1. Startseite
  2. Lokales
  3. Freising
  4. Freising

Nach Silvesterausschreitungen in Berlin: Freisings Einsatzkräfte schockiert - „Chaoten gehören weggesperrt“

Erstellt:

Von: Magdalena Höcherl

Kommentare

Alles andere als friedlich: In Berlin wurden an Silvester Einsatz- und Rettungskräfte angegriffen – nicht nur mit Raketen. Nun werden Konsequenzen gefordert.
Alles andere als friedlich: In Berlin wurden an Silvester Einsatz- und Rettungskräfte angegriffen – nicht nur mit Raketen. Nun werden Konsequenzen gefordert. © Schreiner/DPA

In Berlin waren Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei an Silvester großer Gefahr ausgesetzt. Einsatzkräfte aus Freising sind fassungslos – und uneins, wie sinnvoll ein Böllerverbot ist.

Landkreis – Manfred Danner hält mit seiner Wut über die Bilder zum Jahreswechsel in Berlin nicht hinterm Berg. „Diese Chaoten, die mit Eisenstangen auf den Rettungsdienst losgehen, gehören weggesperrt.“ Der Kreisbrandrat spricht von einer „Verrohung der Gesellschaft“.

Einsatz wird als selbstverständlich gesehen

Ob ein allgemeines Böllerverbot, wie nun mitunter eingefordert wird, die Lösung sei, wagt Danner zu bezweifeln. „Die, die was machen wollen, machen’s trotzdem. Dann werden halt keine Raketen, sondern Autos angezündet.“ Gleichzeitig betont er: „Es ist nur eine absolute Minderheit der Bevölkerung, die sich daneben verhält.“ Nur leider brauche es auf der anderen Seite enorm viele Blaulichtkräfte, die dieser kleinen Menge entgegenstehen. Er könne verstehen, wenn die ehrenamtlichen Kräfte kapitulieren. „Diese Menschen würden sicher auch lieber mit Familie und Freunden in Ruhe feiern, als ihre Freizeit und mittlerweile auch ihre Gesundheit zu opfern – für Menschen, die diesen Einsatz leider als selbstverständlich ansehen.“

Dieser Eindruck entstehe mittlerweile auch bei der Arbeit im Landkreis – wenngleich natürlich absolut nicht in dem Rahmen wie in der Bundeshauptstadt, betont Danner. „Gerade für zwei Jahre Böller-Pause war Silvester sehr ruhig.“ Und gewalttätige Übergriffe gegenüber Feuerwehrleuten seien im Landkreis quasi nicht existent.

Andere Erfahrungen musste Hubert Böck, Leiter des BRK-Rettungsdiensts im Landkreis, im Laufe der Jahre bereits machen. „Handgreiflichkeiten kommen immer wieder mal vor. Oft, weil Patienten psychisch destabilisiert sind, aber auch durch starken Alkoholgenuss.“ Und der häufe sich gerade an Tagen wie Silvester. „Die Hemmschwelle sinkt an solchen Tagen drastisch.“ Parallel dazu müssten die Sanitäter immer häufiger ausrücken.

Geld sinnvoller investieren stattin Raketen

„Wenn geschossen wird, ist selbstverständlich das Gefahrenpotenzial allgemein höher“, sagt Böck. Gegen gewöhnliche Raketen, die vorschriftsmäßig gezündet werden, habe er prinzipiell wenig einzuwenden. „Aber ich weiß nicht, ob es Böller braucht, die laut knallen und eine Druckwelle erzeugen.“ Und gerade solche ohne deutsche Prüfsiegel seien nicht ungefährlich. „Aus Sicht des Rettungsdiensts wäre daher ein Böllerverbot natürlich gut.“

(Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s jetzt auch in unserem regelmäßigen Freising-Newsletter.)

Was der BRK-Rettungsdienstleiter außerdem nicht nachvollziehen kann: „Was heuer an Geld im wahrsten Sinne des Wortes verpulvert wurde, finde ich sehr seltsam. Das könnte man wesentlich sinnvoller investieren.“ Eine mögliche Alternative sei ein zentrales, von der Kommune organisiertes Feuerwerk. „Das ist auch schön, und vor allem ungefährlicher.“ Er sagt aber auch: Für die Umwelt seien gar keine Raketen am besten.

Allgemeines Verbot bestraft auchfriedlich Feiernde

Freisings Polizeichef Matthias Schäfer steht einem allgemeinen Böllerverbot skeptisch gegenüber. Einerseits sei die Umsetzung schwierig. „Dann ist die Polizei nur damit beschäftigt, derlei Verstöße zu ahnden.“ Andererseits treffe ein generelles Verbot auch diejenigen, die sich vernünftig benehmen. „Meiner Meinung nach sollte man gegen die vorgehen, die das Feuerwerk missbrauchen, die Knaller auf andere Leute schießen oder Sachen beschädigen.“ Für die Durchsetzung dieser Maßnahmen habe die Polizei dann auch Rückhalt aus der Bevölkerung. „Wenn man gegen diese Störer vorgeht, wird das jeder Normalbürger und jede Normalbürgerin akzeptieren. Aber man sollte nicht das Gießkannenprinzip anwenden und jeden, der eine Rakete anzündet, gleich anzeigen.“

Ausschreitungen in Berlin haben „neue Qualität“

Beim Blick nach Berlin ist Schäfer besorgt. „Natürlich spielt dabei die allgemeine gesellschaftliche Entwicklung eine Rolle, so etwas kommt ja nicht von heute auf morgen.“ Das, was Silvester passiert sei, habe jedoch eine „neue Qualität“, gerade, was die Angriffe auf Feuerwehrleute und Rettungskräfte angehe.

Erleichtert ist Schäfer zwar, dass es in Freising derlei Vorfälle bislang nicht gegeben habe. In Großstädten und Ballungszentren müsse man künftig im Vorfeld noch mehr auf Prävention setzen und deutlich machen, welche Konsequenzen bei derlei Fehlverhalten drohen können. Er betont: Feuerwerkskörper einzusetzen, um Menschen Schaden zuzufügen, sei alles andere als ein Dummejungenstreich – und müsse dementsprechend mit einer Geld- oder Freiheitsstrafe geahndet werden.

Noch mehr aktuelle Nachrichten aus dem Landkreis Freising finden Sie auf Merkur.de/Freising.

Auch interessant

Kommentare