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Kickstart Kultur – für viele Künstler ein Lichtblick in dunklen Corona-Zeiten

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Die Freisinger Bank setzt sich für Kunst und Kultur ein.
Die Freisinger Bank setzt sich für Kunst und Kultur ein. © Freisinger Bank

Als nichts mehr ging, kam Kickstart Kultur. Das Projekt wurde mitten im Lockdown zum künstlerischen Erweckungserlebnis in Freising – eine bunte Bilanz.

Landkreis Freising – Es war ein besonderer Wettbewerb, den die Freisinger Bank und die Uferlos Kultur und Veranstaltungs GmbH mit Kickstart Kultur im Corona-Jahr 2021 auf die Beine gestellt haben. Künstler*innen, Musiker*innen, Autor*innen und andere Kunstschaffende konnten sich mit einem Projekt für eine finanzielle Fördersumme bewerben. Knapp 75 Bewerber, Einzelpersonen, Gruppen und Vereine, folgten dem Aufruf im Freisinger Tagblatt. Insgesamt wurden in zwei Bewerbungsrunden 15.000 Euro an Kreative aus dem Landkreis Freising ausgeschüttet.

Wir haben „Kickstart Kultur“ zu unserem Herzensprojekt gemacht, erdacht und entwickelt. Zusammen mit der Freisinger Bank konnten wir viele Künstler*innen aus der Region bei der Umsetzung ihrer Ideen unterstützen. Von der Freisinger Bank kam die finanzielle Unterstützung, wir haben die Künstler*innen mit unserer Sachkenntnis, der Pressearbeit, Social Media und unseren Kontakten unterstützt. In der Corona-Zeit sollte es bewusst kein Wettbewerb sein und es sollte keine Rolle spielen, ob die Künstler*innen aus dem Amateur- oder dem Profibereich kommen. Auch die finanzielle Bedürftigkeit/Situation sollte keine Rolle spielen. Alleine die künstlerische Idee und die tatsächliche Umsetzbarkeit waren ausschlaggebend.

Uferlos-Geschäftsführer Vipo Maat

Für die Prämierten war Kickstart Kultur dann auch viel mehr als nur finanzielle Unterstützung, wie sie in unserem zweiteiligen Interview berichten.

Erfahren Sie hier alles über Kickstart Kultur!

Interview mit Simone Saitenfeder: „Erzählkunst im Rosengarten“

Sie bringt Geschichten, Märchen und Musik zu Gesamtkunstwerken zusammen, die berühren und Freude bereiten: Simone Saitenfeder ist als Erzählerin und Liedermacherin im Großraum München unterwegs. Ihre Kunst brachte sie in dem von Kickstart Kultur geförderten Projekt „Erzählkunst im Rosengarten“ zur vollen Blüte. In dem Freisinger Park hat sie an fünf Sitzbänken Schilder mit CR-Codes installiert – der Schlüssel zu fünf zauberhaften Märchen, die sich alle um die Königin der Blumen drehten. Im Interview berichtet Saitenfelder, wie das Rosengarten-Projekt sie selbst weiterwachsen hat lassen.

Frau Saitenfeder, Sie haben von Kickstart Kultur 1.000 Euro erhalten. Wie haben Sie das Preisgeld eingesetzt?

Dank der Förderung konnte ich die Momo Hess für mein Projekt engagieren, die zwei meiner eingespielten Märchen musikalisch untermalt hat. Außerdem habe ich das Geld für wetterfeste Schilder, Lärchenpflöcke und Schrauben ausgegeben.

Warum war Ihr Projekt ein Lichtblick in dunklen Corona-Zeiten?

Viele Menschen in meinem Umfeld haben sich während der Pandemie aus Furcht vor einer Ansteckung nicht zu den wenigen Veranstaltungen getraut, die überhaupt noch stattfinden konnten. Das fand ich sehr schade, ermöglicht Kultur doch häufig eine Auszeit. Die Schilder mit den QR-Codes bieten nun allen Smartphone-Inhabern eine coronasichere „Tankstelle für‘s Herz“: Man setzt sich auf eine Bank in einer schönen Umgebung und entspannt sich, um abzutauchen in die Welt von Geschichten und inneren Bildern. Im besten Fall kommt man zur Ruhe, lächelt, sinnt nach und kann dann wieder mit neuer Kraft und Zuversicht der realen Welt und dem Alltag begegnen.

