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Eine wunderbare Gerüchteküche

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Skurril und absonderlich, gesellschaftskritisch und lustig, und dabei alles schön in Pastell getaucht. In der Aula des Pallotti-Hauses gibt es derzeit viel zu lachen. Das Kreative Schauspiel-Ensemble (KSE) macht seinem Namen alle Ehre und spielt „Gerüchte . . . Gerüchte“ von Neil Simon. Am Mittwoch war Premiere. Eine wunderbare Gerüchteküche.

Freising – Die Verletzung ist schmerzhaft, aber nicht ernst: New Yorks zweiter Bürgermeister liegt mit durchschossenem Ohrläppchen im Obergeschoß. Seine Frau ist nicht da, kein Hauspersonal auffindbar. Und das, kurz bevor die Party zum zehnten Hochzeitstag steigen soll. Das ist die skurrile Ausgangssituation für ein Theaterstück, das in den 60er Jahren spielt, das von den verzweifelten und denkbar ungeschickten Versuchen der nach und nach eintreffenden Partygäste handelt, die Sache irgendwie zu vertuschen. Und es ist die Ausgangssituation für eine Darbietung, bei der das KSE unter Regie von Philipp Schreyer zeigen kann, was in ihm steckt. Und das ist viel.

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Skurril und lustig ist „Gerüchte . . . Gerüchte“ von Neil Simon. Das Publikum amüsiert sich prächtig. © Lehmann

Auf einer Bühne und in Kostümen, die ganz wunderbar pastellig und kitschig daherkommen, findet das Ensemble exakt die richtige Mischung aus exaltierter Darstellung und ernster Theaterkunst. Die Gags sitzen, die Witze – vor allem auch die Wortwitze – werden exakt herausgearbeitet, jede Geste, jedes genervte Augenverdrehen, jede Regung trifft die Sache genau. Hysterisches Quietschen ist da genauso wenig übertrieben wie das Herumkriechen auf allen Vieren im lustigen Pünktchenkleid. Die entweder ganz auf Äußerlichkeiten getrimmte High Society wird in der KSE-Inszenierung ebenso überzeugend auf die Bühne gebracht wie ein manchmal ganz schwarzer Humor.

Und dabei tut einem das Ensemble den Gefallen, dass es von der ersten bis zur letzten Minute und mit allen Besetzungen und Darstellern das Niveau gleichermaßen hoch hält – grotesk, aber nie Klamauk, schrill, wo es Not tut, hintergründig, wo es sein muss: Anne-Lena Schug und Erik Hansen als Chris und Ken Gorman sind da als Etepetete-Paar genauso sehenswert wie Leoni Mäurer und Alexander Kampmeier als Claire und Leonard Ganz, denen ihr BMW, Tennisclub und Tratsch am wichtigsten sind. Barbara Pointner als Psychologin Ernie Cusack und Ana Maria Handel als Cookie sind ein ebenso grandioses Paar wie Nina Franke und Jonathan Voss als Cassie und Glenn Cooper, die ihre ganz eigenen Eheproblem ausfechten. Und dann ist da noch Jonathan Avonda, der den Officer Welch gibt – denn schließlich gibt es ja einen ganz ominösen Fall aufzuklären.

Noch sechs Mal hat man die Chance, im Pallotti-Haus „Gerüchte . . . Gerüchte“ zu genießen. Infos und Daten unter www.kse-theater.de.

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