur neuen NPD zu werden. Das dürfte jetzt auch der Letzte begriffen haben.“ Offenbar nicht, denn unter den vielen hundert Kommentaren, die auf den diversen Facebook-Veröffentlichungen und -Verlinkungen inzwischen zu lesen sind (allein die Veröffentlichung auf der Seite der Erdlinge hat über 20 000 Menschen erreicht), sind genügend Stimmen dabei, die die Geste entweder nicht als „Hitlergruß“ erkennen wollen oder nichts dabei finden, wenn man sich so grüßt.

Ebenso wie Becher forderte derweil der Landtagskandidat der SPD, Markus Grill, den Rücktritt von Schirling als Bezirkstagskandidat. Einen neuen Bewerber aufzustellen „wäre das Mindeste, was passieren müsste“. Denn die Berichterstattung um das Bild auf der Zugspitze habe ihn leider in seinen Vorurteilen über die AfD bestätigt: „Wer derart mit Symbolen und Begrifflichkeiten des Dritten Reiches umgeht, zeigt, für welches Gedankengut er steht.“ Grills SPD-Kollege Victor Weizenegger, der für die Genossen in den Bezirkstag will, sagt, Schirling „verhöhnt mit seiner Hitlergruß-Pose die 65 Millionen Toten des Zweiten Weltkriegs und die sechs Millionen Opfer des Holocaust“. Dass AfD-Kreis-Chef und MdB Johannes Huber diesen Post nicht gekannt habe, sei wenig glaubhaft. Und dessen Aussagen, die AfD grenze sich klar von Rechts ab, seien nichts anderes als „eine verlogene Farce“. Der Fall Schirling/Salloch hat inzwischen bundesweit Kreise gezogen: Gestern haben beispielsweise die Berliner Zeitung und welt.de darüber berichtet und die frühere Kanzler-Gattin Doris Schröder-Köpf hat die Berichte über die AfD-Funktionäre in Facebook ebenfalls geteilt.

Medien-Eklat zum Hitlergruß-Foto

Schirling und der Beisitzer des Kreisverbandes, Frank Salloch, sollen vor einigen Jahren auf der Zugspitze den Hitlergruß gezeigt haben. Die Moosburger Aktivistengruppe „Erdlinge“ postete ein entsprechendes Foto mit den beiden auf Facebook. Demnach posieren die beiden Männer auf dem Bild von 2014 unter dem Titel „Auf der höchsten Stelle vom Reich“. Mehrere Medien hatten über den Fall berichtet.

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