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Ukraine-Krieg: Speiseöl-Krise trifft auch Pizzabäcker schwer - Prekäre Lage in Supermärkten

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Von: Peter Loder

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Brauchen viel Öl: Mahdi Halag Etemadi (l.) und sein Chef Qasim Husseini von Fair Pizza in Fürstenfeldbruck. Die Liefersituation ist schwierig, wir müssen sorgfältig disponieren. Joshua Wörl, Filialleiter
Brauchen viel Öl: Mahdi Halag Etemadi (l.) und sein Chef Qasim Husseini von Fair Pizza in Fürstenfeldbruck. Die Liefersituation ist schwierig, wir müssen sorgfältig disponieren. Joshua Wörl, Filialleiter © pw

Speiseöl ist wegen des Krieges in der Ukraine Mangelware. Nicht nur Verbraucher merken das beim täglichen Einkauf im Supermarkt, wo teilweise schon die Ausgabe begrenzt wird.

Fürstenfeldbruck – Auch Gastronomie und Essenslieferanten stehen vor einem herausfordernden Engpass. Qasim Husseini betreibt seit sieben Jahren das Lokal Fair Pizza an der Dachauer Straße in Bruck. Der 46-Jährige stammt aus dem Iran und hat sich mit dem Lieferservice ein bis jetzt florierendes Geschäft aufgebaut.

Ukraine-Krieg: Nicht nur Spritpreise Belastung - Abgabe von Speiseöl beschränkt

Von 11 bis 22 Uhr klingelt fast ständig das Telefon, wenn Kunden der kleine oder große Hunger plagt. Doch nicht nur das Ausliefern mit den drei Firmenautos wird angesichts steigender Spritpreise zur Belastung. Nun kommt auch noch der Mangel an Speiseöl dazu. Vier bis fünf Liter verbraucht er davon pro Tag, um Pizzen, Schnitzel, Döner oder weitere Gerichte zuzubereiten.

Jeden Freitag fährt er zum Großeinkauf in den ausschließlich mit Gewerbeschein zugänglichen Metro-Markt nach München. Bislang nahm er meist 45 Ein-Liter-Flaschen mit. Seit einer Woche ist die Abgabe auf zwölf Flaschen beschränkt. Nun muss Husseini auf „ein bisschen Entgegenkommen“ an der Kasse hoffen. Doch auch das wird irgendwann ausgereizt sein. Denn auch die Großhändler müssen rationieren.

Ukraine-Konflikt: Auch Mehl wird immer knapper - „Politiker müssen endlich aufwachen“

Die Ukraine ist ein wichtiger Lieferant für Sonnenblumen- und Rapsöl. „Das Land steht für 51 Prozent der auf dem Weltmarkt zur Verfügung stehenden Menge und gehört für Deutschland zu den wichtigsten Importländern“, erklärte zuletzt ein Sprecher des Bundesverbands des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH).

Husseini spürt die Kriegs-Auswirkungen schon heute. Zumal auch das Mehl immer knapper wird. Als letzte Konsequenz müsste er die Mehrkosten an die Kunden weitergeben. Doch Preiserhöhungen wie zuletzt erst im Januar schließt der Pizza-Lieferant vorläufig aus. „Bei uns kaufen ohnehin meist Leute mit einem etwas schmalerem Geldbeutel.“ Und die will er nicht zusätzlich bestrafen. Vielmehr „müssen unsere Politiker endlich aufwachen“.

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Nicht minder prekär ist die Lage in den Supermärkten. Beim AEZ im Brucker City-Center sind die Speiseöl-Regale entweder spärlich oder gar nicht bestückt. „Die Liefersituation ist schwierig, wir müssen sorgfältig disponieren,“ sagt Filialleiter Joshua Wörl. Wer Glück hat und zur richtigen Zeit am richtigen Regal ist, findet die rare Ware. Doch im AEZ ist die Abgabe pro Kunde auf drei Flaschen limitiert.

Ukraine-Krieg: Engpass beim Speiseöl - Hamsterkäufe im Supermarkt

Gleich nebenan in der Aldi-Filiale stehen noch ein paar Kartons mit dem „flüssigen Gold“ im Regal. Dort darf sich der Käufer aber nur mit zwei Flaschen bedienen. Komplett ausverkauft war bei der Tagblatt-„Ölstandskontrolle“ am Dienstagnachmittag der Norma-Supermarkt an der Augsburger Straße. Ein klarer Fall von Hamsterkäufen, wie ihn auch Wörl im AEZ schon erkennen kann: „Im Durchschnitt haben 60 Prozent unserer Kunden an der Kasse eine Speiseölflasche im Warenkorb.“

Von Hamsterkäufen bei Grundnahrungsmitteln hält Wörl grundsätzlich nichts: „Das ist genauso sinnlos wie damals zu Beginn der Corona-Krise die Sache mit dem Klopapier.“ Damals dauerte der Notdurft-Notstand nur wenige Wochen. Diesmal rechnet Wörl damit, dass sich der Versorgungs-Engpass mit Raps- und Sonnenblumenöl noch bis zu einem halben Jahr hinzieht. „Je nachdem wie sich der Krieg entwickelt.“

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