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„Warten auf Godot“: Düstere Parabel über die Sinnlosigkeit der Welt auf einer Freisinger Bühne

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Keiner der beiden kennt Godot und keiner der beiden weiß, was er von ihm will: Philipp Metzner (r.) und Jonathan Avonda führen auf der Bühne die tief empfundene Sinnlosigkeit ad absurdum. Warten auf Godot ist Glanzstück der Theaterkunst. © Lehmann

Es ist ein Paradestück des absurden Theaters: Samuel Becketts „Warten auf Godot“. Die düstere Parabel über die Sinnlosigkeit der Welt bringt das KreativeSchauspielEnsemble (KSE) im Montessori Zentrum auf die Bühne.

Freising –  Bei der Premiere am Freitagabend erwartete die Zuschauer eine spannende, bedrückende, teils aber auch mit einem überraschenden Maß an Komik gespickte Inszenierung. Die Rolle der ewigen Verlierer Wladimir (Didi) und Estragon (Gogo) ist mit Philipp Metzner und Jonathan Avonda hervorragend besetzt. Die beiden Landstreicher warten auf Godot. Keiner von den beiden kennt ihn, keiner weiß eigentlich so ganz genau, was er von ihm will. Dass er kommt, das wissen sie und da hilft nur warten und sich die Zeit vertreiben. Die Leere und die tief empfundene Sinnlosigkeit, die Metzner und Avonda so hervorragend ad absurdum führen, spiegelt sich auch im Bühnenbild wieder. Das Geschehen spielt sich auf einem etwa vier Meter breitem und zehn Meter langem Podest ab. Alles ist mit schwarzen Tüchern abgedeckt. Fast wie ein Laufsteg präsentiert sich der Bühnenaufbau. Links und rechts davon sitzen die Zuschauer. Statt der bunten Welt der Mode dominiert auf dem Laufsteg jedoch ein Lebensgefühl von tiefer Schwärze.

Unter der Regie von Philipp Schreyer und Andrea Henze 

Immer wieder spielen sich Metzner und Avonda verbal die Bälle zu. Mit Wortgefechten, Erinnerungen und Gefühlsausbrüchen, die den eigensinnigen und dichten Text von Beckett sehr authentisch interpretieren. Sie sprechen aneinander vorbei, blödeln, streiten und vertragen sich wieder.

Die beiden Regisseure Philipp Schreyer und Andrea Henze haben ein geschicktes Händchen bewiesen, das „Nichts“, das nach Beckett jede menschliche Existenz leugnet, bedrückend und spannend zu präsentieren. Ein Zwischenspiel in dieses triste Leben bringt der Auftritt des gewalttätigen Pozzo, einem „Herrenmenschen“ (Hans Fischer), der statt dem ersehnten Godot plötzlich in das Leben der beiden abgerissenen Hauptfiguren tritt. Famos, wie er seinen Diener Lucky (Wolfgang Steger) herumkommandiert. Satanistisch wirkt das, auch wie sich Lucky in der Rolle des Knechts unterwirft.

Das abendfüllende Stück verlangte von den Schauspielern viel ab. Auch im zweiten Akt, in dem die Rollen vertauscht werden und die wiederkehrenden Dialoge der Landstreicher mit ihren alptraumartigen Momenten von Pozzo und Lucky übernommen werden. Ganz großes Theater war das. Passend irgendwie auch in die anstehende Adventszeit, in der das Warten in der Bibel ein Thema ist. Sebastian Steger als Bote Godots hatte im ersten Akt beteuert, dass Godot noch komme. Wer das wissen möchte, dem seien die weiteren Aufführungen empfohlen. Unbedingt ansehen.

Gut zu wissen

Weitere Aufführungen: Mittwoch, 20., Freitag, 22./Samstag,23./Sonntag, 24., November, jeweils um 19.30 Uhr im Montessori-Zentrum an den Guten Ängern. Der Eintritt ist frei, Spenden sind erwünscht.

Maria Martin

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