Was sind die schönsten Erinnerungen an die Realisierung Ihres Rosengarten-Projekts?

Ich erinnere mich besonders gerne an die Eröffnung gemeinsam mit der Musikerin Momo Hess, den Vertreterinnen und Vertretern von Kickstart Kultur und der Presse. Da war ein sehr wertschätzender Umgang miteinander zu spüren. Was mir gefällt ist, dass mir unterschiedliche Menschen von unterschiedlichen Lieblingsgeschichten berichten. Während naturgemäß die Geschichte „Die sprechende Rübe“ vor allem Kinder sehr lustig finden, habe ich von Erwachsenen mehrfach das Feedback erhalten, dass sie die Parabel „Der Garten der Königin“ sehr berührt. Danke!

Inwieweit hat Sie Kickstart Kultur als Künstlerin weitergebracht?

Für mich war es die erste Förderung, die ich erhalten habe und das erste künstlerische Projekt im öffentlichen Raum. Dadurch bin ich in meinem Selbstverständnis als Künstlerin gewachsen. Außerdem habe ich wieder einmal gelernt, dass man einfach offen und mutig auf Menschen und Behörden zugehen muss. Am meisten bin ich aber an der Erfahrung gewachsen, dass aus Herausforderungen – wie die weggefallenen Live-Veranstaltungen – gute Ideen und neue Projekte entstehen können, wenn man nur kreativ und offen für Neues ist.

Auf welches Projekt von Ihnen dürfen wir uns als Nächstes freuen?

Auf Live-Veranstaltungen! Weitere Abende von Musik & Erzählkunst wie zuletzt im Etcetera „Here comes the sun“ sollen vierteljährlich folgen. Außerdem spinne ich mit zwei anderen Künstlerinnen neue Ideen. Sobald sie spruchreif sind, werden Sie davon erfahren.

Interview mit Ifeanyi Christian Okolo: „Umarmung“

Mit seinen oft überlebensgroßen Werken aus Holz oder Metall hat Ifeanyi Christian Okolo überregionale Aufmerksamkeit erzielt. Drei Skulpturen, die mehrere Monate auf dem Areal der Musikschule und vor der Hauptgeschäftsstelle der Freisinger Bank zu sehen waren, hat der aus Nigeria stammende Künstler mit der Unterstützung von Kickstart Kultur realisiert. In allen drei Fällen geht es um menschliche Bindung. In Zeiten von Corona und sozialer Distanz hat er damit einen Nerv getroffen.

Herr Okolo, inwieweit hat Ihnen das Preisgeld geholfen, Ihre Skulpturen zu realisieren?

Ich habe dank Kickstart Kultur 1500 Euro bekommen und konnte damit die Materialkosten finanzieren: Egal ob es um den Kauf von Holzleim, Benzin für die Motorsäge oder Schleifpapier ging – ich hatte dafür genügend Budget. Es hat sogar noch für etwas Taschengeld für meine Helfer gereicht, die die Skulpturen für mich geschleppt und transportiert haben (lacht). 

Was bedeuten Ihnen die drei Skulpturen?

Für mich war es ein besonderes Projekt, weil es in einer sehr speziellen Zeit entstanden ist, und die Menschen so stark berührt hat. Corona hat mich zu der Frage gebracht, wonach sich die Menschen am meisten sehnen – was sie in der Pandemie am meisten vermissen. Meine Antwort darauf: Sie haben die Nähe vermisst. Und genau darum geht es bei den drei Skulpturen: um Umarmung und Nähe. Und es hat sich gezeigt, dass ich damit einen Nerv getroffen habe.

Was war denn das schönste Feedback, das Sie bekommen haben?

Dass sich die Menschen, die sich die Skulpturen angesehen haben, mit meinen Arbeiten richtig identifiziert haben. Für einen Künstler gibt es kaum ein schöneres Gefühl, als ein Konzept entworfen zu haben, dass die Menschen richtig stark anspricht. 

