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Karmasin bleibt im Amt: Landrat besiegt sechs Gegner in Krisenzeiten

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Von: Thomas Steinhardt

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Bei der Not-Party mit wenig Publikum: Der Landtagsabgeordnete Benjamin Miskowitsch (l.) und Landrat Thomas Karmasin. © Weber

In Zeiten einer so nie dagewesenen Krise hat die Mehrheit der Wähler dem Amtsinhaber das Vertrauen geschenkt, obwohl er sechs Gegenkandidaten hatte: Landrat Thomas Karmasin (CSU) gewinnt gleich im ersten Wahlgang und kann sechs weitere Jahre im Amt bleiben.

Fürstenfeldbruck – „Ich bin ja nicht mehr der Neue, der Strahlekandidat. Umso mehr freut es mich, dass die Leute mir die Treue gehalten haben“, sagte Landrat Thomas Karmasin am Sonntagabend, kurz nachdem Ministerpräsident Söder weitreichende Anti-Corona-Maßnahmen angekündigt hatte. Im Landratsamt gab es wegen der wachsenden Ausbreitung der Krankheit anders als sonst auch keine Wahlparty.

Stattdessen hatte das Landratsamt nur zu einer kleinen Runde mit Kandidaten und Pressevertretern eingeladen. Wer rein wollte, musste auf der Liste der Security-Kräfte am Einlass stehen. Gemessen an anderen Wahlabenden – gerade Kommunalwahlabenden – herrschte in der Kreisbehörde daher fast ein wenig Gespensterstimmung. Dass am Buffet im wesentlichen nur Salat gereicht wurde, trug dazu auch noch bei, witzelte jemand.

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Karmasin zur Not-Party: „Natürlich stimmt einen das ein wenig traurig, zumal wenn man der Gewinner ist. Wir hätten sonst ja sogar einen Foodtruck gehabt.“ Angesichts der Aufforderung an die Bevölkerung, möglichst wenig Kontakt mit anderen zu suchen, meinte Karmasin: „Wir können nicht Wasser predigen und Wein trinken.“ Immerhin: Etwas Jubel kam trotzdem auf – und zwar, als Türkenfelds frisch gebackener Bürgermeister Emanuel Staffler (CSU) auftauchte und später Germerings OB Andreas Haas, der bei zwei Gegenkandidaten 68,9 Prozent der Stimmen geholt hatte und sich über Karmasins Begrüßung „Da kommt der Maestro“ freuen durfte.

Coronabedingt wenig Leute im Landratsamt, trotz Corona aber eine höhere Wahlbeteiligung als zuletzt: 58,2 Prozent der Wähler gaben ihre Stimme im Landkreis ab, vor sechs Jahren waren es nur 53,5 Prozent (2008: 58 Prozent). Der Landrat – Coronabedingt hat er bis auf Weiteres Urlaubssperre – hatte im Vorfeld zwar bereits gehofft, nicht in die Stichwahl zu müssen. Seine Erwartung aber lag bei 50/50, wie er sagte. „Es hätte auch anders rausgehen können.“ Dass sein SPD-Herausforderer so schlecht abschnitt, „tue ihm fast ein wenig leid“, sagte Karmasin. Der SPD-Bewerber sei teils aggressiv aufgetreten, das werde vielleicht gar nicht mehr so geschätzt. Die Grünen hätten eben ihre Themen, in schwierigen Zeiten wähle man aber gerne das Vertraute.

Der wegen seines hinteren Listenplatzes wahrscheinlich aus dem Kreistag scheidende SPD-Fraktionschef Peter Falk sprach von einem wenig erfreulichen Abend. Dass es bei der Vielzahl an Kandidaten nicht zu einer Stichwahl gekommen sei, sei bitter enttäuschend. Insgesamt sieht Falk die SPD in einer schlechten Tendenz.

Stimmen zur Wahl:

Jan Halbauer (Grüne): „Ich freue mich über ein gutes Ergebnis. Das ist ungefähr die Flughöhe, die wir erwartet hatten. Dass es nicht gereicht hat, um in eine Stichwahl einzuziehen, muss man sportlich nehmen. In der derzeitigen Situation mit dem Coronavirus ist es aber auch nicht verkehrt, dass wir im Landratsamt jetzt schnell geordnete Verhältnisse haben.“

Sandra Meissner (FW): „Ich bin sehr zufrieden. Platz drei war auch im erwartbaren Bereich. Das Ergebnis, das sich so hoffentlich auch bei der Kreistagswahl widerspiegelt, hat gezeigt, dass die FW eine Größe im Landkreis sind, mit der zu rechnen ist.“ 

Ulrich Bode (FDP): „Ich hatte befürchtet, dass sich die Ereignisse in Thüringen stärker auswirken als geschehen. Insgesamt ist der Wahlausgang erwartbar gewesen. Ich hoffe nun auf mehr Sitze für die FDP im Kreistag als bisher.“ 

Christoph Maier (SPD): „Das Ergebnis ist ganz klar eine Enttäuschung. Wir haben einen sehr engagierten Wahlkampf geführt. Unser Ziel war es, in die Stichwahl zu kommen. Für Analysen, woran es gelegen hat, ist es noch zu früh. Jetzt müssen wir in den Kreistag rein und da arbeiten. In sechs Jahren versuche ich es dann eventuell nochmal.“ 

Ernestine Martin-Köppl (Linke): „Mein Ergebnis finde ich jetzt nicht überraschend. Ich freue mich, dass wir und linke Themen wahrgenommen werden. Das war das Ziel.“ 

Christian Holdt (ÖDP): „Es stand zwar die Frage im Raum, ob es eine Stichwahl geben würde. Es ist aber wenig überraschend, dass der Amtsinhaber mit seinem Amtsbonus gewählt wurde. Für uns ist interessant, wie die Kreistagswahl ausgeht, ob – wenn man es so nennen will – die Mehrheit von CSU und Freien Wählern bestehen bleibt oder nicht.“

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Landrat Thomas Karmasin hat es also wieder geschafft, sich gegen sechs Herausforderer durch zusetzen. Das ist eine außerordentliche Leistung, überrascht Beobachter aber nur mäßig. Karmasin ist beliebt und bietet inhaltlich wenig Angriffsflächen. Dazu kommt: Beim Thema Sozialer Wohnbau – das hätte ein wirklich heißes Thema im Wahlkampf werden können – hat er mit seiner Unterstützung für die Kommunale Wohnbaugesellschaft die Kurve praktisch in letzter Sekunde gerade noch bekommen. 

Auch den stockenden S-Bahnausbau lastet der Wähler dem Landrat offenbar nicht wirklich an – den meisten dürfte klar sein, dass der Einfluss eines Landrats hier eben sehr begrenzt ist. Politisch eher nicht geschadet haben dürfte Karmasin die Corona-Krise. Mehrfach wandte er sich mit Videobotschaften an die Öffentlichkeit. Dabei gelang es ihm, den Eindruck eines verlässlichen Behördenchefs zu vermitteln.

 Die sechs Bewerber hatten es also schwer, kämpften aber engagiert. Christoph Maier griff schon mal zu aggressiveren Tönen, was aber ebenso wenig zum Erfolg führte wie Jan Halbauers Insistieren auf originär grüne Themen. Das brachte ihm zwar ein historisch gutes Ergebnis ein, hätte ihn aber auch ohne Corona nicht zum Landrat gemacht. Apropos Corona: Immer mehr Leute werden positiv getestet. Daher sei es hier ex negativo formuliert: Für den Landkreis ist dieses Pro-Karmasin-Ergebnis nicht das Schlechteste. (Thomas Steinhardt)

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