Gebasteltes, Gestricktes, Gemaltes: Ein Marktplatz für Kreative

Gebasteltes, Gestricktes, Gemaltes und viel mehr: In der Region gibt es unzählige Kreative, die in liebevoller Arbeit Schmuck, Mützen oder Taschen herstellen - und auch kreativ verkaufen.
Fürstenfeldbruck – Verkaufen können sie ihre Ware nicht nur auf Handwerkermärkten. Im Herzen der Stadt bietet Nadine Leder über 90 Selbermachern einen Platz. Dass es draußen auf der Augsburger Straße frostig kalt ist und der alltägliche Verkehrslärm von Autos, Lkw und Bussen herrscht, ist im Laden „Fach 4“ schnell vergessen. Wohlig warm ist es im Geschäft von Nadine Leder, über die Lautsprecher erklingt leise Jazz-Musik und lädt so zum Bummeln ein, zwischen unzähligen Weinkisten hindurch.
Fach 4: 90 Aussteller
Doch das „Fach 4“ ist kein Wein- oder Spirituosengeschäft. Vielmehr dienen die Obst- und Weinkisten als Maß. Nadine Leder berechnet so die Miete. Die Stellflächen in ihrem Laden vermietet sie an Künstler, Designer und Köche. „Von Weinkiste über Regal bis hin zum Schaufenster kann man sich aussuchen, wie viel Fläche man benötigt“, sagt die 42-Jährige. Produkte von über 90 verschiedenen Ausstellern finden so im Laden Platz. Die Selbermacher können ihre Produkte im „Fach 4“ zum Verkauf anbieten und zahlen – je nach Stellfläche – einen Beitrag an Nadine Leder.
Die einen haben so zwei, drei Weinkisten aneinandergereiht, andere haben Mützen und Handschuhe im Kisten-Regal neben Kleiderstangen aus Kupferrohren positioniert. „Auch die Wände kann man mieten“, sagt die Ladeninhaberin und deutet auf mehrere Gemälde, die an der Stirnseite hängen.
Kerzen, Seifen, Kleidung, Schmuck, Taschen und Marmelade findet man beim Streifzug durch den Laden in anderen Ecken wieder. Und das sind nur einige der unzähligen Produkte, die es in dem Geschäft an der Augsburger Straße gibt. Doch ein gewöhnlicher Allerlei-Laden ist das „Fach 4“ nicht. Die Waren sind alle handgemacht – größtenteils von Künstlern und Köchen aus dem Landkreis. Für sie bietet der Laden von Nadine Leder eine Verkaufsfläche, bei der Kunden nach Lust und Laune stöbern können und hier zum Beispiel ein passendes Geschenk finden können.
Fach 4: Alternative zum Online-Geschäft
Eine gute, wenn nicht bessere Alternative zum Online-Geschäft, findet Silvia Niederbichler. „Hier im Laden kann die Kundschaft die Waren anfassen und anschauen, das geht online nicht“, sagt die 41-jährige Eichenauerin. Auf einem älteren, dunkel-hölzernen Tisch hat sie ihre Produkte ausgestellt. „Ich mach hauptsächlich Schmuck mit Naturmaterialien“, sagt Silvia Niederbichler und nimmt eine Kette in die Hand. Die grüne, kristallklare Perle habe sie selbst gewickelt – am Feuer in ihrem Atelier. Seit zehn Jahren lebt die gelernte Grafikerin hauptberuflich ihre Leidenschaft zur Kreativität aus. „Wenn man in den Laden kommt, kann man schauen, ob es etwas Neues gibt, oder auch Wünsche äußern, wie man gerne ein Schmuckstück gestaltet haben möchte“, sagt die Eichenauerin.
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Echte Blüten aus dem Garten, Edelsteine und Bienenwaben verwandelt Sandra Wiedemann aus Adelshofen in Unikate. „Ich mache auch Schmuck, nur anders“, sagt die 34-Jährige und lacht. Die Idee, Bienenwaben als Schmuckanhänger zu kreieren, entstand bei einem Geburtstag: „Meine beste Freundin ist Imkerin in Luttenwang. Zu ihrem runden Geburtstag wollte ich etwas besonderes machen“, erzählt Sandra Wiedemann. Das Geburtstagsgeschenk sprach sich herum – und so habe sie den Schmuck mit den Bienenwaben in ihre Produktion mitaufgenommen. Die ausgedienten Waben dafür bekommt Sandra Wiedemann noch heute aus Luttenwang.
Fach 4: Teils mit Kundenstamm
Mindestens drei Monate können sich die Selbermacher eine Fläche mieten, erklärt Nadine Leder. Einige seien schon lange dabei, etwa seit Eröffnung des Ladens vor sechs Jahren. „Sie haben sich etabliert und mittlerweile einen Kundenstamm aufgebaut“, sagt die Kraillingerin.
Die Fach-4-Chefin achtet dabei auf das Alleinstellungsmerkmal. „Ich schaue, dass wir nicht fünf Keramikerinnen im Laden haben, die hier ausstellen.“ Zwar gäbe es Anfragen, doch die lehnt Nadine Leder ab.
Die Kraillingerin kam selbst vor einigen Jahren nach Fürstenfeldbruck. „Ich habe Kinderklamotten genäht und verkauft.“ Auf der Online-Suche nach einem „Fach“ – der in der Branche gängige Begriff, um selbst hergestelle Produkte auszustellen – stieß sie auf den Laden in der Innenstadt.
Seit Anfang des Jahres ist Nadine Leder die Inhaberin und steht – bis auf den Ruhetag am Mittwoch – jeden Tag in ihrem Geschäft. Nicht selten ist sie in Begleitung von ihren „Untermietern“, die gerade ihre Verkaufsfläche neu gestalten. Von denen gibt es nur Lob für die Chefin: „Sie verkauft alles so, als wenn sie es selbst gemacht hat“, sagt die Schmuckdesignerin Sandra Wiedemann.
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