War das Projekt auch wichtig für Ihre künstlerische Entwicklung?

Ja. Ich bin zwar schon länger bildhauerisch tätig, die meisten Menschen im Landkreis Freising kennen mich aber vor allem als Trommel-Lehrer. Bei einem Workshop von mir haben Teilnehmer gemeint: „Wir haben gar nicht gewusst, dass du auch so viel im bildhauerischen Bereich arbeitest.“ Durch das Kickstart-Projekt habe ich mir auch als Bildhauer einen Namen gemacht, und das gibt mir die innere Kraft weiterzumachen.

Und mit welchem Projekt geht es bei Ihnen weiter?

Ich habe eine Ausstellung in der Rochuskapelle in Landshut geplant, die im September stattfindet. Ich stelle gemeinsam mit einer namhaften Künstlerin aus. Um wen es sich handelt, wird hier aber noch nicht verraten. 

Interview mit Chiave: „Hear My Prayer, Oh Lord“

Sie sind jung, anspruchsvoll und haben wahnsinnig tolle Stimmen: die Frauen des Gesangsensembles Chiave. Im Rahmen von Kickstart Kultur absolvierten sie vier gefeierte Auftritte in verschiedenen Freisinger Kirchen, in denen sie geistliches Liedgut präsentierten. Im Interview berichtet Ensemble-Mitglied Cordula Krätzl, wie sich die Sängerinnen dank Kickstart Kultur wiedergefunden haben.

Frau Krätzl, wie viel Fördergeld haben Sie über Kickstart Kultur erhalten?

Wir haben 750 Euro bekommen. Das Geld haben wir sehr gut gebrauchen können – für Plakate und Flyer zum Beispiel, aber auch, um den Tontechniker und natürlich die GEMA zu bezahlen. 

Was hat es Ihnen gegeben, dieses Projekt zu realisieren?

Für uns war es einfach aufregend, nach über einem Jahr Stillstand wieder auftreten zu können. Darauf haben wir uns schon bei den Proben tierisch gefreut. Als dann schon zum ersten Konzert in St. Georg so viele Menschen gekommen sind, war das ein sehr berauschendes Gefühl. Das Gefühl, dass uns so viele trotz der langen Corona-Zwangspause im Gedächtnis behalten haben. 

Was war der schönste Moment bei dem Projekt?

Die Auftritte haben sehr viel Spaß gemacht. Am Schönsten ist es aber immer nach dem Konzert, wenn man weiß: Man hat es geschafft. Viele haben sich gefreut, uns wiederzuhören. Jemand hat sogar gemeint, wir hätten „gesungen wie Engel“. Das ist natürlich ein tolles Lob. Aber ich freue mich auch immer über Feedback, in dem es darum geht, was wir besser machen können. Denn daran wachsen wir.

Was hat Ihnen Kickstart Kultur außer der finanziellen Förderung gebracht?

Dank dieser tollen Initiative haben wir uns als Ensemble wiedergefunden. Und Kickstart Kultur hat uns geholfen, weiterzuwachsen. Die Möglichkeit, gemeinsam trotz unseres noch recht jungen Alters an so einem großen Projekt arbeiten zu dürfen, und das allein hinbekommen zu haben, war eine wahnsinnig prägende Erfahrung. Danach ist man automatisch eine Nummer größer.

Und wie geht es jetzt mit Chiave weiter?

Eventuell treten wir im Herbst in Leipzig mit einem Männerensemble auf – das wäre die nächste große Erfahrung. Außerdem sind wir dabei, unser Repertoire zu erweitern. Wir wollen mehr Popmusik ins Programm aufnehmen und damit gerne auch bei einem Open-Air-Konzert auftreten. Das wäre ein Traum. (Manuel Eser)

Kontakt:

Freisinger Bank eG Volksbank-Raiffeisenbank
Münchner Straße 2
D-85354 Freising
Tel: +49 (0)8161 189-0
Andrea Strommel
Vorstandsreferentin

Uferlos Kultur und Veranstaltungs GmbH
Ziegelgasse, 9
D-85354 Freising
Tel.: 081614920494
Fax: 081614920495
E-Mail: kontakt@uferlos-festival.de

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