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OB-Wahl: ÖDP-Kandidatin setzt voll auf Klimaschutz

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Von: Ingrid Zeilinger

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Mit ihrem roten Radltaxi kennt man Alexa Zierl in der Stadt. Nun will die selbstständige Radl-Transportunternehmerin die nächste Oberbürgermeisterin von Fürstenfeldbruck werden.
Mit ihrem roten Radltaxi kennt man Alexa Zierl in der Stadt. Nun will die selbstständige Radl-Transportunternehmerin die nächste Oberbürgermeisterin von Fürstenfeldbruck werden. © peter weber

Sie möchte Fürstenfeldbruck als fürsorgliche Mutter regieren. In einer Art, wie man sie von ihr die vergangenen Jahre nicht kannte. Ihr großes Vorbild ist der Vor-Vorgänger Klaus Pleil.

Fürstenfeldbruck – Seinen Politikstil möchte Alexa Zierl fortführen – wenn die ÖDP-Kandidatin die nächste Oberbürgermeisterin wird.

Im Stadtrat gehört sie zu den Vielrednern. Sie kämpft mit harten Bandagen für ihre Ziele und bleibt beharrlich an Dingen dran. So kennt man Alexa Zierl, die einzige Frau unter den OB-Kandidaten, aus der vergangenen Amtsperiode. Doch als Oberbürgermeisterin will sie ein ganz anderes Bild abgeben, betont die 54-Jährige. Sie will zurück zu ihren Anfängen in der Brucker Kommunalpolitik. Zurück in die Zeit, als Klaus Pleil (BBV) noch Rathauschef war.

„Die Menschen werden überrascht sein, denn man wird eine Seite sehen, die man in den letzten sechs Jahren nicht gesehen hat“, sagt Zierl. „Ich habe damals erfahren, es kann auch anders laufen.“ Der Stil der Offenheit und Bürgerbeteiligung habe sie beeindruckt. „Die Zeit hat mich geprägt.“

Ja zum Bürgerrat

Kaum verwunderlich, dass sie bei komplexen Themen, etwa der Verkehrsproblematik, einen Bürgerrat installieren will. Bürgerbeteiligung und auch ein Bürgerbudget zählt sie auf, wenn es darum geht, Menschen zur Politik zu bringen. Über allem steht dabei immer der Umwelt-, Klima- und Artenschutz. Der hat sie vor über zehn Jahren auch zur Politik gebracht.

Die kurze Bewerbungsrede

Ich bin die richtige Oberbürgermeisterin für Fürstenfeldbruck, weil ich wie alle Mütter gewohnt bin, viele Dinge unter einen Hut zu bringen, von denen man am Anfang denkt, dass sie sich widersprechen. Bei Projekten werde ich alle Beteiligten an einen Tisch holen, denn ich bin überzeugt, dass man so eine Lösung findet, mit der alle leben können. Ich habe den Mut, die Spielräume auszunutzen, die wir rechtlich haben, und möchte alle Projekte als Gelegenheit nutzen, auch noch andere Dinge umzusetzen, die wir uns vorgenommen haben. Da es hier so viele engagierte Menschen gibt, bin ich sicher, dass wir die anstehenden Aufgaben gemeinsam bewältigen werden.

2009 sei ihr bewusst geworden, dass es die Möglichkeit gebe, für die Kinder die Welt erträglich zu machen. Die Elektrotechnikerin, die im Bereich Robotik promoviert hat, hängte ihren Beruf an den Nagel und machte sich in der Wissenskommunikation für Energie selbstständig. Sie schrieb 2012 das erste Klimaschutzkonzept für die Stadt und war vier Jahre Vorsitzende von Ziel 21.

Im Jahr 2014 zog Zierl für die Grünen in den Stadtrat ein und ist seitdem Referentin für Umwelt- und Klimaschutz. Nach drei Jahren Ausschussgemeinschaft mit Florian Weber wechselte sie – angestoßen durch das Bienen-Volksbegehren – 2019 zur ÖDP, für die sie nun bei der Wahl antritt.

Prinzip Schwammstadt

„Klimaschutz wird Aufgabe höchster Priorität im Verwaltungsapparat“, kündigt Zierl an. Bei allen Projekten soll der Klima- und Gemeinwohlcheck erfolgen, auch Barrierefreiheit will sie stets mitbedenken. Schwammstadt ist ein Schlagwort, das sie nennt – sprich ausreichend Grün im Stadtgebiet, um in heißen Sommern für Kühlung zu sorgen. „Der Nebeneffekt: Es macht die Stadt auch attraktiver.“ Sport- und Bewegungsmöglichkeiten im öffentlichen Raum sollen mehr Aufenthaltsqualität schaffen. Parkplätze würde Zierl außerhalb der Stadt schaffen. Ins Zentrum führen attraktive Verbindungen mit wechselnder Kunst am Wegesrand.

Wohnungen will sie nicht auf der Fläche bauen, sondern lieber vorhandene Gebäude aufstocken. Für den Kita-Fachkräftemangel schlägt Zierl vor, mit den Landkreiskommunen gemeinsam eine Schule für Kinderpflege zu installieren. Und im Bereich Freizeit tritt sie für ein integriertes Schwimm- und Eissportzentrum an. Dass dies nicht finanzierbar ist, ist für sie kein Argument.

Die Theorie, dass es der Stadt finanziell nicht so schlecht geht, vertritt Alexa Zierl seit Jahren. Die Schulden seien reduziert worden, es werde einfach zu viel eingeplant. „Wir brauchen mehr Optimismus und Mut statt Angst.“ Daher wolle sie die Spielräume mehr ausnutzen. „Wenn es heißt, es geht nicht aus rechtlichen Gründen, muss man es hinterfragen.“ Und sie würde eine gute Haftpflichtversicherung für die Stadt abschließen.

Viele Stellvertreter

Im Stadtrat möchte sie sich als Oberbürgermeisterin zurücknehmen. „Meine Meinung ist da unwichtig.“ Sie wolle die Argumente unter einen Hut bringen, alle Referenten einbinden und auch allen Fraktionen einen Stellvertreterposten zuweisen. „Da würde ich auch unbezahlten Urlaub nehmen, damit jede Fraktion eine Woche im Amt sein kann.“ Für mehr Transparenz soll ein Livestream auch aus den Ausschüssen sorgen.

Ihre Rolle als Stadtoberhaupt interpretiert sie als Mutter und Mediatorin. „Mit Liebe Dinge unter einen Hut bringen.“ Als Mutter zweier Töchter (15 und 17 Jahre) weiß sie, dass man die unterschiedlichsten Anforderungen zusammenbringen muss, die auf den ersten Blick unvereinbar scheinen. „Ich bin überzeugt, dass es geht, wenn man alle von Anfang an an einen Tisch bringt.“

Deshalb will die freiberufliche Radl-Taxi- und Transportunternehmerin, die seit 2003 in Fürstenfeldbruck lebt, in den ersten 100 Tagen viel mit Menschen in der Verwaltung sprechen. Und dann erst die Projekte angehen. Drei Jahre will sie sich dafür Zeit geben, dann sollen die Brucker erneut wählen – Stadtrat und Stadtoberhaupt.

Die Serie

Am 5. März wird der neue OB gewählt. Das Tagblatt stellt die Kandidaten in alphabetischer Reihenfolge vor.

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