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Von launig bis nachdenklich: Neuer Feuerwehrchef zieht erste Bilanz

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Kreisbrandrat Christoph Gasteiger beim Empfang im großen Sitzungssaal des Landratsamtes.
Kreisbrandrat Christoph Gasteiger beim Empfang im großen Sitzungssaal des Landratsamtes. © FFW (Kreisverband)

Teils sehr launig, teils äußerst nachdenklich beziehungsweise eindrücklich: So gab sich der neue Kreisbrandrat beim Neujahrsempfang der Kreisfeuerwehr, der sein erster in diesem Amt war.

Fürstenfeldbruck - „Das wird mir lange in Erinnerung bleiben. Das war definitiv eine Situation, in der man schlucken muss“, sagte Christoph Gasteiger in seiner Jahresrückschau über die Ankunft ukrainischer Flüchtlinge im Frühjahr in Moorenweis. Angekündigt waren Flüchtlinge mit Handicaps und Kranke. Trotzdem sei ihm der Atem gestockt, als die Türe des Busses aufging, sagte Gasteiger. Es sei das pure Elend gewesen.

Insgesamt sei die Hilfe der Feuerwehr bei der Unterbringung von Flüchtlingen mit das Intensivste des ganzen Jahres gewesen, sagte Gasteiger. In Windeseile habe man Turnhallen hergerichtet, Essensausgaben organisiert, Feldbetten aufgestellt, bei der Gebäudeakquise geholfen, medizinische Versorgung auf den Weg gebracht undundund. „Die Leute hatten nur, was sie am Leib trugen.“

Über 3000 Einsätze im Jahr 2022

Das Organisieren größerer Mengen an bestimmten Artikeln beispielsweise sei eine echte Herausforderung, erzählte Gasteiger: Wo etwa bekommt man 2000 Quadratmeter Bodenbelag her, wenn es gilt, eine Eishalle zur Flüchtlingsunterkunft zu machen? Gasteiger: „Das war ein bisschen wie beim Schwarzhandel nach dem Krieg. Das lief alles über Connections.“

Von den weiteren über 3000 Feuerwehreinsätzen im Jahr 2022 hob Gasteiger beim Empfang im Landratsamt vor über 100 Gästen einige wenige hervor. So etwa den Bombenfund in einem Germeringer Garten, von dem er während eines Feuerwehrfestes in Hattenhofen („Wir haben da gut gegessen“) erfahren habe.

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Der Besitzer des Gartens habe unheimliches Dusel gehabt, weil er die Bombe mit Pickel und Schaufel bearbeitet habe, bevor die Einsatzkräfte kamen, erzählte Gasteiger. Die „coolsten Typen“ überhaupt aber seien die Leute vom Kampfmittelräumdienst gewesen, die das Problem in aller Ruhe gelöst hätten. Zuhause bei der Familie sei er dann trotz Verspätung willkommen gewesen, witzelte Gasteiger: Er hatte ja eine gute Story zu erzählen.

Insgesamt ist die Wehr stabil

Kurz sprach Gasteiger auch die lange Nacht der Feuerwehren an, an der etliche, aber nicht alle der 52 Ortsfeuerwehren teilnahmen. Er sei der Aktion zuerst skeptisch gegenüber gestanden, erzählte er.

Er habe aber alle Veranstaltungen besucht und festgestellt: „Das war super.“ Auch sein Sohn übrigens fand´s gut: Überall gab‘s Pommes und Spezi.

Insgesamt zeichnete Gasteiger bei dem Empfang das Bild einer trotz Fluktuation personell stabilen Feuerwehr im Landkreis (2453 Aktive), bei der die Jugendarbeit ganz groß geschrieben wird. Die Zahl der Jugendlichen habe sogar zugenommen. „Wir sind auf dem richtigen Weg.“

Hoffnung beim Brandschutzzentrum

In diesem Zusammenhang hob Kreisjugendwart Sepp Wagner unter anderem die Kinderfeuerwehr in Mammendorf hervor, die großen Zulauf genieße und den Wissenstest, der immer eine beeindruckende Veranstaltung sei. Bei der Ausbildung der Erwachsenen habe man im Jahr 2022 nach Corona wieder durchstarten können, berichtete Kreisbrandinspektor Jörg Ramel. Immer schwieriger werde es aber, Fahrzeuge für den Unterricht in technischer Hilfeleistung zu bekommen.

In seinem Ausblick auf das Jahr 2023 ging Christoph Gasteiger auf das geplante Brandschutzzentrum ein, dessen Errichtung wegen der schwierigen Finanzlage auf unbestimmte Zeit verschoben worden war. Gasteiger kündigte an, das Thema trotzdem nicht schleifen zu lassen. Er hofft auf einen „Kraftakt mit Pragmatismus“ – und auf eine erste Zusammenkunft zu dem Thema Anfang Februar.  st

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