Egenhofen: Netzwerker triumphiert über Verwaltungsprofi

Der erste hauptamtliche Bürgermeister in der Geschichte der Gemeinde Egenhofen heißt Martin Obermeier.
Egenhofen – Der 61-Jährige setzte sich mit 54,8 Prozent der Stimmen durch. „Ich freue mich wahnsinnig“, sagte Obermeier. „Ich hatte den ganzen Tag über kein Gefühl dafür, in welche Richtung es gehen könnte. Umso überraschter war ich dann, als das Ergebnis da war.“
Auf der anderen Seite, bei Robert Köll, ist die Enttäuschung riesengroß. Viel kann der Spitzenkandidat der Bürgervereinigung Gesamtgemeinde Egenhofen (BGE) am Telefon gar nicht sagen – so frustriert ist er. „Das wird Konsequenzen haben“, sagt er zu seinem Ergebnis. Auf Nachfrage wird er konkreter: „Ich werde mir eine neue Stelle suchen.“ Er will also nicht mehr Amtsleiter und Kämmerer in Egenhofen sein – nicht unter Bürgermeister Obermeier. Seinen Job wollte Köll eigentlich abgeben, um vom Verwaltungschef zum Gemeindeoberhaupt aufzusteigen. Hat ihn der Streit um den Zugang in die Glonnau Stimmen gekostet? „Das könnte sein“, meint Köll. Zum Schluss des Telefongesprächs sagt der 56-Jährige, er müsse jetzt weitermachen: Auszählen der Stimmen für Gemeinderats-, Landrats- und Kreistagswahl.
Obermeier, Gründer der Neuen Liste Egenhofen (NLE), war mit NLE-Gemeinderatskandidat Stefan Wagner ins Rathaus nach Unterschweinbach gefahren, um dort die Zahlen zu erfahren – via Aushang. Erster Gratulant war also Wagner, dann verkündete Obermeier das Ergebnis per Handy seiner Frau. Gefeiert wurde am Sonntag nicht mehr: Die meisten NLE-Kandidaten waren Wahlhelfer.
Obermeier glaubt nicht, dass ihm ein bestimmtes Thema zum Sieg verholfen hat: „Es lag wohl daran, dass ich sehr fest in der Gemeinde verwurzelt bin.“
Dazu, dass er als neuer Rathauschef vielleicht bald keinen Amtsleiter mehr hat, sagt Obermeier: „Diese Aussage habe ich auch schon gehört. Aber ich will jetzt erst einmal mit Robert Köll sprechen, dann schauen wir, wie es weiter geht.“
Kommentar
Das Votum der Wähler in Egenhofen ist deutlich: Sie wollen einen der ihren als Gemeindeoberhaupt – und das ist Martin Obermeier, der gebürtige Egenhofener, gut vernetzt nicht nur in seinem Ortsteil Wenigmünchen, sondern im ganzen Ort. Der 61-Jährige punktete damit, dass er fast jeden kennt und auch künftig mit allen im Gespräch bleiben will. Obermeier muss jetzt beweisen, dass auch die Verwaltung seine Sache ist. Da wird er sich so schnell wie möglich hineinarbeiten müssen – vor allem, wenn Amtsleiter Robert Köll wirklich kündigt.