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Kult-Wirt Martin Hagl denkt ans Aufhören und plant sein nächstes Abenteuer

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Martin Hagl mit Tochter Isabell auf einem Boot
Der Sonne entgegen! Martin Hagl, hier mit Tochter Isabell, ist seit einigen Jahren gerne als Skipper auf dem Meer unterwegs. Künftig könnte das noch viel öfter der Fall sein. © privat

Er war Artist, Prinz und er prägt seit 35 Jahren Moosburgs Gastronomie. Nun überlegt Wirt Martin Hagl, sich für ein neues Abenteuer in die Ferne zu wagen.

Moosburg – In den nächsten Wochen ist es DER Treffpunkt für die Mitglieder der Moosburger Narrhalla: die Prinzenhofburg. Seit einigen Jahren ist diese im Staudinger Keller beheimatet – der Kultwirtschaft, die besonders in den Sommermonaten wegen des traditionellen Biergartens geschätzt wird. Bewirtet wird das Gasthaus an der Münchener Straße seit fast 18 Jahren vom Ehepaar Martin und Michaela Hagl. Und wenn es nach den beiden geht, werden sie die zwei Jahrzehnte Staudinger-Jubiläum nicht mehr als Pächter feiern. Denn sie suchen bereits nach einem geeigneten Nachfolger.

Gründe für diesen Entschluss sind hauptsächlich die Engpässe beim Personal, die explodierenden Nebenkosten und dass Martin Hagl nach 35 Jahren Wirts-Dasein sagt: „Ich habe diese Power in der Gastronomie nicht mehr.“

Fly, Madhouse und Staudinger Keller

Bereits als 20-Jähriger hatte er das legendäre Fly an der Bahnhofstraße übernommen, und seitdem verschiedene Lokale und Discotheken betrieben. Nach dem Fly (1986-96) kamen das Madhouse (1992-2004), das Fly 2000 (1996-2003), der Pizzatreff (2000-04) und seit April 2005 der Staudinger Keller. Teilweise tanzte Martin Hagl als Gastronom parallel auf drei Hochzeiten gleichzeitig.

Kennengelernt hatte er das Metier schon sehr früh. Als Bub kam er bei seinem Opa im „Capitol“ bereits mit Gaststätte, Kino und Kegelbahn in Berührung und half dort fleißig mit: machte sauber, schenkte am Tresen aus oder fuhr mit zum Wareneinkauf nach München. Ansonsten war der Martin, der mit seinen zwei Brüdern Jürgen und Bernd aufwuchs, ein ziemlicher Lausbub. Seine Hobbys waren Taekwondo, Surfen, Skifahren, Tennis und Akkordeonspielen. Nach der Schule fing er eine Zimmererlehre bei der Firma Leitsch an und verdiente sich am Wochenende die eine oder andere Mark dazu.

Martin Hagl als Hochseil-Artist in Spanien
„Wilde Zeit mit totaler Freiheit“: Kaum volljährig, war Hagl als Artist auf dem Hochseil in Spanien unterwegs. © privat

In dieser Zeit zog der rebellische Jugendliche Schwierigkeiten magisch an. Als er die Lehre abgeschlossen hatte und auch noch zum Bund sollte, machte er sich mit seinem Kumpel Alexander Alexander, einem Spross der Oskani-Truppe, aus dem Staub und schloss sich als Hochseilartist den „Los Bordinis“ in Spanien an. „Eine wilde Zeit mit totaler Freiheit“, beschreibt Martin Hagl die zwei Jahre, in denen er teilweise vor Tausenden von Zuschauern auftrat.

Nach einem Disput mit dem Chef der Gruppe ließ sich Martin von seinem Bruder Bernd in Gijon abholen und kehrte nach Moosburg zurück, wo er 1986 das Fly am Bahnhof übernahm und trotz des maroden Zustands zu einem In-Lokal machte. Legendär sind bis heute die Beach-Partys, die er veranstaltete, als noch niemand wusste, was das war.

