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Nein zu Solarpark in Tegernbach

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Photovoltaik
Der beantragte Solarpark wäre sehr nahe am Ortsrand gewesen. © Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild

Energiewende ja, aber so nicht: Das ist die Meinung des Gemeinderates Mittelstetten zu einem angedachten Solarpark im Ortsteil Tegernbach.

Mittelstetten – Auf den Tischen der Ratsmitglieder lag eine private Bauvoranfrage zur Errichtung einer Freiflächen-Photovoltaikanlage. Eine Tegernbacherin will ihr knapp 4600 Quadratmeter großes Grundstück am nördlichen Ortsrand, bisher Grünland, für die Installation von Solarmodulen nutzen.

Blendwirkung nicht auszuschließen

Die vorgesehene Fläche reiche fast bis zur Bebauung, sowohl Orts- als auch Landschaftsbild würden beeinträchtigt, meinten aber die Kommunalpolitiker. Außerdem sei auf dem nach Süden abfallenden Hang eine Blendwirkung für die Einwohner nicht auszuschließen. Schließlich wurde auch mit der relativ geringen Dimension der Anlage argumentiert: Wenn man so ein Vorhaben erstmals zulasse, könnten praktisch überall kleine Solarkraftwerke entstehen.

Unternehmer kritisiert Beschluss

Die Entscheidung hat zumindest bei einem Beobachter für scharfe Kritik gesorgt. Werner Fischer, in Mittelstetten als Mitorganisator des Bürgerentscheids gegen ein Gewerbegebiet bekannt geworden, warf dem Gemeinderat in einem Schreiben vor, mit gestalterischen oder emotionalen Aspekten zu argumentieren, die in der aktuellen Situation, der Energiekrise, überhaupt nicht mehr relevant seien. Er rechnete hoch, dass auf dem Areal Module auf einer Fläche von 3500 Quadratmetern entstehen und 600 Haushalte mit Strom versorgen könnten. Mit dem Beschluss sei eine „Chance verspielt“ worden. Er forderte eine nochmalige Beratung unter Abwägung aller Vor- und Nachteile.

„Rabiat weggebügelt“

Gegenüber dem Tagblatt ergänzte Fischer, dass der Antrag „rabiat weggebügelt“ und ein erster Ansatz zur örtlichen Energiewende „durch diese Gemeinde im Keim erstickt“ worden sei. Bei dem mutmaßlichen Zwei-Millionen-Euro-Investment handele es sich keineswegs um ein kleines Vorhaben. Aber selbst wenn es Nachfolger finde, sei das nur zu begrüßen. Fischer zweifelt außerdem daran, dass eine mehrere Hektar große Fläche, die der Gemeinderat für eine Ausweisung ins Auge ziehen würde, überhaupt einmal zur Verfügung stehen könne: „Ich nehme doch lieber den Spatz in der Hand, als jahrelang der Taube auf dem Dach zuzusehen.“ Der Gemeinderat sei nicht ausreichend über die mögliche Leistung der Anlage und eine möglicherweise günstige Stromversorgung informiert gewesen.

Das Große und Ganze im Auge

Bürgermeister Franz Ostermeier widerspricht. Das Thema sei im Bauausschuss vorberaten worden, nur müsse der Gemeinderat eben „das Große und Ganze“ im Auge behalten und nicht nur Einzelinteressen berücksichtigen, sagte er dem Tagblatt. Die Antragstellerin habe nie kommuniziert, dass sie an eine Versorgung der örtlichen Bevölkerung denke. Und man dürfe eben keinen Präzedenzfall schaffen: „Wenn zehn so Fleckerlanlagen entstehen, möchte ich sehen, was die Bürger sagen.“ Sicher werde man auch Solarparks brauchen. Aber nicht am Ortsrand und auf kleinen Flächen. Eine erneute Beratung des Themas lehnte der Bürgermeister ab. Olf Paschen

Bürgermeister lehnt Gründung eines Energiebeirats ab

Auch ein weiterer Wunsch von Werner Fischer, Inhaber eines Ingenieurbüros und Fachmann für Energiekonzepte, ist nicht auf Gegenliebe im Gemeinderat gestoßen. Er hatte einen ehrenamtlichen Energiebeirat für Mittelstetten beantragt, der die Kommune auf dem Weg Richtung Klimaneutralität begleiten sollte – und sich selber als sachkundiges Mitglied vorgeschlagen. Dieses Gremium aus Mitgliedern mit Erfahrungen in der Energietechnik hätte die Aufgabe, sich Gedanken über eine künftige örtliche Energieversorgung zu machen.

„Den kann er auch ohne uns gründen“, sagt Bürgermeister Franz Ostermeier zu dem Beirat – er wolle dem Anliegen nicht nähertreten. Ostermeier kann sich jedoch vorstellen, bei Bedarf einen zusätzlichen Gemeinderatsausschuss für Energie und Umwelt einzurichten, der sich externe Expertise einholen könne.

„Vielleicht sind wir etwas langsamer“, sagt der Rathauschef, aber er sehe auch andere Gemeinden nicht im Eiltempo an der Energiewende arbeiten. Zudem sei ein erster Schritt gemacht: Auch Mittelstetten lässt sich von der Energieagentur dreier Landkreise ein Konzept zur Wärmeplanung erstellen. op

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