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Gewinner und Verlierer im neuen Stadtrat

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Von: Klaus Greif

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Hier werden bald die neuen Stadträte Platz nehmen.
Hier werden bald die neuen Stadträte Platz nehmen.

Die Grünen sind der große Gewinner der Stadtratswahl. Die Partei konnte ihr Ergebnis von 2014 um rund zehn Prozent steigern und kommt jetzt auf neun (bisher 5) Mandate. Die CSU hat ihre absolute Mehrheit verloren, auch die SPD büßte stark ein.

Germering – Die Wahl zum Stadtrat hat auch in Germering eines klar gemacht: Die Grünen liegen im Trend. Die von Fraktionssprecherin und OB-Kandidatin Agnes Dürr angeführte Liste wurde von 23,7 Prozent gewählt – das sind rund zehn Prozent mehr als vor sechs Jahren. Agnes Dürr meinte, dass sie das so nicht erwartet hätte, und quittierte das Ergebnis mit einem schlichten „Super“.

Ihre Partei stellt künftig neun der 40 Sitze. Sie hat damit ab sofort mehr als die SPD, die von den bisher acht drei Sitze abgeben musste. Die Talfahrt der Sozialdemokraten setzt sich damit unaufhaltsam fort von elf (2008) über acht (2014) auf jetzt nur noch fünf Mandate. Mit 11,9 Prozent liegt die SPD nur noch drei Prozent vor den Freien Wählern.

Agnes Dürr (Grüne)
Agnes Dürr (Grüne)

Die CSU hat ihr Traumergebnis von vor sechs Jahren nicht wiederholen können. Damals hatte die Partei mit 53 Prozent und 21 von 40 Stadtratssitzen die absolute Mehrheit geholt. Ortssprecher und Jugendreferent Oliver Simon, er zieht wieder in das Kommunalparlament ein, ist aber auch mit den jetzt erreichten 46 Prozent sehr zufrieden. „Das Ergebnis vor sechs Jahren war grandios. Es war schon klar, dass es schwer wird, das zu wiederholen.“ Angesichts der strittigen Themen Kreuzlinger Feld und Briefzentrum sei er vor allem froh, dass das wichtigste Ziel der CSU erreicht wurde: „Wir wollten wieder stärkste Fraktion werden. Das haben wir mit Abstand geschafft, darauf bin ich stolz.“ Außerdem dürfe man nicht vergessen, dass OB Andreas Haas überzeugend wiedergewählt wurde: „Das freut uns wahnsinnig.“

Oliver Simon (CSU)
Oliver Simon (CSU)

Die Freien Wähler haben ihr Ergebnis zwar prozentual verbessern können und liegen jetzt bei 8,1 Prozent (6,8). Die Zahl der Sitze bleibt aber konstant bei drei.

Ähnlich ist es bei ÖDP/Parteifreien: Sie kletterten von 3,8 auf jetzt 5,8 Prozent, sind aber weiter mit zwei Sitzen im Stadtrat vertreten. Komplettiert wird das Gremium von der FDP – wie bisher ein Sitz – und den Linken. Letztere zog erstmals in den Stadtrat ein. Spitzenkandidatin Stefanie Lehenmeier zieht mit etwas über 1000 Stimmen der Germeringer Wähler in das Gremium ein.

Das ist der neue Stadtrat

Bürgermeister: Andreas Haas (CSU) 

Stadtrat: 40 Sitze; CSU (19 Sitze, -2): Manuela Kreuzmair (9366), Franz Senninger (8908), Johannes Kirmair (8743), Katrin Schmidt (8512), Thi Thu Thuy Tran (8216), Oliver Simon (8139), Gabriele Pichelmaier (8050), Herbert Sedlmeier (7947), Christian Ganslmeier (7560), Benedikt Nesselhauf (7515), Sandra de Brecey (7254), Hans Pichelmaier (7083), Wolfgang Andre (6626), Rudolf Widmann (6432), Sonja Thiele (6429), Franziska Hotter (6369), Eva Kuchler (6277), Sandra Andre (6248), Marcus Breu (6088); Grüne (9 Sitze, +4): Agnes Dürr (7733), Sophie Schuhmacher (5503), Christian Huber (4632), Gerhard Blahusch (4521), Sepp Dürr (4466), Filiz Gropper-Schäftner (4437), David Kulbe (4149), Barbara Mokler (4082), Angelika Kropp-Dürr (4040); Freie Wähler (3 Sitze, +/-0): Franz Hermansdorfer (4172), Martina Seeholzer (3968), Lorenz Wagner (2687); SPD (5 Sitze, -3): Johannes Landendinger (3801), Fereschteh Erschadi-Zimmermann (3337), Saskia Schon (2602), Christian Gruber (2461), Daniel Liebetruth (2446); FDP (1 Sitz, +/-0): Peter Klotz (2437); ÖDP/Parteifreie (2 Sitze, +/-0): Tanja Pfisterer (2368), Maximilian Streicher (2360); Die Linke (1 Sitz, +1): Stefanie Lehenmeier (1177)

Die Corona-Krise überschattet alles

OB Andreas Haas machte bei seiner Einschätzung der Stadtratswahl deutlich, dass dieses Ereignis im Moment eher unwichtig sei. Die Corona-Krise und ihre Folgen hätten alles andere in den Hintergrund gerückt. Im Rathaus herrsche deswegen auch eine ganz merkwürdige Stimmung. Jetzt müsse man erst einmal sehen, wie es weitergeht, meinte der Rathauschef angesichts der Tatsache, dass ja auch noch wichtige Sitzungen des aktuellen Stadtrats anstehen. Die Klausur mit den neuen Stadträten, die die CSU eigentlich für das erste April-Wochenende geplant hatte, wird wohl ausfallen.

