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Gemeinde Hallbergmoos lässt sich auf Pilotprojekt ein: Wohnkomplex mit speziellem Mobilitätskonzept

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die ehemalige Bäckerei
Auf dem Areal der ehemaligen Bäckerei Weiß ist das Projekt geplant. © Oestereich

Hallbergmoos denkt Mobilität neu: Auf dem Areal der früheren Bäckerei Weiß an der Theresienstraße ist ein Wohnkomplex mit besonderem Mobilitätskonzept geplant.

Hallbergmoos - In seiner Herbstklausur hat der Gemeinderat, wie es heißt, der Entwurfsplanung für das Projekt des Bauträgers RiWe (Allershausen) mit 52 Wohnungen, einer Gaststätte und einer Ladeneinheit zugestimmt. Eine erhebliche Nachverdichtung, die nach Expertenmeinung – verbunden mit einem Mobilitätskonzept – gut an diese zentrale Stelle im Ort passt: Weil es, wie Stadtplaner Markus Vogl sagt, ein neues Miteinander im öffentlichen Raum eröffnet, Individualverkehr reduziert, einen Beitrag zum Klimaschutz geleistet, weniger Flächen versiegelt, Beton verbaut und Wohnen wieder „leistbarer“ wird. Kurzum: Das Projekt schafft aus seiner Sicht einen sozialen, ökologischen und ökonomischen Mehrwert.

Sozialer, ökologischer und ökonomischer Mehrwert erwartet

Die kommunale Satzung schreibt für das Projekt 130 Stellplätze (zwei pro Wohneinheit) vor. Der tatsächliche Bedarf läge laut der Analyse der eingeschalteten Veomo Mobility bei 101 Stellplätzen. Mit einem Mobilitätskonzept ließe sich die geforderte Zahl um 20 Prozent reduzieren – auf 72 bis 88 (Tiefgaragen-) Parkplätze, wie Anna Kracher (Veomo) zeigte. Hinzu kommen 121 Fahrrad-Stellplätze.

Noch ist es nur ein Modell.
Gut angebunden an ÖPNV und Einkaufsmöglichkeiten soll der Wohnkomplex mit den Gewerbeeinheiten werden. Dann braucht man auch kein eigenes Auto mehr. © Veomo

Warum? Die Bewohner können auf den eigenen Pkw verzichten, weil ihnen Car-, Scooter- und Bike- und Lastenrad-Sharing, eine Paketfachanlage und Lade-Infrastruktur-Angebote gemacht werden. Zudem ist die Wohnanlage gut an den ÖPNV angeschlossen: Fünf Gehminuten entfernt sind die Bushaltestelle der Linien 691, 692, 698, die zum S-Bahnhof und nach Freising fahren. Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten sind ganz in der Nähe und fußläufig erreichbar.

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Bürgermeister Josef Niedermair (CSU) warb für die Umsetzung – und den Mut, neue Wege einzuschlagen: „Der Standort ist prädestiniert für das Pilotprojekt. Wir brauchen Nachverdichtung und neue Konzepte.“ Energie selbst zu produzieren und sie – mit weniger Individualverkehr – einzusparen, sei notwendiger denn je: auch mit Blick auf die vom Landkreis Freising bis 2035 angestrebte Klimaneutralität, wie Kracher hinzufügte. Wie Stefan Kronner (SPD, Referent für Ortsentwicklung) äußerte sich das Gros des Rats überzeugt vom Konzept, sprach sich aber für eine rechtliche Absicherung – bei einem etwaigen Eigentümerwechsel – und eine „Rückfallebene“ aus. Also einen Plan B, falls es nicht funktioniert und sich der Parkraumdruck erhöht. „Das müssten wir mitdiskutieren“, unterstrich Christian Schirsch (CSU). Bedenken meldete Silvia Edfelder an: Weil der Ansatz im ländlichen Raum „nicht funktioniert und Menschen zu faul sind, 50 Meter zum Bus zu gehen.“ Größere Einkäufe würden nicht im Laden vor Ort, sondern bei Discountern außerhalb getätigt. Und ein Car-Sharing-Projekt im Ort sei schon mal gescheitert. Dem widersprach Niedermair: „Junge Menschen haben ein anderes Bewusstsein. Und auch wir müssen unsere Einstellung verändern.“ Wer dort hinzieht wisse von Anfang an, worauf er sich einlässt. Robert Wäger (Grüne) lobte das Konzept: „Es steht für Mut, Voraussicht und Vernunft.“ Die Referentin verwies auf funktionierende Projekte in Garching, Ebersberg und München-Freiham.

Mindestens 95 Stellplätze soll es trotzdem geben

Bei drei Gegenstimmen sprach sich der Gemeinderat am Ende einer ausführlichen Debatte für die Umsetzung des Mobilitätskonzepts aus. Die Mindest-Stellplatzzahl wurde auf 95 festgelegt, für 80 und 88 fand sich keine Mehrheit. Über die Ausgestaltung einer „Rückfall-Ebene“ wird in einer der nächsten Sitzungen beraten.

Eva Oestereich

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