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Tariferhöhung hat drastische Folgen: Pflegedienst in Puchheim muss wohl aufgeben

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Viele Pflegebedürftige werden in den eigenen vier Wänden betreut. In Puchheim steht dieser Service der Nachbarschaftshilfe jetzt vor dem Aus.
Viele Pflegebedürftige werden in den eigenen vier Wänden betreut. In Puchheim steht dieser Service der Nachbarschaftshilfe jetzt vor dem Aus. © doc-stock

3000 Euro Inflationsausgleich und bis zu knapp 17 Prozent mehr Gehalt: Die Angestellten im öffentlichen Dienst können sich über ein sattes Plus freuen. Arbeitgeber warnen jedoch davor, das nicht mehr bezahlen zu können. In Puchheim ist es jetzt so weit – mit drastischen Folgen für Pflegebedürftige.

Puchheim – Die Nachbarschaftshilfe wird ihre ambulante Alten- und Krankenversorgung in der Stadt wohl aufgeben müssen. Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung erklärte der Vorsitzende Hans Renner, die häusliche Pflege sei für den Verein künftig nicht mehr finanzierbar.

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Pflegedienst in Puchheim vor Aufgabe: Schon jetzt 10 000 Euro Verlust pro Monat

Schon bisher, so Renner gegenüber dem Tagblatt, sei ein monatlicher Verlust von rund 10 000 Euro aufgelaufen – bei einem jährlichen Gesamtumsatz von 900 000 Euro. Mit den Personalkostensteigerungen, die Nachbarschaftshilfe ist an den Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes gebunden, darunter dem vereinbarten Inflationsausgleich für jeden Mitarbeiter würde man aber endgültig tief in die Miesen rutschen. Der Sozialdienst beschäftigt in diesem Bereich 17 Leute, darunter vier in Vollzeit. Versorgt werden derzeit rund 50 Puchheimer.

Bürgermeister Norbert Seidl konnte auf der Versammlung keine Hilfe zusagen. Ihm seien rechtlich die Hände gebunden. Für die ambulante Pflege ist die Stadt nicht zuständig, pauschale Zuschüsse, wie sie früher gezahlt wurden, waren von der Rechnungsprüfung beanstandet worden. Zuweisungen für die beiden Kitas des Sozialdienstes oder für das Gemeinschaftsprojekt Zentrum aller Puchheimer sind dagegen möglich.

Aus dem Rathaus heißt es aber, dass man begleitende Unterstützung anbieten könne, wenn diese gewünscht würde, und etwa andere mögliche Anbieter ansprechen könne. In Puchheim sind auch Diakonie und Johanniter in der häuslichen Pflege tätig, außerdem mindestens ein gewerblicher Dienstleister.

Pflegedienst in Puchheim vor dem Aus: Gespräche mit anderem Anbieter

Nach den Worten von Renner gab es bereits Gespräche mit einem anderen Anbieter, der jedoch kurzfristig wieder absprang. Ziel bleibt aber, dass Mitarbeiter und Betreuten von einem anderen Träger – zu möglichst den gleichen Konditionen – übernommen werden. „Es geht schon irgendwie weiter,“ sagte der Vorsitzende dem Tagblatt. Sollte man den hochdefizitären Bereich nicht abgeben können, drohe die Insolvenz des gesamten Vereins.

Die ambulante Versorgung Bedürftiger gehörte zu den ersten Aufgaben des jetzt 52 Jahre alten Sozialdienstes. Seitdem kamen immer neue Bereiche hinzu, darunter die Mittagsbetreuung oder Essen auf Rädern. Die rund 700 Mitglieder werden wohl noch im Juni zu einer weiteren Versammlung eingeladen, die das Aus der häuslichen Pflege beschließen muss. Olf Paschen

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