Kunstrasenplätze unter Krebsverdacht: „Granulat kann gesundheitlich sehr bedenkliche Stoffe enthalten“

Kunstrasenplätze sind praktisch. Deshalb findet man sie auf immer mehr Sportanlagen. Doch der Plastikrasen gerät zunehmend ins Visier von Umweltschützern.
Gröbenzell – Vereine sparen sich aufwendige Pflegearbeiten, wenn sie über Kunstrasenplätze verfügen. Zudem ist das Material witterungsbeständig und robust. Allerdings ist das Granulat, das in die Plastikhalme eingebracht wird, in Verruf geraten. Es ist zum einen eine Quelle für die Freisetzung von Mikroplastik. Zum anderen werden die kleinen elastischen Kügelchen häufig aus Altautoreifen hergestellt. Und diese geraten immer wieder in den Verdacht, krebserregende Stoffe zu enthalten. Nach einer Fernsehsendung im Herbst 2016, die vor der Krebsgefahr warnte, wurden in Holland sogar Fußballplätze gesperrt, die ein Granulat aus alten Autoreifen enthielten.
Kunstrasenplätze unter Krebsverdacht: „Granulat kann gesundheitlich sehr bedenkliche Stoffe enthalten“
Auch in der Gemeinde Gröbenzell kicken die Fußballer auf zwei Kunstrasenplätzen. Einer davon wird in Kürze saniert. Eine Tagblatt-Anfrage bei der Gemeinde ergab, dass dabei ein Granulat verwendet wird, das aus annähernd 100 Prozent wiederverwerteten Autoreifen besteht. Es ist mit einer Polyurethan-Schicht ummantelt. Martin Runge (Grüne) warnte nun im Gemeinderat, „das Granulat kann gesundheitlich sehr bedenkliche Stoffe enthalten“.
Bauamtsleiter Markus Groß wies jedoch auf eine Untersuchung des niederländischen Gesundheitsministeriums hin, dass die von der EU zugelassenen Grenzwerte bei Weitem nicht erreicht würden. Die Untersuchung hat ergeben, dass ein Kilogramm des untersuchten Granulats lediglich fünf Milligramm Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoff (PAK) enthalte. Der EU-Grenzwert aber liegt bei 1000 Milligramm.
Kunstrasen gerät zunehmend ins Visier von Umweltschützern: So reagiert die Gemeinde Gröbenzell
Es gebe keine Hinweise darauf, dass die Gefahr für Spieler, die freigesetzte Stoffe einatmen, ansteige, an Leukämie oder Lymphknotenkrebs erkranken. CSU-Gemeinderat Michael Schweyer, stellvertretender Vorsitzender von Grün-Weiß Gröbenzell und gleichzeitig Jugendtrainer des Vereins, sprach sich im Gemeinderat für die Verwendung des Granulats aus. Er betonte, „besser als Sand ist Granulat auf jeden Fall“.
Wer auf Sand stürze, könne sich Wunden zuziehen, die wochenlang nicht zuheilen. Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) stellte zudem klar, die Sanierung sei ausgeschrieben worden und könne nun nicht mehr verändert werden. Eine Äußerung, die die Umweltreferentin Monika Baumann (Grüne) zu heftiger Kritik veranlasste: „Es ist irreal, einfach etwas zu akzeptieren, nur weil wir im Verfahren sind.“
Sanierung eines Kunstrasenplatzes in Gröbenzell: Kann anderes Granulat verwendet werden?
Allerdings erklärte Bürgermeister Schäfer auch, man könne sich erkundigen, ob ein anderes Granulat, beispielsweise aus Kork, verwendet werden könne. Zumal im Gemeinde-Haushalt für die Sanierung 220 000 Euro Geld mehr eingeplant seien, als die Sanierung nach derzeitigen Plänen kosten solle.
Den Zuschlag hat eine Firma bekommen, die den Platz nach derzeitigem Stand für 195 000 Euro sanieren wird. Die Entscheidung, welches Granulat letztlich ausgestreut werden soll, muss bald fallen. Die Arbeiten sollen planmäßig am 23. April beginnen. (sus)
Eine weitere sportliche Meldung aus Gröbenzell sorgt derzeit für Aufsehen. Der SC Gröbenzell hat den Halbmarathon abgesagt, der seit über 20 Jahren in der Gemeinde stattfindet, berichtet Merkur.de*. Am Sonntag war derweil der letzte Tag für den Wirt der Alten Schule in Gröbenzell. Er verlässt das Wirtshaus. Und: Die zweite Staffel der BR-Serie „Hindafing“ wird unter anderem wieder in Olching gedreht. Wie die Feuerwehr bei den Dreharbeiten hilft, berichtet ebenfalls Merkur.de*.
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