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Stehende Ovationen nach Solostück in der Neuen Bühne Bruck

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Von: Ulrike Osman

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Mimik, Gestik, Stimme: Christina Schmiedel schlüpft komplett in die Rolle der Hebamme Marianne. © Weber

Wer zum Stammpublikum der Neuen Bühne Bruck gehört, dem ist Christina Schmiedel seit langem als Vollblutschauspielerin vertraut. Doch die Zuschauer ihres ersten Solo-Stücks erlebten, dass die 34-Jährige noch eine höhere Qualitätsstufe zünden kann als bisher bekannt.

Fürstenfeldbruck Nach der Uraufführung gab es stehende Ovationen – und das ist selbst für die Neue Bühne eine Ausnahme.

Man kennt diesen Typ. Einen Menschen, der vor dem ausgelieferten Gegenüber im Zugabteil oder Wartezimmer ungefragt die eigene Lebensgeschichte ausbreitet. Seine persönliche Weltsicht kundtut. Sich in Rage redet. So ein Typ Mensch ist Marianne Hofbrecher („wie Einbrecher, nur mit Hof“), arbeitssuchende Ex-Hebamme voller Tatkraft. Bühne und Zuschauerraum sind der Wartebereich der Arbeitsagentur. Während man hier gemeinsam sitzt, hat Marianne viel Zeit zu erzählen.

Auf den Leib geschrieben

Es ist ein überaus realistisches Szenario, in dem Autorin und Regisseurin Petra Wintersteller ihre „Frauenquote – ein Stück Frau“ ansiedelt. Ein Stück, das sie nach eigener Aussage Christina Schmiedel auf den Leib geschrieben hat. Die Darstellerin dankt es ihr mit der völligen Verwandlung in die Figur. Mimik, Gestik, Stimme – alles an der Künstlerin Schmiedel wird zur biederen Marianne. Kein einziger Hänger unterläuft ihr in fast zwei Stunden – trotz Unmengen an lebensechtem Text.

Mit der Zeit wird klar: So blöd ist diese Marianne gar nicht. Das Weibchen-Kostüm – knallenger, ultrakurzer Minirock und weißes Blüschen – hat sie eigentlich nicht nötig. Gut, wenn altbekannte Themen wie Frauenquote, weibliches Konkurrenzdenken und der schlechte Verdienst in sozialen Berufen durchdekliniert werden, ist das nicht unbedingt originell. Doch Marianne hat einen klaren Blick und scheut sich nicht, Wahrheiten auszusprechen – selbst, wenn sie dadurch schon diverse Jobs verloren oder gar nicht erst bekommen hat.

Der Selbstzweifel

Immer wieder überrascht das Stück. Es gibt Filmeinspielungen, Interaktion mit dem Publikum und eine Wahnsinns-Gesangseinlage (ja, singen kann sie auch, und wie). Am stärksten ist das Stück in den Momenten, in denen Schmiedel den inneren Kampf ihrer Figur darstellt – gegen ein weit verbreitetes Frauenleiden namens Selbstzweifel. Einen Kampf, den sie schließlich gewinnt.

So wird das Stück neben aller Komik zum Appell, an die eigenen Träume zu glauben. Einer der ersten Sätze, die Schmiedel auf der Bühne sagt, erweist sich rückblickend als herrlich selbstironisch. „Ein Feuerwerk braucht man da jetzt nicht erwarten.“ Doch. Und was für eins.

Weitere Aufführungen

von „Frauenquote – ein Stück Frau“ an der Neuen Bühne sind an den Freitagen, 27. September, 4. und 11 Oktober, jeweils um 20 Uhr sowie an den Sonntagen, 29. September, 13. und 27. Oktober, jeweils um 19 Uhr. Karten gibt es über die Internetseite www.buehne-bruck.de oder an der Abendkasse.

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