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Mammendorfer Geschichte von einem Dieb, der nach 48 Jahren Reue zeigt

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Von: Dominik Laska

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Die Engelsfiguren sind wieder da. Nach so vielen Jahren. © Peter Weber

Diese Geschichte bringt Wärme in kalt-graue Wintertage… Die Hauptakteure: ein reuiger Dieb, ein überraschter Pfarrer, ein glücklicher Religionslehrer – und zwei kleine Porzellanengel.

Eine Geschichte im Landkreis Fürstenfeldbruck: Alles begann, als Pfarrer Wolfgang Huber aus Mammendorf (Kreis Fürstenfeldbruck) Ende Oktober ein Paket erhielt. Der Geistliche öffnet es – und zum Vorschein kamen zwei Engelsfiguren. Ein Brief lag auch bei (siehe unten). „Das Schreiben kam wohl von einem älteren Herrn, der vor 48 Jahren aus der Kapelle des Landschulheims in Grunertshofen diese zwei Engel mitgenommen hatte und sie nun zurückgeben wollte“, sagt Pfarrer Huber der tz. Die Grunertshofener Kapelle gehört zur Pfarrei, wird von einem Religionslehrer betreut. 

Das Paket ging aber erst mal an den glücklichen Pfarrer. Besonders charmant fand der Priester die Frage, ob der Himmel noch für den geläuterten Dieb offen stehe. „Dass er die Engel zurückgeschickt hat, ist so sympathisch! Das macht normalerweise niemand – und es war ja auch nicht ganz humorfrei, sonst hätte er diese Schlussbemerkung nicht geschrieben.“ Da möge ihm auch jetzt, über 40 Jahre später, niemand mehr böse sein. Für Huber war klar, dass die Geste nicht unbeantwortet bleiben darf, also tippte er einen Antwortbrief. „Engel stehen traditionell für das Gute. Und wer sagt schon, dass sie ihre gesamte Zeit in einer kleinen Kapelle verbringen müssen? Da ist es doch eindeutig besser, sie auch mal einen längeren Ausflug in die Welt machen zu lassen“, so der Pfarrer. 

Aber wie kam es dazu, dass die Engel überhaupt aus der Kapelle verschwanden? „Das war ein Jugendblödsinn“, sagt Andreas Küper (66), jener Mann, der das Paket schickte. „Ich war knapp 18 Jahre alt und mit Freunden eines Abends unterwegs. Wir waren in dieser Kirche, und ich habe die beiden Engel einfach mitgenommen. Absoluter jugendlicher und pubertärer Quatsch“, sagt Küper zur tz. „Die Engel waren eine ganze Zeit in meinen verschiedenen Wohnungen, sind dann aber bei meiner Mutter auf dem Speicher verschwunden. Dort habe ich sie vor einiger Zeit wiederentdeckt.“ 

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Joso Mijic ist Religionslehrer im Landschulheim Grunertshofen. Er bekam von Pfarrer Wolfgang Huber die Engelsfiguren ausgehändigt. © Peter Weber

Küper nahm sie mit, doch ein wenig nagte auch das Gewissen an ihm. „Ich hatte das Gefühl, sie schauen mich an, und ich muss sie wieder loswerden. Ich dachte mir: Es ist Zeit, sie wieder an ihren angestammten Platz zurückkehren zu lassen“, sagt Küper. Dass so eine nette und positive Reaktion von Pfarrer Huber kommen würde, damit habe er überhaupt nicht gerechnet. Und natürlich bekam er auch seine wichtige Abschlussfrage beantwortet. „Ich denke, der Himmel steht Ihnen nach wie vor offen“, heißt es am Schluss des Briefs von Pfarrer Huber. Schließlich habe sich Küper die Engel quasi auch nur „ausgeliehen“. Huber schickte das Engelsduo weiter an das Landschulheim Grunertshofen, wo sie in der Kapelle dorthin zurückkehren, wo sie zuletzt vor 48 Jahren standen. In Empfang nahm sie der dortige Religionslehrer Joso Mijic, der sich sehr über die unerwarteten Rückkehrer freute. Bereits am Wochenende sollen die beiden je 20 Zentimeter kleinen Engel ins weihnachtliche Krippenspiel integriert werden – nach einer 48 Jahre langen Reise ist das himmlische Duo wieder nach Hause zurückgekehrt. 

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