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Fotografin liefert ein Spiegelbild Chinas

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Der Chaka ist eine Sehenswürdigkeit. Die roten Gamaschen bekommt man leihweise, damit man auf dem Salzsee laufen kann. Zufällig hielt Evelyn Glose mit ihrer Kamera genau den Moment fest, als ein Mönch eine Gruppe von Jugendlichen fotografierte.	Foto: Evelyn Glose
Der Chaka ist eine Sehenswürdigkeit. Die roten Gamaschen bekommt man leihweise, damit man auf dem Salzsee laufen kann. Zufällig hielt Evelyn Glose mit ihrer Kamera genau den Moment fest, als ein Mönch eine Gruppe von Jugendlichen fotografierte. © Glose

Von Qinghai im Norden bis Guangxi im Süden: Die Maisacher Fotografin Evelyn Glose lebte und arbeitete zwei Jahre in der Volksrepublik China und hat diese Zeit fotografisch festgehalten. Ihre Bilder zeigt sie nun, um positive Werbung für Land und Leute zu machen.

Maisach – Während der Corona-Pandemie in China sein? Für die meisten Menschen unvorstellbar. Nicht aber für Evelyn Glose. Die 42-Jährige arbeitete bis August 2021 zwei Jahre als PR-Managerin an der Deutschen Schule in Shanghai. In ihrer Freizeit bereiste sie das ganze Land. Immer mit dabei: ihre Kamera.

Blick auf die Landschaften

„Ich zeige den Menschen in Deutschland mit meinen Fotos alle Facetten eines Landes, das man nicht auf dem Urlaubsradar hat“, sagt sie. Wegen der Regierung der Volksrepublik habe China einen schlechten Ruf. Daher gehe die Einzigartigkeit des Landes oft unter. Sie wolle den Blick auf die Menschen und Landschaften Chinas lenken. Und so zeigen ihre Fotos Marktfrauen in traditionellen Gewändern in der Provinz Yunnan, dann wieder das gleißende Licht, das sich in der Skyline von Shanghai spiegelt. Und als sich Jugendliche in der Provinz Qinghai am „Chaka Salzsee“ von einem Mönch fotografieren ließen, machte sie schnell selbst ein Foto: „ Bei gutem Wetter spiegelt sich der Himmel eins zu eins im Wasser. Eine derartige Sonneneinstrahlung habe ich noch nie gesehen.“

Die Chinesische Mauer durfte nicht fehlen.
Die Chinesische Mauer durfte nicht fehlen. © Glose

Neben Landschaftsansichten hat die 42-Jährige auch viele Porträts gemacht. Dabei gehe sie nie auf die Jagd nach dem perfekten Motiv, sagt sie. Wichtiger sei, sich in die Menschen und in die Situation hineinzufühlen. Sie hat in China festgestellt: „Die Menschen dort lassen sich nicht aus der Ruhe bringen.“ Erst recht nicht die Mönche in einem entlegenen Kloster nahe der Stadt Lanzhou. Dort erlebte die Maisacherin viele Glaubensbrüder, die die dortigen goldglänzenden Gebetsmühlen unaufhörlich antrieben: „Diese Bilder haben sich ganz tief eingespeichert.“

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Ihr Vorgehen beim Fotografieren beschreibt sie so: „Zumeist setze ich mich einfach hin und beobachte.“ Denn die besten Bilder entstehen immer dann, wenn sich die 42-Jährige Zeit nimmt. „Das Besondere an der Fotografie ist, dass sie Momente so einfriert, wie sie sind – und sie sich nicht mehr verändern.“ Gerade in diesen schnelllebigen Zeiten seien Zeugnisse, die uns ein Leben lang begleiteten, besonders wichtig: „Fotografie zelebriert die Einzigartigkeit des Moments.“

Ausbildung in Olching

Ihre Ausbildung machte Evelyn Glose Ende der 1990er- Jahre in einem Fotoatelier in Olching, später verfolgte sie den „digitalen Wandel“ der Fotografie bei Fachzeitschriften, die sich mit der Technik von Kameras beschäftigen. Auf das anschließende Studium der romanischen Philologie folgten dann einige Jahre als Projektmanagerin bei einem Verlag in München. Die Fotografie war dabei immer Teil ihres Lebens. Auch als Glose zuletzt die Stelle in Shanghai annahm.

Dass sie ihre Fotos und Erlebnisse nun mit der Öffentlichkeit teilt, ist trotz allem nicht selbstverständlich. Denn: „Ich habe mich nie für besonders kreativ gehalten.“ Jahrelang habe sie keine Selbstsicherheit in Bezug auf ihre Bilder gehabt. Aber Freunde hätten sie bestärkt. Und schließlich fasste sie sich ein Herz und entschied sich für eine Ausstellung: Derzeit sind erstmals 23 ihrer rund 2000 Fotos aus China in Graf-rath zu sehen.

Und das gute Zureden hat auch noch ein anderes Projekt ermöglicht: einen Kalender für das laufende Jahr. Er zeigt Fotos einer Südostasienreise Gloses vor Corona. Zu sehen sind Porträts von Kindern, der Erlös des Kalenders fließt an das Kinderhilfswerk „Plan International“. Glose, selbst Patin eines Kindes in Indonesien, konnte 2200 Euro überweisen.

Ob es weitere Ausstellungen und Kalender geben wird, weiß Evelyn Glose noch nicht. Was für sie aber feststeht: „Ich möchte noch ganz viele Menschen in fremden Ländern porträtieren.“ Die Kamera liegt bereit. (Matthias Kast)

Die Ausstellung

„China entdecken: Eine Reise in Fotos“ ist bis Anfang September in den Räumen der Physiotherapie-Praxis Campo, Moorenweiserstraße 6 in Grafrath, zu sehen. Die Öffnungszeiten sind Montag von 14 bis 16 Uhr, Dienstag und Donnerstag von 19.15 bis 20.30 Uhr.

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