Neuer und alter OB Andreas Haas (CSU).
Neuer und alter OB Andreas Haas (CSU).

Ein einzelnes Wahllokal verzögert das Endergebnis

Eine endgültige Liste all jener Bewerber, die den Sprung in den Stadtrat geschafft haben, lag bis zum Redaktionsschluss gestern Abend nicht vor. Ursache der Verzögerung war Probleme bei der Auszählung eines Briefwahllokals. Rechtsamtsleiterin Dagmar Hager, die mit Jochen Franz die Wahlen leitete, versuchte gestern noch, das Ergebnis zu ermitteln und zu veröffentlichen. Es gelang aber nicht mehr rechtzeitig. 

Obwohl es sich nur um ein einziges Wahllokal handelt, könnte das Ergebnis noch zu Verschiebungen in der Sitzverteilung sorgen. Darauf wies auch OB Andreas Haas hin, als er vom Merkur um eine Stellungnahme zum Ergebnis der Stadtratswahlen gebeten wurde: „Es ist ein großes Wahllokal. Es kann sich noch was ändern.“ 

Die Zahlen im obigen Artikel sind deswegen auch nicht punktgenau richtig – lediglich bei den Prozentzahlen für die einzelnen Parteien ist sicher, dass sie sich nicht mehr wesentlich ändern werden. Wenn man die Zahl der einzelnen Stadtratssitze zusammenzählt, wird man allerdings feststellen: Es sind nur 39. Das ist eine der Folgen des noch nicht ausgezählten Wahllokals. 

Auf der städtischen Internetseite sind bis gestern Abend die Einzelergebnisse der Bewerber auf der Basis von 51 der 52 Wahllokale aufgelistet. Hier kann man sich einen ersten Überblick darüber verschaffen, wer in den Stadtrat einzieht. Der Bericht unten über diejenigen Kandidaten, die am auffälligsten nach vorne gehäufelt wurden, ist diesen Zahlen zu verdanken. Allerdings wird hier auch klar, dass die Unterschiede einzelner Bewerber sehr klein sind – ein Wahllokal kann da leicht den Ausschlag geben, ob sie ins Gremium einziehen oder nicht.

Die Dürrs sind jetzt zu dritt im Stadtrat

Die Detailergebnisse der Stadtratswahl spiegeln wider, was alle sechs Jahre zu beobachten ist: Die Kommunalwahl ist eine Persönlichkeitswahl. Das Kumulieren und Panaschiren erlaubt es dem Wähler, Kandidaten, die er kennt und schätzt, gezielt nach vorne zu wählen. Das ist dieses mal vor allem Wolfgang Andre (CSU) und Sepp Dürr (Grüne) pasiert. Beide standen auf dem 40. und letzten Platz ihrer jeweiligen Liste. Und beide wurden in das Gremium hineingehäufelt. Zweiter Bürgermeister Wolfgang Andre wollte sich eigentlich gar nicht mehr aufstellen lassen, ließ sich aber überreden, zumindest ganz hinten anzutreten. 

Sepp Dürr ist diese Art von Aufholjagd dagegen gewohnt. Zweimal schaffte er von ungünstigen Plätzen aus den Sprung in den Landtag. Bei der vergangenen Wahl reichte es dann nicht mehr – jetzt kehrt er nach langer Pause in das Stadtparlament zurück. 

Nach vorne gewählt wurden auf der CSU-Liste auch die langjährige Sozialdienstgeschäftsführerin Sonja Thiele und Sozialreferent Herbert Sedlmeier – Thiele wollte sich eigentlich fortan auf den Kreistag beschränken und legte keinen Wert auf einen vorderen Platz. Sedlmeier war sich dagegen schon im Vorfeld bewusst, dass er auch vom 28. Listenplatz aus den Sprung schaffen wird. 

Mit der Rückkehr von Sepp Dürr ist die Familie des Biobauern im Stadtrat künftig mit drei Vertretern dabei: Neben Schwester Agnes Dürr ist auch Ehefrau Angelika Kropp-Dürr, die derzeitige Umweltreferentin, wieder gewählt worden.

Kommentar

Der Trend hin zu den Grünen hat sich zwar seit Monaten deutschlandweit abgezeichnet. Aber dass die vor 40 Jahren gegründete Partei auch vor Ort dermaßen stark abschneiden würde, ist schon erstaunlich. Immerhin stehen sie in Germering einer starken CSU gegenüber, die zuletzt immer stärker auch auf Umwelt- und Klimschutzthemen setzte. Und dann darf man nicht vergessen, dass die ÖDP vor Ort gut aufgestellt ist und in ökologischer Hinsicht zuletzt radikaler war als die Grünen selbst – einen kompletten Stopp der Planungen zum Kreuzlinger Feld haben diese nie gefordert. 

Ein anderes deutliches Ergebnis ist der stetige Niedergang der SPD. Von der einstmals stärksten Fraktion, die lange Zeit mit Peter Braun den Bürgermeister stellte, ist nicht mehr viel übrig geblieben. Mit nur fünf Stadträten ist die SPD fast zur Splitterpartei geworden. Das Abschneiden ist aber vor allem einer Liste zuzuschreiben, auf der kaum bekannte Namen auftauchten – angefangen vom absoluten Germering-Neuling und OB-Kandidaten Johannes Landendinger. 

Es wird die Sozialdemokraten auch nicht trösten, dass auch die CSU Stimmen und Sitze verloren hat. Denn einerseits stellen die Christsozialen nach wie vor die mit Abstand größte Fraktion. Andererseits haben sie mit Andreas Haas einen Bürgermeister, der unangefochtener denn je ist.

Hier finden Sie die Ergebnisse aus den anderen Kommunen.

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