Hitzige Debatte um E-Autos: Politiker und Experte geraten zwischen die Fronten

Die Freien Wähler treffen in Oberhummel auf Befürworter und Gegner von Elektromobilität. Dabei gehen die Meinungen himmelweit auseinander.
Oberhummel – Der Landtagsabgeordnete Benno Zierer war sich im Vorfeld nicht sicher, wie viele Gäste er zu der Informationsveranstaltung über Elektromobilität begrüßen darf. Vor Ort in Oberhummel freute sich der Freie-Wähler-Politiker dann über eine volle Gaststube und erlebte eine hochemotionale Diskussion. Das war so wirklich nicht zu erwarten.
Zu dem Vortrag kamen Besucher aus dem ganzen Landkreis. Und die zeigten in der Diskussion eindeutig, wie weit die Meinungen auseinandergehen. Josef Huber, Berater für Elektromobilität bei der Handwerkskammer München und Oberbayern, sprach in seinem Fachvortrag über die Vorteile und Potenziale von Elektroautos. Von dem einen oder anderen Zuhörer wurde er dann aber auch deftig angefeindet. „Sie machen Werbung gegen die deutsche Wirtschaft“, sagte ein Gast, der Elektroautos negativ gegenüberstand. Gottfried Obermair, Fachreferent für Umwelt und Energie der FW-Landtagsfraktion, hatte einiges zu tun, die Diskussion zu koordinieren.
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Zuhörer sieht Kalifornien-Lösung als Vorbild in Sachen Energiewende
Ein anderer Diskussionsteilnehmer wollte dagegen wissen, warum in Deutschland nicht wie in Kalifornien die Photovoltaikanlage auf dem Dach eines neuen Hauses zwingend vorgeschrieben werden könne.

Benno Zierer sah an diesem Abend, wie die Thematik die Menschen bewegt und wie weit die Meinungen auseinandergehen. „Das Thema Energie bildet ein Drittel aller Diskussionen in unserer Landtagsfraktion“, sagte Zierer. Der Abgeordnete machte deutlich, dass die Menschheit mit einem zukünftig weiter steigenden Energiebedarf neue Lösungen brauche und die nicht jedem schmecken könnten: „Die Politik braucht mehr Mut und muss sich künftig auch Dinge trauen, die nicht bei allen gut ankommen. Ich bin sicher kein Grüner, aber wir werden uns verändern müssen.“
Elektroautos: „Ärger über Chaos mit den Ladestationen“

Referent Josef Huber forderte, dass die Infrastruktur für den Alltagsgebrauch des Elektrofahrzeugs ausgebaut werden müsse. So nimmt er beispielsweise Arbeitgeber in die Pflicht, für ihre Angestellten Parkplätze mit Ladestationen zu schaffen. Ein Besucher der Veranstaltung ärgerte sich am meisten „über dieses Chaos mit den Ladestationen, für die ich zehn verschiedene Karten brauche. Ich fahre mit einem anderen Auto doch auch zu jeder Tankstelle und kann mit der EC-Karte bezahlen.“
Die Diskussion dieses lebhaften Abends zeigte deutlich, dass die Befürworter der Elektroautos mehr Infrastruktur fordern. Gegner dieser Technik wiederum haben in der Debatte gelästert, dass die mit Strom betriebenen Fahrzeuge nur durch die Subventionen und steuerlichen Vorteile Absatz finden. Mittendrin stand Benno Zierer, der Veränderungen in der Energiepolitik als alternativlos betrachtet und selbstkritisch sagte, dass die Zögerlichkeit der Politik bei den Wählern nicht gut ankomme.
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