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Fahrradstreifen statt Parkplätze: Geschäftsleute gehen auf die Barrikaden

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Von: Peter Loder

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Die Parkplätze am Straßenrand sind wichtig für die Kunden. Fallen sie weg, fürchten Einzelhandel und Gastronomie um ihre Existenz.
Die Parkplätze am Straßenrand sind wichtig für die Kunden. Fallen sie weg, fürchten Einzelhandel und Gastronomie um ihre Existenz. © peter weber

Die Innenstadt von Fürstenfeldbruck soll umgestaltet werden. Das Ziel: bessere Bedingungen für Fußgänger und Fahrradfahrer. Aber nicht alle sind von den Maßnahmen begeistert. Jetzt schlagen Geschäftsleute Alarm.

Fürstenfeldbruck – Nach der umstrittenen Tempo-20-Zone an der Schöngeisinger Straße gibt es jetzt Ärger in der Augsburger Straße. Dort sollen sämtliche Kurzparkplätze einem Fahrradstreifen zum Opfer fallen. Die Ladenbesitzer fürchten um ihre Existenz.

Protestbrief von über 30 Unternehmern

Die mehr als 30 betroffenen mittelständischen Unternehmer haben sich jetzt zu einem Bündnis zusammengeschlossen und eine flammenden Protest-Note an OB Erich Raff verfasst. Vor allem, dass sie vor vollendete Tatsachen gestellt würden und von den konkreten Planungen erst aus dem „Rathausreport“, der Informationsbroschüre der Stadtverwaltung, erfahren hätten, erzürnt die Geschäftsleute.

„Als Hauptbetroffene hätten wir schon erwartet, dass wir miteinbezogen werden“, empört sich Wolfgang Lastner. Der Inhaber eines exklusiven Pelzgeschäftes hat im Auftrag seiner benachbarten Kollegen den Brief an den Rathauschef verfasst, den alle unterschrieben haben. „Die ganze Planung ist ein Witz, die ohnehin aussterbende Innenstadt wird so komplett tot gemacht“, argumentieren die Unternehmer darin. Viele von ihnen sind bereits seit vielen Jahrzehnten in der Brucker Innenstadt ansässig.

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Gebühren am Volksfestplatz?

Angefacht wird der Ärger noch von den Bestrebungen der Stadt, dass Autofahrer am bislang gebührenfreien Parkplatz am nahen Volksfest künftig bezahlen müssen.

Nach den bislang bekannten Plänen sollen an der Augsburger Straße sämtliche stadtaus- und einwärts angelegten Kurzparkplätze zugunsten von Radfahrstreifen wegfallen. „Wir können aber auf diese Parkplätze nicht verzichten“, schreiben die Geschäftsbesitzer.

Für viele gehbehinderte oder ältere Menschen sei es unzumutbar, weite Strecke zurückzulegen. Außerdem sei es nicht sozial, diese Kunden auszugrenzen. „Wir müssen weiterhin erreichbar sein. Egal, ob es um Betten, Nahrungsmittel oder Bekleidung geht.“

Neben vier Lokalen und einer Eisdiele gibt es an der Augsburger Straße drei Friseure und einen weiteren bunten Mix an Warenangeboten.

Ideologisch gefärbte Stadtplanung?

Was die Geschäftsbesitzer am meisten stört: Ein sachlich geführter Dialog, bei dem unsere Erfahrungen sicher hilfreich bei den Planungen einfließen hätten können, habe nicht stattgefunden. Sie werfen den Stadtplanern eine politische, oft nur ideologisch eingefärbte Sichtweise vor. Dabei sei es für eine lebendige Innenstadt besonders wichtig, geschäftlich gut aufgestellt zu sein.

„Stattdessen werden uns ständig Prügel in den Weg gelegt“, schimpft Lastner. Das Protestschreiben, das auch an alle im Stadtrat vertretenen Parteien adressiert ist, liegt mittlerweile auf dem Tisch des im Mai aus dem Amt scheidenden Oberbürgermeisters.

Auch OB kritisiert das Vorhaben

Auf Tagblatt-Anfrage erklärte Erich Raff, dass tatsächlich bei einer Ausschusssitzung am 9. November mit einer knappen Mehrheit von 8:7 Stimmen die Streichung der fünf Kurzparkplätze zwischen Dachauer- und Adolf-Kolping-Straße beschlossen worden sei.

Doch der OB versucht die Wogen zu glätten. „Ein Beschluss ist eine Sache, die Umsetzung eine andere.“ Das gegen seine Stimme abgesegnete von den Geschäftsbesitzern monierte Vorhaben ,sei auf unbestimmte Zeit zurückgestellt. „In den nächsten vier bis fünf Jahren wird dort nichts passieren,“ verspricht der scheidende OB. Er äußert Verständnis für den Protest: „Es ist manchmal schon wirklich aberwitzig, was sich etliche so genannte Verkehrsexperten vorstellen.“ Bei den Parkplätzen an der Augsburger Straße sei eine endgültige Entscheidung noch nicht gefallen.

Auch interessant: „Überwiegende Verweilfunktion“: Zweifel an Rechtmäßigkeit von Tempo 20

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