Weniger Flugverkehr - Auswirkungen von Corona auf Ultrafeinstaub: Bürgerverein Freising übergibt wissenschaftliche Publikation

Welche Auswirkungen hat der reduzierte Flugbetrieb während der Corona-Pandemie auf die Konzentration ultrafeiner Partikel? Der Bürgerverein Freising hat Zahlen dazu.
Freising/Flughafen – Es ist ein weiter, ein steiniger Weg, den der Bürgerverein (BV) Freising in den gut fünf Jahren seit seiner Gründung hinter sich gebracht hat. Und er war erfolgreich. Am Donnerstag übergaben die Vertreter des BV Landrat Helmut Petz eine wissenschaftliche Publikation zu den Auswirkungen des reduzierten Flugbetriebs während der Corona-Pandemie auf die Konzentration ultrafeiner Partikel (UFP). Der lobte den BV für seinen unermüdlichen Einsatz: „Sie haben das Thema salonfähig gemacht.“
Als im März 2020 der Corona-Lockdown auch den Flughafen München ereilte und die Flugbewegungen einbrachen, sah man die große Chance gekommen, das zu bestätigen, was man schon in unzähligen Messungen zuvor herausgefunden hatte: Der Airport sei ein „UFP-Hotspot“, wie es nun Wolfgang Herrmann vom BV ausdrückte. Die Messkampagne, die vom Landkreis Freising und dann sogar auch vom Bayerischen Umweltministerium unterstützt sowie vom Helmholtz-Institut wissenschaftliche begleitet wurde, lief von Juni bis August 2020 und ergab 45 Millionen einzelne Messdaten, wie Herrmann nun in der Sitzung des Planungsausschusses des Landkreises sagte.
Die ausgewerteten Ergebnisse sind jetzt an prominenter Stelle in der Fachzeitschrift „Gefahrstoffe – Reinhaltung der Luft“, die unter anderem vom Verband Deutscher Ingenieure (VDI) herausgegeben wird, publiziert. Die Auswertung der Daten ist detailliert und wissenschaftlich belegt.
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Das zu erwartende Ergebnis der Messkampagne, das in dem Aufsatz dargelegt wird, stellten Herrmann und BV-Vorsitzender Reinhard Kendlbacher im Planungsausschuss an einem Beispiel vor: Im Februar 2020 – also noch vor dem ersten Lockdown – habe es rund 1020 Starts und Landungen am Flughafen gegeben, die mittlere UFP-Konzentration zwischen sechs und 24 Uhr habe bei 51 544 Partikel pro Kubikzentimeter gelegen. Im April 2020, als es nur noch 68 Flüge pro Tag am Airport gab, sank die UFP-Konzentration auf 7063 Partikel. Ein weiteres Ergebnis: Die UFP-Konzentration korreliert mit der Windrichtung. An sieben Messstandorten habe man die Daten erfasst. Gemeinden, die Schutzgemeinschaft Nord, der Landkreis, der Landrat, sogar der Pfarrverband Freising hätten die Messkampagne unterstützt, betonte Kendlbacher.
Nur von einer Seite sei trotz mehrmaliger Anfrage keine Unterstützung gekommen: vom Flughafen. Die Flughafen München GmbH (FMG) habe nicht nur keine UFP-Messstellen auf dem Airport-Gelände installiert, sondern es auch rundweg abgelehnt, dass dort überhaupt gemessen werde, kritisierte der Bürgerverein. „Das können wir nicht nachvollziehen“, so Kendlbacher, der vermutete, dass die Politik schützend die Hand über den Flughafen legen wolle.
Zwei Möglichkeiten, wie man die UFP-belastung am und rund um den Flughafen reduzieren könne, hatten die Vertreter des Bürgervereins auch mitgebracht: zum einen die Entschwefelung des Kerosins auf unter zehn Milligramm pro Kilo (ppm) – derzeit liegt Kerosin bei 100 bis 600 ppm – , zum anderen das Schleppen der Flugzeuge von der Landung zum Gate und vom Gate zum Start, Taxibot genannt.
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