Edigna sendet ihre Botschaft von Frieden und Freiheit

Die Zuschauer applaudieren stehend, einige schwenken blau-gelbe Fahnen. Aus voller Kehle, die Hand auf dem Herzen, singen die beiden Schauspielerinnen auf der Bühne die ukrainische Nationalhymne und der ganze Stadtsaal stimmt mit ein.
Fürstenfeldbruck – So endete ein emotionaler Abend, in dessen Mittelpunkt das Benefiz-Theaterstück „Edigna 23“ stand.
Das Zwei-Personen-Drama erzählt die Geschichte der seligen Edigna von Puch – einer Figur, die Brücken schlägt zwischen West und Ost, Vergangenheit und Gegenwart. Der Legende nach brach die mittelalterliche Königstochter aus den Zwängen des väterlichen Hofes in Frankreich aus und machte sich auf den Weg nach Osten. In einem tiefen Gefühl der Verbundenheit mit ihrem ukrainischen Großvater Jaroslav dem Weisen soll Edigna ihre wahre Bestimmung gesucht – und als Heilerin und Lehrerin in Puch gefunden haben. Hier rammte sie ihr Schwert in die Erde. An der Stelle spross ein hohler Baum, in dem die Selige der Legende nach als Einsiedlerin lebte.
Geschrieben wurde das Stück von Oleksandr Irvanets und Fedir Balandin, der auch Regie führte. Nach der Premiere in Kiew 2018 wollte man beim Edigna-Verein Puch eine Aufführung in Deutschland organisieren. Er hätte sich einen anderen Rahmen dafür gewünscht als den Krieg, sagte der Vize-Vereinsvorsitzende Andreas Lohde. „Aber wann, wenn nicht jetzt, brauchen wir Symbole der Solidarität und Brücken der Verständigung?“
Tatsächlich kann man den Kampf Edignas um Freiheit und Selbstbestimmtheit als Symbol für den Kampf der Ukraine um eben diese Werte sehen. So ist das Stück aktueller denn je. Den vielen ukrainischen Zuschauern im voll besetzten Stadtsaal ging die Aufführung in ihrer Landessprache am Jahrestag des Kriegsbeginns spürbar unter die Haut.
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In der von dramatischer Musik untermalten Mulitmedia-Performance interagierten Anastasia Blazhchuk in der Rolle der Edigna und Irma Vitovska als ihre Mutter Anna von Kiew immer wieder mit Figuren eines Animationsfilms, der in Weiß-Schwarz auf der Bühnenwand eingespielt wurde. Der Gegensatz zwischen den beiden Frauen hätte größer kaum sein können – die Tochter leichtfüßig und beweglich in Fechtkleidung, die Mutter pompös schreitend in einem voluminösen Gewand. Und doch zeigt Anna Verständnis und versucht nicht, ihre Tochter aufzuhalten. Sie stellt ihr heimlich eine Tasche mit Reisegepäck an die Seite und gibt ihr den mütterlichen Segen.
Wer der ukrainischen Sprache nicht mächtig war, tat gut daran, sich das Programmheft mit der deutschen Übersetzung der Dialoge oder zumindest die Zusammenfassung – geschrieben von der Brucker Autorin Theresa Hannig – vorher zu Gemüte zu führen. Während der Aufführung war es zum Mitlesen zu dunkel. Auch die neben der Bühne angebrachten Monitore mit Erklärungstexten halfen nicht wirklich – für Zuschauer im hinteren Bereich des Saales waren sie zu weit entfernt. Doch das emotionale Spiel der Darstellerinnen überwand die Sprachbarriere. Und jeder verstand das gute Ende und seine symbolische Bedeutung: Edignas Kampf endet für sie in Frieden und Freiheit.
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