Zum 90-Jährigen: Wie Allings Sportler den FC Bayern schreckten

Der TSV Alling feiert sein 90-jähriges Bestehen. Dazu gibt es auch die eine oder andere wunderbare Anekdote.
Alling – Bewegung hatten junge Bauernburschen in den 1920er-Jahren genug. Und um die Freizeit totzuschlagen, hätte es keines Vereins bedurft. Aber die Darbietungen beim Kreisturnfest 1929 in Bruck müssen auf die Allinger so großen Eindruck gemacht haben, dass vor 90 Jahren der TSV Alling gegründet wurde.
23 junge Leute von 18 bis 25 Jahren hatten sich 1929 im Müllerwirt getroffen, um den Turn- und Sportverein aus der Taufe zu heben. Pate stand der TuS Fürstenfeldbruck und im Geiste Turnvater Jahn, dessen Motto „Frisch, fromm, fröhlich, frei“ in Form von vier großen F noch heute die Klubfahne ziert. Und zumindest frisch wirkt der Verein trotz seiner 90 Jahre immer noch. Ab Donnerstag wird der Geburtstag vier Tage lang gefeiert.

Blättert man in der Vereinschronik, stechen einige Ereignisse heraus. Beim 20. Geburtstag 1949 war mit der Bayern-Riege der Olympiasieger von 1936, Innozenz Stangl, zu Gast. Ein Foto zeigt ihn im Handstand auf dem Barren. Und dieser Innozenz Stangl aus Jesenwang gehörte vermutlich – dokumentiert ist es nirgendwo – zu den ersten Übungsleitern, die den Allinger Burschen das Turnen beibrachten. Sportplatz war damals übrigens eine Wiese westlich der Hoflacher Straße – zuvor und heute wieder ein Acker. Die Wiese wurde später auch als schräges Handballfeld genutzt, auf dem das eine Tor höher stand als das andere.
Mit seinen Handballern feierte der TSV auch seine größten Mannschaftserfolge. Nach dem Krieg stiegen die Allinger bis in die Landesliga auf. Als Handball allmählich zum Hallensport wurde, endete der Höhenflug. Mittlerweile sind Männer und Frauen in die tiefste Liga zurückgekehrt.
1936 wurden alle sportlichen Aktivitäten eingestellt
Bemerkenswert ist auch, dass 1936 alle sportlichen Aktivitäten eingestellt wurden – wegen „politischer Umtriebe“, wie Mitgründer und TSV-Chef Martin Jäger in seiner Festrede von 1949 erwähnte. Offenbar, so wird es heute interpretiert, wollten die Nazis den Sportverein für ihre Zwecke einspannen. Und geradezu historisch ist das Dokument der amerikanischen Militärregierung von 8. Januar 1946: die Lizenz Nummer 1, die eine Wiedergründung des Vereins erlaubte. Ob die Allinger wirklich die ersten waren oder die Nummern nach dem Alphabet vergeben wurden, lässt sich nicht mehr feststellen.

Eine Sensation gab es aber in der langen Geschichte des TSV: Beim Gastspiel des 1990 gerade deutscher Meister gewordenen FC Bayern lagen die Profis noch fünf Minuten vor Schluss mit 3:5 gegen die damaligen Allinger Bezirksligisten zurück. Die Bayern hätten ganz schön „mit den Augen geklappert“, erinnert sich der damalige Stadionsprecher Gerhard Bauer. Die Gäste schafften dann mit Mühe doch noch ein Remis, über 1000 Zuschauer tobten. Und anders als seine Spieler, die die ganze Sache vielleicht nicht allzu ernst genommen hatten, wirkte Trainer Jupp Heynckes ziemlich angefressen. Eingefädelt hatte die Begegnung TSV-Mitglied Werner Strunz. Der Unternehmer hatte nicht nur einen Namensvetter bei den Profis, sondern ist auch seit Jahrzehnten Mitglied beim FC Bayern. Jedenfalls erlaubte sich der Allinger, seine Spezln und Geschäftsfreunde in München anzusprechen, die wiederum den Freundschaftskick in die Wege leiteten.
Die größte Sparte ist heute Gymnastik und Turnen
Es war dies einer der letzten Erfolge, die den TSV in die Schlagzeilen brachten. Von sich reden machte zuletzt Triathletin Anja Kobs, auch andere Mitglieder der heute „Lauftreff“ genannten Abteilung nahmen regelmäßig an Marathons teil. Bekannt geworden ist auch der 512-Kilometer-Staffellauf in die österreichische Partnergemeinde Lannach 2009.
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Aber ansonsten hat sich der knapp 1200 Mitglieder zählende Verein vor allem dem Breitensport verschrieben. Die mit über 300 Mitgliedern größte Sparte ist heute die Abteilung Gymnastik und Turnen. Aber an Geräten geturnt wird im als Turnverein entstandenen Klub nicht mehr.
Die Fußballer spielen heute in der Kreisliga. Das höchstklassigste Eigengewächs war vermutlich Karl-Heinz Niebler in seiner Bayernliga-Zeit beim SC Fürstenfeldbruck. Er ist seit fünf Jahren Vorsitzender des TSV.
Olf Paschen