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Zwölf statt 40 Asylbewerber: Aschiebung scheitert trotz Polizei-Großaufgebot

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Von: Thomas Steinhardt

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Puzzlespiel der Identität
Beispielfoto © dpa

Zwölf Asylbewerber in einer Sammel-Aktion abgeschoben: Das meldet das Innenministerium. Tatsächlich sollten aber sehr viel mehr Flüchtlinge in dem betreffenden Flugzeug sitzen.

Landkreis – Die fragliche Maschine hob in der vergangenen Woche am Münchner Flughafen ab. Asylbewerber vorwiegend aus Afrika wurden nach dem Dublin III-Abkommen nach Italien gebracht: Ihr Asylgesuch muss nach geltender Rechtslage dort behandelt werden.

Die Sammelaktion war nach Tagblatt-Information in gewisser Weise ein Pilotversuch: Es sollten Asylbewerber aus mehreren großen Unterkünften Oberbayerns zusammen ausgeflogen werden, statt sie einzeln abzuschieben. Beteiligt waren daher Polizisten – sie müssen die Abschiebungen durchsetzen – aus Rosenheim, Ingolstadt, Waldkraiburg und auch aus Fürstenfeldbruck.

40 waren ausgewählt

Dem Vernehmen nach hatte die Regierung von Oberbayern 40 „handsame“ Flüchtlinge benannt, die im Rahmen dieses Pilotversuch in ihren Unterkünften abgeholt werden sollten. Angesichts der Erkenntnis, dass viele Abschiebungen teils in letzter Sekunde scheitern, hoffte man, de facto 25 Flüchtlinge wirklich in die Maschine zu bekommen. Am Ende waren es nur die vom Ministerium genannten zwölf, während es am Flugplatz in München in jener Nacht vor Polizisten aus ganz Oberbayern nur so gewimmelt haben muss.

Wie nun aber gestaltete sich die Brucker Beteiligung an der Aktion? Ein Sprecher der Polizei seufzt und berichtet widerwillig von dem Einsatz in der Nacht auf vergangenen Donnerstag – in der Nacht deshalb, weil die Maschine in München am Vormittag abheben sollte.

Drohung mit Messer-Attacke

Die Brucker Polizei hatte demnach eine Liste mit elf aus der Unterkunft am Fliegerhorst abzuschiebenden Personen erhalten. Einer war vorher schon untergetaucht, ein anderer hatte die Unterkunft unter Rückgabe seines Hausausweises verlassen. Neun der betroffenen Flüchtlinge also sollten wirklich da sein.

Antreffen konnte die Polizei in der riesigen Unterkunft mit Plätzen für offiziell 1200 Flüchtlinge aber nur vier der Abschiebe-Kandidaten. Die Personen aus Nigeria (drei) und Pakistan seien dann tatsächlich nach München gebracht und dort den zuständigen Beamten übergeben worden, berichtet der Politzeisprecher. Vier von elf aus Bruck, zwölf von 40 bei der gesamten Aktion? Eine dann doch eher mittelmäßige Quote, hieß es bei Beobachtern.

Die Schwierigkeiten bei einer Abschiebung

Insgesamt berichtet der Polizeisprecher davon, dass unabhängig von dieser Sammelaktion immer neue Einzel-Abschiebungen, stets nach Dublin III, auf den Tisch kommen. Für die Polizisten bedeutet das jedes mal sehr viel Aufwand, wobei bei den Einzelabschiebungen die Problematik ganz ähnlich ist wie bei der vom Innenministerium anberaumten Groß-Aktion: Zunächst besteht die Schwierigkeit, die betroffenen Personen überhaupt zu finden, später könnte die Abschiebung am Widerstand des Betroffenen selbst scheitern, am Veto eines Arztes oder des Piloten kurz vor dem Abflug. Für die Geflüchteten bedeutet die Abschiebung das bittere Ende vom Traum eines Lebens im gelobten Land Deutschland.

Unabhängig von diesem Thema bleibt die Massen-Unterkunft am Fürstenfeldbrucker Fliegerhorst – hier leben zunehmend Menschen mit geringer Bleibe-Chance – nicht unproblematisch, auch wenn zuletzt keine größeren Tumulte wie im Dezember 2017 mehr bekannt wurden. In den vergangenen Tagen allerdings kam es dort zu zwei Messer-Droh-Attacken: eine von einem Flüchtling gegen einen anderen, eine gegen einen Mitarbeiter des Fursty-Sicherheitsdienstes.

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