Das Wirtspaar Michaela und Martin Hagl 2003 als Faschingsprinzenpaar
2003 regierte das Wirtsehepaar als Michaela III. aus der Discowelt und Martin II. von Speis und Trank den Moosburger Fasching. © privat

Sie sind nur einer der Meilensteine des Kult-Wirts, der viele Auf und Abs erlebte und als positiv Verrückter immer wieder neue Ideen und Visionen hat. Unterstützt wird und wurde er dabei immer von seiner Familie. Vor allem von Ehefrau Michaela, die alle nur „Mela“ nennen und die er im Fly kennenlernte, als sie von der Bedienung zum unverzichtbaren Partner und geliebten Menschen wurde, den er 1998 heiratete und mit dem er seit 2005 die gemeinsame Tochter Isabell hat. Mit seiner Mela bildete Martin Hagl 2003 auch das Prinzenpaar des Moosburger Faschings, dem er seit 1987 auch schon als Elfer angehört hatte. „Ich weiß nicht, wie wir das damals geschafft haben, ich hab in dem Fasching mehr als zehn Kilo abgenommen“, erzählt der Ex-Prinz. „Heute würde ich maustot umfallen. Es war eine sehr anstrengende, aber trotzdem eine schöne Zeit.“

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So wie das meiste, was er bislang als Gastronom in der Dreirosenstadt angepackt und erlebt hat. Dabei hat er echte Freunde gefunden, die ihn auf seinem Weg begleitet und mitgeholfen haben. Einige, wie das Ehepaar Jassy und Roland Koch, gehören inzwischen praktisch zur Familie und waren in die Entscheidung, diesen Winter kürzerzutreten, involviert. Es gibt bei reduzierten Öffnungszeiten zwar weiterhin diverse Veranstaltungen wie die „Madhouse Revival Party“. Im Fasching ist die Hofburg natürlich ebenfalls geöffnet und auch Geburtstage und Feierlichkeiten sind möglich. So richtig los geht es aber erst wieder im Frühjahr, wenn der Maibaum aufgestellt und dann der Biergarten geöffnet wird. In welchem Umfang, hängt dann allerdings vom Personalstand ab. Möglicherweise müsse man da Abstriche machen, damit die Gäste weiter in der gewohnten Qualität bewirtet werden können, sagt Mela Hagl.

„Geschlossen“-Schild vor Gaststätte Staudinger Keller in Moosburg
In den Wintermonaten wird beim Staudinger kürzergetreten, so dass die Türen auch mal einige Stunden zu bleiben. © Josef Fuchs

Auf der Suche nacheinem Nachfolger

Die Suche nach einem Nachfolger läuft, aber die Hagls fühlen sich ihren Kunden und auch dem Verpächter verpflichtet, jemanden zu finden, der den Staudinger in bewährter Tradition weiterführen möchte. Ab wann das sein soll, dafür haben sie sich kein konkretes Zeitlimit gesetzt. Was danach kommen soll, steht auch nicht fest. Aber es gibt Tendenzen.

Denn Martin Hagl hat seit einigen Jahren mit Kumpel Markus Kieninger das Bootfahren als großes Hobby entdeckt. Bei einem gemeinsamen Papa-Kind-Urlaub mit ihren Töchtern hatten sie sich vor Jahren ein Motorboot gemietet und diese seien im Lauf der Zeit immer größer geworden. Mittlerweile cruisen die beiden mit sämtlichen Bootsführerscheinen ausgestattet auf großen Katamaranen wochenlang vor der dalmatinischen Adriaküste und können bis zu acht Personen mitnehmen. „Da gondeln wir jetzt rum“, erzählt Martin, und Mela sagt, sie könnte sich vorstellen, auf einem Boot zu leben oder zumindest in den Süden umzusiedeln.

Bleibt die Frage, ob sich, bis es soweit ist, auch Moosburg vorstellen kann, ohne Kult-Wirt Martin Hagl auszukommen.
Josef Fuchs

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