Millionen Tonnen Plastik treiben in den Weltmeeren. Doch nicht nur in den Ozeanen wird herrenloser Kunststoff immer mehr zum Problem. Auch auf heimischen Äckern landet so viel Müll, dass ihn Landwirte regelmäßig einsammeln müssen – wenn er nicht schon im Boden ist.
– Sie pflügen, säen, düngen, ernten – und neuerdings gehört auch Sammeln zu den Aufgaben der Bauern. Dabei geht es nicht etwa um vergessene Feldfrüchte. Müll – vor allem aus Plastik – macht den Landwirten zunehmend das Leben schwer. Insbesondere entlang viel befahrener Straßen und beliebter Spazierwege aber auch bei Gewerbegebieten gehört der Müllsack für viele Bauern zur Standardausrüstung.
Noch unbekannt sind die Auswirkungen des Plastiks auf die Bodenökologie
Längst geht es dabei nicht nur um den scheußlichen Anblick von Tüten, Folien oder Flaschen. Fressen Kühe, Schweine oder Pferde den Müll, können sie ernste Probleme bekommen. Noch weitgehend unbekannt sind die Auswirkungen des Plastiks auf die Bodenökologie. „Es ist teilweise ein massives Problem“, sagt Kreisbauer Georg Huber aus Puchheim-Ort. Müll auf den Feldern zusammen zu klauben gehöre mittlerweile zum Tagesgeschäft.
„Die Leute werfen alles mögliche in die Landschaft“, sagt Huber. Besonders viel Unrat finde er regelmäßig auf seinen Flächen am Ortsrand von Eichenau. Dort grenzen der Große Wertstoffhof der Gemeinde und das Gewerbegebiet an. „Da weht es einiges rüber.“ Aber auch auf anderen Feldern findet Huber immer wieder Dinge, die dort nichts verloren haben. Wo viele Hundebesitzer mit ihrem Vierbeiner unterwegs seien, landeten etwa die Kotbeutel nicht selten im Futter seiner Pferde. „Wenn ich füttere, bleibt oft eine wahre Müllhalde zurück.“ Gefressen werden die Gassi-Sackerl freilich nicht – so schlau sind die Tiere. Trotzdem sei es extrem ärgerlich.
Geraten kleine Abfallstücke ins Tierfutter, werden sie oft mit vertilgt
Doch auch das schlauste Tier stößt an seine sensorischen Grenzen, wenn der Müll durch die Mähwerke der Bauern klein genug zerteilt wird. „Das können die Tiere dann nicht mehr aussortieren“, erklärt Christine Haas vom Kandlerhof in Landsberied. Haas hält rund 70 Milchkühe und Kälber. Gerieten kleine Abfallstücke ins Futter, würden sie oft mit vertilgt. Im besten Fall werden die Fremdkörper wieder ausgeschieden – sie können aber auch zu ernsthaften Komplikationen führen. Auch Haas berichtet von einer Zunahme des Müllproblems. Vor allem an der nahen Staatsstraße 2054 müsse sie immer wieder Plastik, Alufolie oder Papiertüten aufsammeln.
Auf einen möglichen weiteren Effekt im Zusammenhang mit der Plastikflut macht Eugenie Scherb von der Kreisgruppe des Bund Naturschutz aufmerksam. „Das Plastik zersetzt sich und landet dann in der Nahrungskette“, sagt Scherb. Die Naturschützerin befürchtet, dass sich durch das Umpflügen über die Jahre immer mehr im Boden anreichert.
von Tobias Gehre