Denkmalschützer trauern über Abriss alter Fabrikhalle

Puchheim - Puchheim ist um ein historisch interessantes Bauwerk ärmer: Die im Januar ausgebrannte Halle an der Josefstraße wurde mittlerweile abgerissen. Sehr zum Bedauern von Denkmalschützern.
In letzter Sekunde hatte das neu gegründete Denkmalnetz Bayern versucht, zur Rettung das Fabrikgebäudes beizutragen. „Wir wussten, dass wir sehr spät dran waren, wollten aber nichts unversucht lassen“, sagt Denkmalnetz-Sprecher Johannes Haslauer. Doch trotz seiner Initiative rissen die Bagger das durchs Feuer stark beschädigte Bauwerk nieder.
Der abgerissene Bau war laut Haslauer Teil der Fabrikanlage der „Hausmüllverwertungsgesellschaft München“, die 1898 zur Sortierung und Verwertung des Münchner Hausmülls in der Vorortgemeinde Puchheim gegründet worden war. Die Gesellschaft habe den langgestreckten, zweigeschossigen Satteldachbau mit Segmentbogenfenstern im Jahr 1902 zur Herstellung von Düngemitteln, Leim und Seife in Form erbaut.
Dass der Fabrikkomplex trotz seiner historischen Bedeutung nicht in die Denkmalliste eingetragen war, ist für Haslauer nicht nachvollziehbar. Deshalb trage das Landesamt für Denkmalschutz nun eine Mitschuld an der Zerstörung. „Die Anlage ist ein höchst wichtiges Dokument der Geschichte der beiden Städte München und Puchheim und fand damals überregional Beachtung.“ Haslauer findet allerdings, dass auch die Versicherung und die Bauaufsicht des Landratsamtes die Bedeutung des Gebäudes hätten erkennen müssen und mit dem Eigentümer Alois Harbeck eine andere Lösung als den Abriss finden können.
Während sich Harbeck gegenüber dem Tagblatt nicht zum Abriss äußern wollte, zeigte er sich wohl gegenüber dem Denkmalnetz nicht so wortkarg. „Der Eigentümer berichtete uns, dass er auch lieber erhalten als abgerissen hätte“, sagt Haslauer. Er ist sich sicher, dass die reizvolle Ziegelarchitektur einen wichtigen Baustein für eine Aufwertung des Areals dargestellt hätte. Ob Gastronomie, Wohnen und Arbeiten oder innovative und kreative Kulturnutzungen - das historische Flair hätte nach Ansicht des Denkmalnetzes immense Chancen für die junge Stadt geboten. „Die abgerissene Fabrik hätte ein wichtiger Baustein sein können, die eigene Geschichte neu zu entdecken und dabei ein Stück an authentischer Urbanität zu gewinnen.“
Nach dem Abbruch ist nur noch ein einziger Gebäuderiegel der alten Fabrik vorhanden, die ebenfalls um 1900 gebaute ehemalige Sortierhalle. Sie wurde beim Brand nicht beschädigt. Mit dieser Halle, dem Direktionsgebäude, dem Fabrikgutshof und der ehemaligen Schule bestehen laut Haslauer noch immer hohe geschichtliche, architektonische und städtebauliche Qualitäten: „Aus dieser wertvollen Topographie eines ehemaligen Fabrikortes lässt sich Attraktivität für die Zukunft entwickeln.“ Er hofft, dass Eigentümer und Stadt die seit langem geplante Umnutzung und Aufwertung des ehemaligen Fabrikareals mit der übriggebliebenen Sortierhalle samt Schornstein bald angehen werden. „Das Denkmalnetz Bayern sei bereit, das Projekt zu unterstützen.“