- vonUlrike Osmanschließen
Dass Dieter Hoebusch es weit bringen würde, zeichnete sich schon früh ab.
– Nach seiner Lehre zum Einzelhandelskaufmann wurde der 1939 geborene Bochumer bereits mit 21 Jahren stellvertretender Leiter der Schreibwarenabteilung bei Karstadt in Duisburg. Von da an ging es die Karriereleiter weiter steil nach oben. Abteilungsleiter in Hannover, Geschäftsführer in Düsseldorf – Karstadt schickte ihn durch das ganze Land und vertraute ihm immer größere Aufgaben an.
Insgesamt zog Hoebusch mit seiner Familie achtmal um. Im niedersächsischen Delmenhorst betreute er den Bau einer kompletten Niederlassung von der Grundsteinlegung bis zur Eröffnung. „Das hat er mit Bravour gemeistert“, erinnert sich seine Ehefrau Anita. Sie war 16 Jahre alt und Auszubildende in einem Reisebüro, als sie den damals 20-Jährigen kennenlernte. Eine lange Trennung – Hoebusch musste beruflich für ein Jahr nach Hamburg – konnte der jungen Liebe nichts anhaben.
Dass seine Freundin damals auf ihn wartete, war wie ein Wunder für den jungen Mann, zumal ihre Eltern gegen die Verbindung waren. Als Hoebusch an Tuberkulose erkrankte, kam seine Anita täglich in die Klinik und päppelte ihn mit Eiern, Rotwein und dicken Scheiben Speck wieder auf. 1963 wurde geheiratet.
Träger des Bundesverdienstkreuzes
„Er war die Liebe meines Lebens“, sagt Anita Hoebusch noch heute. „Er konnte sich immer auf mich verlassen, und ich mich auf ihn.“ Daran hat sich in 56 Ehejahren nie etwas geändert. 1978 führte der Weg nach München. Dieter Hoebusch wurde erster Geschäftsführer des damals neuen Karstadt-Einrichtungshauses auf der Theresienhöhe. Die prägende Glasfassade des Gebäudes ging auf seine Initiative zurück. In Gröbenzell fand er mit seiner Frau und den beiden Söhnen nach den vielen Umzügen ein dauerhaftes Zuhause.
Intensiv engagierte sich Hoebusch in der Sozial- und Tarifpolitik, unter anderem als Vorsitzender der Tarifkommission des Landesverbands des Bayerischen Einzelhandels (LBE), der Vorläuferorganisation des Handelsverbands Bayern. Später wurde er Vizepräsident des LBE. Sein Einsatz galt vor allem den Interessen der Mitarbeiter und der kleinen Einzelhandelsunternehmen. Ein Großkopferter wurde aus Dieter Hoebusch nie, nicht einmal dann, als ihm – neben vielen anderen Auszeichnungen – 1991 schließlich das Bundesverdienstkreuz verliehen wurde.
Auch in seiner Wahlheimat brachte der begeisterte Sportler und lebenslange Asket sich ehrenamtlich ein. Zehn Jahre war er Präsident des Gröbenzeller Tennisclubs. In der Eschenrieder Straße kämpfte er im Interesse der Anwohner für Tempo 30. Seine Familie kam trotz aller Verpflichtungen nie zu kurz. Es galt das Motto: Kein Wochenende ohne Papa, und kein Wochenende ohne Sport.
Erst kürzlich zogen Dieter und Anita Hoebusch aus Gröbenzell nach Würzburg, wo der ältere der beiden Söhne lebt. Der vierfache Großvater war an Demenz erkrankt und verbrachte die letzten Monate seines Lebens in einem Pflegeheim – bis zum Schluss begleitet von seiner geliebten Ehefrau Anita. Dieter Hoebusch wurde 80 Jahre alt. Er wird am kommenden Montag auf dem Hauptfriedhof in Würzburg beigesetzt.