Halbmarathon in Gröbenzell abgesagt – aus überraschendem Grund

Der SC Gröbenzell hat den Halbmarathon abgesagt, der seit über 20 Jahren in der Gemeinde stattfindet. Er fürchtet um die Sicherheit der Läufer und das hat auch eine Ursache.
Gröbenzell – Sebastian Berger, Leiter der Leichtathletik-Abteilung beim SC Gröbenzell (SCG), hätte nie damit gerechnet, dass das Ende der Polizeidienststelle auch das Ende für seine geliebte Sportveranstaltung bedeuten würde. „Das war für uns alle eine Riesen-Überraschung“, sagt er. Seit 15 Jahren hilft der Münchner bereits bei der Organisation – heuer waren um die 40 ehrenamtlichen Stunden Einsatz umsonst. Der SCG zog die Notbremse mangels Polizeiunterstützung.
Zunächst nahm alles noch seinen gewohnten Gang: Im vergangenen Jahr habe man den Halbmarathon (Merkur.de*?, der am kommenden Sonntag hätte stattfinden sollen, bei der Gemeinde angemeldet. Daraufhin habe man aber lange nichts gehört. Wegen der Polizei müsste erst noch einiges geklärt werden, hieß es. Anfang März flatterte dann die Genehmigung ins Haus – mit einer Überraschung.
Die Leichtathleten hätten die Strecke diesmal komplett eigenständig sichern sollen. 18 ehrenamtliche Ordner wären dafür laut Auflagen notwendig gewesen, die von einer entsprechenden Beschilderung unterstützt worden wären. Die Helfer hätte man laut Berger schon zusammenbekommen. Nur: „Hoheitliche Aufgaben wie die Verkehrsregelung hätten wir nicht übernehmen dürfen.“ Die Ordner hätten die Autofahrer zwar darauf hinweisen können, dass die Straße gesperrt ist. Aber wenn jemand das ignoriert hätte, wären sie machtlos gewesen. „Dann hätte ich nur noch darauf hoffen können, dass keiner umgefahren wird“, erklärt Berger. Das kam nicht in Frage – immerhin befinden sich auf der Strecke des Halbmarathons zwei viel befahrene Kreuzungen.
Streit wegen Halbmarathon in Gröbenzell führt zur Absage
Diese wurden bislang von den Gröbenzeller Beamten gesichert. Die Dienststelle wurde aber im März im Zuge einer Reform aufgelöst (Merkur.de*). Die Gemeinde fällt nun in den Zuständigkeitsbereich der Olchinger Inspektion. Und diese hält die Unterstützung nicht mehr für notwendig.
„Jede Polizeidienststelle entscheidet in so einem Fall selbst, das letzte Wort hat aber die Gemeinde“, erklärt der Vize-Dienststellenleiter Herbert Kanz. Man habe die Veranstaltung gemeinsam geprüft. Es handle sich nur um innerörtliche Straßen, die vorrangig in Wohngebieten liegen, also eher ungefährlich seien. Somit fiel die Entscheidung, dass der Veranstalter die Absicherung selbst übernehmen kann.
Bei Bürgermeister Martin Schäfer klingt die Sache anders: „Warum sollte ich etwas ändern, was 20 Jahre gut geklappt hat?“ Die Polizei hätte der Gemeinde erklärt, dass sie mangels Personal den Lauf nicht betreuen könne. Daraufhin habe man nach einer Lösung gesucht, wie er trotzdem stattfinden kann. Die Feuerwehr sei dabei laut Schäfer auch als Hilfe im Gespräch gewesen. Nur: „Die kann das dauerhaft nicht stemmen. Bei welchem Verein fängt man an, bei welchem hört man auf?“
In Puchheim wird der Volkslauf so wie bisher stattfinden
Pikant an der Sache: Ebenfalls am Sonntag findet in Puchheim der Volkslauf statt. Und die Germeringer Polizei wird die vererbte Aufgabe der Gröbenzeller Kollegen übernehmen. „Alles andere wäre doch ein ungünstiges Signal“, erklärt Sprecher Andreas Ruch. „Wir wollen zeigen, dass die Puchheimer auch bei uns gut aufgehoben sind.“ Ruch ist außerdem überzeugt, dass die neuralgischen Punkte von der Polizei besetzt werden müssten – wegen Ausschreitungen mit renitenten Autofahrern, berichtet Merkur.de*. „Das kann man auch der Feuerwehr gar nicht mehr zumuten.“ Am Sonntag sei Kaiserwetter angesagt, es sei mit einem großen Andrang zu rechnen.
Sebastian Berger wird mit seinem Team zu dieser Zeit in Gröbenzell auf Kurzentschlossene warten, die von der Absage nichts mitbekommen haben. Um die 50 Teilnehmer hatten sich bereits angemeldet – eine sehr gute Resonanz. Die Teilnehmerzahl von 80 im vergangenen Jahr wäre wohl getoppt worden.
Halbmarathon 2018 in Gröbenzell - die schönsten Bilder
Ein anderes sportliches Thema beschäftigt derzeit ebenfalls Gröbenzell. Kunstrasenplätze findet man auf immer mehr Sportanlagen. Doch der Plastikrasen gerät zunehmend ins Visier von Umweltschützern, berichtet Merkur.de*.
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