„Oh Happy Day“. Inklusiver Chor muss weiter bangen

Mit seinen Auftritten sorgte der Gospelchor „Oh Happy Day“ regelmäßig für Begeisterung. Das lag nicht nur am Gesang, sondern auch daran, dass der Chor ein Beispiel für gelebte Inklusion war.
Fürstenfeldbruck – 150 Menschen mit und ohne Behinderung standen gemeinsam auf der Bühne und sprühten förmlich vor Begeisterung – bis die Caritas die Trägerschaft für das Projekt beendete.
Dann kam auch noch Corona. Und doch ist der Chor nicht verstummt. Die Mitglieder hoffen noch immer, dass es weitergehen kann.
Der Inklusionschor entwickelte sich aus Gospel-Workshops der Münchner Sängerin und Gesangslehrerin Ulrike Buchs-Quante. Unter ihrer Leitung wurde er 2014 ein Gemeinschaftsprojekt der Caritas-Kontaktstellen für Menschen mit Behinderung in Fürstenfeldbruck und Dachau. 2015 erhielt der Chor den Förderpreis des Kulturvereins Fürstenfeld und 2016 den Miteinander-Preis des Bayerischen Sozialministeriums. Finanzielle Unterstützung kam von der Aktion Mensch und der Caritas als Träger. Doch die beendete nach Unstimmigkeiten über das Programm zu Beginn des vergangenen Jahres die Zusammenarbeit. Auch die Förderung durch die Aktion Mensch lief 2020 aus.
Eine Welt bricht zusammen
Von einem Tag auf den anderen stand der Chor im Regen. „Für uns ist eine Welt zusammengebrochen“, sagte eine der Stimmgruppenführerinnen damals. Doch schnell war klar: Irgendwie wollte man weitermachen, doch der Lockdown im Frühjahr 2020 bremste die Bemühungen zusätzlich aus. Bis auf kleinere Singkreis-Projekte und Auftritte vor Seniorenheimen in zahlenmäßig begrenzter Besetzung war nicht viel möglich – aber immerhin. „Das hat uns ein bisschen zusammengehalten“, sagt Ulrike Buchs-Quante. Doch sie stellt auch klar: „Ohne Träger wird es nicht wieder zu der Qualität kommen, die der Chor einst hatte.“
Ist ein Träger gefunden, könnte man auch wieder Anträge auf Fördergelder der Aktion Mensch stellen. Den jährlichen Finanzbedarf des Chors beziffert Buchs-Quante auf 100 000 Euro, denn der Aufwand für Workshops und Auftritte ist erheblich. Gebraucht wird Geld für Raummiete, Gesangstrainer und Betreuer, Begleitmusiker, Werbung, Technik, Bühnenbau, Fahrdienst, Verpflegung, Gebärdendolmetscher und vieles mehr. „Ich bin ein bisschen ratlos“, sagt die Chorleiterin. Aufgeben will sie die inklusive Formation auf keinen Fall, erst recht nicht, wenn sie die traurigen Nachrichten liest, die immer wieder von den Mitgliedern kommen.
Doch die Zeit seit Anfang 2020 hat Buchs-Quante aufgerieben. „Ich habe fast zwei Jahre ehrenamtlich für den Chor gearbeitet und bin darüber richtig krank geworden.“ Sie hat sich jetzt bis zum Jahresende eine Pause verordnet. Danach könnte „Oh Happy Day“ wieder durchstarten – mit entsprechender organisatorischer und finanzieller Unterstützung. „Es gibt ein künstlerisches Konzept, ein Team und viele Ideen“, sagt Ulrike Buchs-Quante. „Wer uns helfen kann und will, soll sich gerne melden.“