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Hallbergmooser Schulschafe haben „Wintermantel“ abgelegt: Deutscher Meister der Schafschur im Einsatz

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Schafschur in Hallbergmoos
Julian Karl versteht sein Handwerk. Er wurde 2022 Deutscher Meister im Schafscheren. © Oestereich

Die Hallbergmooser Schulschafe wurden vom Deutschen Meister der Schafschur um ihre „Wintermäntel“ erleichtert.

Hallbergmoos – Die Schulschafe haben ihren „Wintermantel“ abgelegt: Dick und schwer hing die Wolle zuletzt an den alpinen Steinschafen, die auf der Weide an der Hallbergmooser Mittelschule grasen und in die pädagogische Arbeit eingebunden sind. Schafscherer Julian Karl befreite sie nun von der Last. Der 22-Jährige aus Traunstein versteht sein Handwerk: Er wurde im vergangenen Jahr Deutscher Meister im Schafscheren (Mittelklasse).

Gelernt hat er es eher zufällig: Bei einem Work & Travel-Aufenthalt in Neuseeland kam er mit Schafen erstmals in Berührung – und lernte die Arbeit von Profis. Im Inselstaat im Südpazifik mit fünf Millionen Einwohnern hat Schafhaltung lange Tradition. Dort zählt man aktuell rund 26 Millionen Schafe. Zum Vergleich: In Deutschland gibt es rund 1,5 Millionen Schafe. „Wenn man einmal mit der Schur anfängt, hört man nicht mehr damit auf“, sagt Karl, der gelernter Zimmerer ist. Seine Passion verbindet er mit seiner Reiseleidenschaft: Als mobiler Schafscherer ist er in ganz Deutschland unterwegs.

Schafe
Sie hat den „Friseur“ schon hinter sich: Senta (2. v. l.) ist die Anführerin der Steinschaf-Gruppe. Sie hat sich zu Beginn der Aktion ein bisserl „geziert“, bis sie dann doch von Julian Karl geschoren wurde. © Oestereich

Man merkt, dass die Tiere gut an den Menschen gewöhnt sind

Die „Schulschafe“ kennt er schon länger – und sie ihn. Er hat sie schon drei Mal geschoren. Von Aufregung war dank Julian Karls ruhiger und sensibler Art, mit den Tieren umzugehen, beim Freiluft-Friseurtermin keine Spur. Keines der Tiere wollte Reißaus nehmen. Ganz im Gegenteil: Neugierig standen sie nahe am Schurstand und beobachteten das Geschehen. „Man merkt, dass die Tiere an Menschen gewöhnt sind“, sagt Julian Frank.

Das kommt nicht von ungefähr: In einem bayernweit wohl einzigartigen Projekt hat Roya Klingner die Tiere in ihre Arbeit an der Mittelschule integriert. Im Sommer 2022 bezogen sie ihre umzäunte Weide an der Hallbergmooser Mittelschule. Gelegentlich sieht man sie auch über den Schulhof traben.

Schafschur
Sieben große Säcke Wolle hat Roya Klingner (l.) nach der Schur eingesammelt und wird sie weiterverarbeiten. © Oestereich

Klingner: Die Schafe haben einen tollen Charakter

Die Leiterin der Offenen Ganztagsschule ist eine international gefragte Expertin für tiergestützte Therapien. In dem von ihr gegründeten Zentrum für hochbegabte Kinder hatte sie schon sehr gute Erfahrungen mit Alpakas und Lamas gemacht. Dann stieß sie auf alpine Steinschafe – eine Rasse, die dem Menschen sehr zugewandt ist. „Sie sind zutraulich, verschmust und haben einen tollen Charakter“, schwärmt Klingner.

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Charakteristisch für die Tiere ist ihr Zusammenhalt. Jedes der sieben „Mädels“, die auf die Namen Senija, Senta, Chesstra, Sternchen, Sylveria, Weida und Sandy hören, hat seinen eigen Charakter und Platz in der Herde. Senta ist die Anführerin. Senija jene, die über die Gruppe wacht und notfalls alarmiert. Sternchen, das schwarze Schaf, ist das klügste Mitglied der Herde. Sie war dann auch die Erste, die sich die Wolle abnehmen ließ. Und jene, die sich die Prozedur bei den anderen aus der Nähe anschaute. Anführerin Senta hingegen zierte sich – bis sie dann doch an die Reihe kam.

Nach der Schur konnten die Zaungäste beobachten, wie sich die Tiere neu beschnupperten und Rangeleien austrugen: „Sie riechen jetzt alle anders und müssen ihre Rangordnung wieder finden“, klärte Klingner die Umstehenden auf. Frieren müssen die Schafe ohne ihr wärmendes Fell nicht, versicherte sie. „Sie haben einen geschützten Unterstand und sind als alpine Schafrasse ganz andere Temperaturen gewohnt.“
Eva Oestereich

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