Darum war der Abrissunternehmer schon da: Die Uhr für das Kultlokal Hexe tickt

Es sind noch 13 Tage, dann wird das Musiklokal Hexe geschlossen. Ein Abrissunternehmen hat das Gebäude im Herzen Gröbenzells bereits in Augenschein genommen – allerdings steckt dahinter etwas anderes, als man vermutet.
Gröbenzell – Ende April läuft nicht nur der Pachtvertrag für das Musiklokal Hexe aus, es enden auch die Mietverträge für die Wohnungen in dem Gebäude neben dem Bahnhof. Das berichtet Frederic Fontein, einer der beiden Geschäftsführer der Germeringer Wohnbaufirma, die das Grundstück der Hexe und der benachbarten Alten Apotheke Ende 2016 gekauft haben. Ursprünglich war einmal die Rede davon, dass im Mai bereits die Bagger für den Abriss anrücken, was im Ort eine Protestwelle auslöste. Viele Gröbenzeller kämpfen seitdem für die Erhaltung der Hexe. Die Germeringer Firma wollte an der Stelle einen neuen Büro- und Wohnkomplex errichten. Die Pläne sind längst ausgearbeitet, eine Baugenehmigung liegt ebenfalls vor. Trotzdem ist die Zukunft des Hexe-Areals derzeit nach Aussagen aller Beteiligten noch völlig offen.
Verhandlungen über Grundstückstausch
Die Brüder Fontein verhandeln weiter mit der Gemeinde über einen Tausch der Grundstücke: das Hexe-Areal gegen gleichwertigen Gemeindegrund in der nahe gelegenen Bahnhofstraße. Das läuft hinter verschlossen Türen ab, beide Parteien haben Stillschweigen versichert und halten sich auch daran. Frederic Fontein bestätigt aber, dass Mitarbeiter einer Abrissfirma die alte Bahnhofswirtschaft (heute Hexe) und die Alte Apotheke inspiziert haben. Allerdings nicht, um den Abriss zu planen, sondern weil die Firma ein Angebot erstellen sollte, wie viel ein Abriss der beiden Gebäude kosten würde. Diese Summe fließt in ein Wertgutachten ein, das als Grundlage für den Tausch dient.
1927 errichtet
Scheitern die Verhandlungen mit der Gemeinde jedoch und die Germeringer Wohnbaufirma bleibt Eigentümer der beiden Grundstücke, werden die Abriss-Bagger wohl wirklich anrollen. Wird aber die Gemeinde Eigentümer, muss der Gemeinderat darüber entscheiden, was damit geschieht.
Das Gebäude wurde 1927 als Bahnhofswirtschaft erbaut. Zahlreiche Vereine nutzten das Lokal für ihre Versammlungen, es gab viele Feste. Auf der Terrasse der Wirtschaft wurde 1953 sogar die Gemeindegründung gefeiert, mit dabei war der damalige bayerische Innenminister Wilhelm Högner.
Der Protest
Vielen Gröbenzellern ist das Gebäude im Herzen der Gemeinde auch wichtig, weil sie im Musiklokal Hexe viele schöne Stunden verbrachten. Entsprechend groß war der Protest gegen den nahenden Abriss: Im Herbst vergangenen Jahres zogen rund 300 Bürger, teils mit Fackeln und als Hexen verkleidet. zum Rathaus. Heuer im Februar legte die Vorsitzende des Interessenvereins, Marina Kinzel, dem Gemeinderat 1855 Unterschriften vor.
Im Gemeinderat selber gehen die Meinungen dazu allerdings auseinander, auch innerhalb mancher Partei. In den 90er-Jahren drohte schon einmal der Abriss des Gebäudes. Damals hatten die beiden Gröbenzellerinnen Lilli Kammerl und Karin Klöpper mit zahlreichen Unterstützern erreicht. 2003 hatten die Gebrüder Schäfer, der jetzige Bürgermeister Martin und sein Bruder Michael, das Gebäude erworben. Ende 2016 verkauften sie es eben dann an die Germeringer Wohnbaugesellschaft. (sus)