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Mensch der Tat: Der Riesen-Bücherflohmarkt ist ihr Baby

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Von: Eva Strauß

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Renate Müller im Lagerraum im Bürgerhaus. Der ist aber nur für die Bücher, die unter dem Jahr gebracht werden, zum Beispiel bei Wohnungsauflösungen. Für die große Annahme im Januar wird eine 300-Quadratmeter-Halle benötigt.
Renate Müller im Lagerraum im Bürgerhaus. Der ist aber nur für die Bücher, die unter dem Jahr gebracht werden, zum Beispiel bei Wohnungsauflösungen. Für die große Annahme im Januar wird eine 300-Quadratmeter-Halle benötigt. © Weber

Der Gröbenzeller Bücherflohmarkt ist einer der größten der Region. Damit sich die Wildmooshalle in ein Eldorado für Leseratten verwandeln kann, sind viele Helfer nötig – und jemand, der alles organisiert. Renate Müller macht das seit nunmehr neun Jahren federführend. Dafür hat sie die Bürgerstiftung als „Mensch der Tat“ ausgezeichnet. Sie ist die zehnte, die diesen Preis erhält.

Gröbenzell – Eigentlich hätten Renate Müller und ihr Helfer-Team gerade alle Hände voll zu tun. Denn wäre nicht Corona, würde am Wochenende der Bücherflohmarkt stattfinden. So wie jedes Jahr am Wochenende nach Aschermittwoch. An die 3000 Bananenkisten voller Lektüre müssten zur Wildmooshalle transportiert, die Bücher ausgepackt und auf den zuvor dort aufgestellen Biertischen verteilt werden. Doch wegen der Pandemie ist heuer alles anders. „Wir sind alle etwas wehmütig gerade“, sagt die 71-Jährige. „Und hoffen, dass es nächstes Jahr wieder stressiger wird.“


Der Mensch der Tat
Der Mensch der Tat. © mm

Viel zu organisieren gibt es bereits im Vorfeld des Bücherflohmarkts. „Bei mir laufen die Fäden zusammen“, erklärt Renate Müller. So muss sie die Wildmooshalle reservieren und einen Sortierraum finden. Zwar gibt es im Bürgerhaus einen Lagerraum, aber der reicht bei Weitem nicht mehr aus. Es sind einfach zu viele Bücher, die die Leute spenden.

Deshalb ist ein großer Sortierraum nötig, meist eine leer stehende Gewerbehalle oder etwas Ähnliches. Und diese muss Jahr für Jahr erneut organisiert, eingerichtet und ausgeleuchtet werden. „Der Raum muss rund 300 Quadratmeter haben und ebenerdig sein, so dass wir ihn mit den Hubwagen befahren können“, erklärt Renate Müller. Und auch die Hubwagen müssen organisiert werden, genau so wie der Lkw für den Transport zur Wildmooshalle. „Früher haben unsere Männer noch die Kisten geschleppt, und wir sind mit Autos gefahren“, erzählt die 71-Jährige. Doch die Zeiten sind längst vorbei.

Gröbenzeller Bücherflohmarkt: So wurde er immer größer

Zum Bücherflohmarkt gekommen ist Renate Müller über ihre Arbeit als Sekretärin im evangelischen Pfarramt. Damals hat die Gruppe „Ein Dorf für Indien“ gebrauchte Bücher im Keller des Gemeindehauses verkauft, um Geld zu sammeln. Irgendwann hat dann der Arbeitskreis Tansania den kleinen Bücherverkauf übernommen.

Renate Müller war in dem Arbeitskreis. Denn in ihrer Jugend hatte sie einen Jugendaustausch mit Kenia und Tansania mitgemacht. „Das war eine tolle Reise“, erinnert sich die 71-Jährige. „So hat mein Eine-Welt-Engagement begonnen.“

Über die Jahre wurde so der Bücherflohmarkt immer größer – und schließlich zu dem, was er heute ist: einer der größten in der Region. Rund 80 000 Bücher, sortiert in über 200 Kategorien, werden dort angeboten. Darunter sind auch manche Raritäten zu finden. So hat Renate Müller einmal ein Daumenkino entdeckt. „Das war bestimmt an die 50 Jahre alt.“

Zu Beginn hat Renate Müller beim Sortieren geholfen und die Pressearbeit gemacht. 2012 hat sie gemeinsam mit Christa Bumeder die Leitung übernommen. Seit zwei Jahren teilt sie sich diese mit Ulrike Michel. „Einer allein könnte das gar nicht alles schaffen“, sagt die 71-Jährige. „Es braucht ganz viele Helfer, und wir sind eine nette Truppe.“ Das sei auch ein Grund, warum sie den Job überhaupt mache. „Und weil es mir Spaß macht.“ Zudem mag sie Bücher „sehr, sehr gerne“, wie sie sagt.

Gröbenzeller Bücherflohmarkt: Annahme immer im Januar

Die große Bücherannahme findet immer Anfang Januar statt. Und dann wird sortiert, sortiert, sortiert – fast zwei Monate lang, jeden Tag von 9 bis 18 Uhr. Die Helfer können kommen wann und so oft sie wollen, erklärt Müller. Sie selbst oder Ulrike Michel seien aber täglich vor Ort.

Am Wochenende des Flohmarkts selbst ist die 71-Jährige natürlich auch im Einsatz. Sie guckt in der Halle nach dem Rechten und steht als Ansprechpartner zur Verfügung – so wie ihr gesamtes Team. Ist der Verkauf dann Sonntag gegen 16 Uhr beendet, muss aufgeräumt werden. „Denn am Montag brauchen Schule und Vereine wieder die Halle.“ Die nicht verkauften Bücher holt ein Händler ab, der sie online weiterverkauft. „Wir haben ja keinen großen Lagerraum“, erklärt Renate Müller. Im Sommer gibt es noch ein großes Helferfest, um das sich ebenfalls die 71-Jährige kümmert. Und im Herbst fängt die ganze Organisation und logistische Herausforderung wieder von vorne an.

Mit dem Erlös werden 28 Hilfsprojekte weltweit unterstützt. Da der Markt heuer wegen Corona ausfällt, wird um Spenden gebeten. Weitere Infos auf www.groebenzeller-buecherflohmarkt.de. Und wer Renate Müller für 2022 einen Sortierraum anbieten möchte, soll sich gerne bei ihr melden.

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