Ukraine-Krieg: Bürgermeister von Wischgorod appelliert „Haltet durch“ - und spricht Verbot aus

Auch in Eichenaus ukrainischer Partnerstadt Wischgorod sind die Menschen fest entschlossen, sich dem Feind in den Weg zu stellen. Bürgermeister Aleksej Momot ruft die Einwohner zum Durchhalten auf.
Eichenau – Bis vor Kurzem war Aleksej Momot noch ein ganz normaler Bürgermeister einer Kleinstadt nördlich von Kiew. Auf seiner Facebook-Seite sieht man Fotos von Debatten im Rathaus, privat hat er dort Bilder vom Planschen mit seiner Tochter oder eines Besuchs des Münchner Oktoberfests eingestellt. Die Menschen lachen, genießen ihr Leben.
Damit ist es vorbei. Jetzt sieht man den Bürgermeister nur noch in Videobotschaften. Mit ernster Miene sitzt der Rathaus-Chef an seinem Schreibtisch, hinter ihm eine ukrainische Flagge. Mindestens einmal pro Tag wendet sich Aleksej Momot an seine Bürger, ruft sie auf, durchzuhalten und zusammen zu stehen. Am Mittwoch suchte Momot Freiwillige, die mit Bussen oder Transportern Hilfsgüter von der Westgrenze nach Wischgorod bringen.
Der Feind soll mit klarem Kopf bekämpft werden
Der Rathaus-Chef greift aber offenbar auch durch. Zu Wochenbeginn veröffentlichte er eine Anordnung, die den Verkauf von Alkohol verbietet. Der Feind soll mit klarem Kopf bekämpft werden.

Die Sozialen Medien geben auch einen kleinen Einblick in dem Kampfgeist der Menschen. Ein Foto unter einem Kommentar zeigt Frauen und alte Männer in einem Raum. Sie nähen Tarnnetze für die Armee, die die Soldaten schützen sollen. In weiteren Kommentaren fragen die Menschen, wie sie helfen können, welche Materialien benötigt werden.
Kleidung verkaufen und Erlös spenden
Kleidung ist es offenbar nicht mehr. Diese Erfahrung haben auch Florian Weber und seine Helfer-Kollegen in Fürstenfeldbruck gemacht. Der Stadtrat und Wirt des Klubhouse hatte mit Gleichgesinnten am Wochenende Hilfsgüter an die Grenze zur Ukraine gebracht. Einer der Helfer blieb vor Ort und stellte fest: Kleidung wird nicht mehr gebraucht. Doch genau davon gingen die meisten Spenden ein. „Wir haben 75 Prozent unserer Lagerfläche genau mit diesen unnötigen Kleidungsstücken belegt“, erklärt Weber. Deshalb schlug er vor, einen Secondhand-Markt zu organisieren, die Kleidung zu verkaufen und von den Einnahmen wirklich benötigte Güter zu kaufen. In der Facebook-Gruppe Brucker helfen der Ukraine stieß dieser Vorschlag auf große Zustimmung. Geplant ist, dass der Secondhand-Markt nächsten Sonntag stattfindet.
Erste Kriegsflüchtlinge angekommen
Indes sind die ersten Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine im Landkreis angekommen. Zwei Familien haben in Germering eine Bleibe gefunden. Wie Martin Rattenberger, Leiter des Amtes für Jugend, Familie, Senioren, Soziales und Schulen erklärt, konnte die Stadt die Geflüchteten in einer gerade leer stehenden Wohnung unterbringen. Versorgt werden die Menschen von der Tafel.
Die Bereitschaft, Wohnraum bereit zu stellen, ist offenbar groß. Beim Landratsamt sind bisher 80 Angebote von Privatpersonen eingegangen, wie eine Sprecherin erklärt. Darunter seien einzelne freie Zimmer, Gästezimmer und frei stehende Wohnungen. Hinzu kämen sieben Angebote von Gemeinden und Behörden.
Wer Räume hat, wird gebeten, sich per E-Mail an asylbewerberunterbringung@lra-ffb.de zu melden. Das Landratsamt weist darauf hin, dass Ukrainer sich bis zu 90 Tage ohne Visum im Land aufhalten dürfen. Danach seien Verlängerungen möglich. Kriegsflüchtlinge werden zudem gebeten, ein Kontaktformular auf der Homepage des Landratsamtes auszufüllen. Das erleichtere die Kontaktaufnahme bei Unterstützungsbedarf.
Alle Informationen über Spendenaktionen im Landkreis können Sie in unserem Ticker nachlesen.