Bauerntheater mal ganz anders

Schöngeising – Ein Tenor als Erzähler, viel Musik und zum Teil stummfilmartige Szenen: Das Rassoburg-Theater wartet bei seinem Theatersommer am Jexhof heuer mit einer etwas anderen Inszenierung auf. Als Zuschauer muss man sich auf das Stück „Die Apostelwascher“ erst einmal einlassen. Dann bringt die Aufführung aber das von der Laienspielgruppe gewohnte Vergnügen.
„Des is amal was ander’s“, kommentiert Günter Mayr, Chef, Regisseur und Darsteller des Rassoburg-Theaters in Personalunion die diesjährige Theatersommer-Produktion. Das Stück an sich erzählt die Geschichte eines typischen Bauerntheaters: In dem fiktiven Dorf Zwölfkirchen irgendwo in Niederbayern lebt eine Gruppe wohlhabender, aber überaus geiziger Bürger, die allesamt im Gemeinderat sitzen. Als die Renovierung der Kirche ansteht, wollen sie Geld sparen – zumal der berufsmäßige Restaurateur und Holzschnitzer auch noch eine unerwünschte Liebschaft mit der Tochter eines Gemeinderats hat. Darum machen sich die Lokalpolitiker selbst daran, die zwölf Apostelfiguren wieder herzurichten – woraufhin prompt eine der wertvollen Figuren abhanden kommt. Und das führt zu allerlei Verwicklungen.
Soweit, so typisch Theatersommer. Was die diesjährige Aufführung zu etwas Besonderem macht, ist die Inszenierung, bei der alleine 16 Darsteller, ein achtköpfiger Chor, die Grafrather Geigenmusi und der Tenor Michael Wieland auf der Bühne beteiligt sind. Etwas gewöhnungsbedürftig ist Wielands Rolle, der als Erzähler immer wieder die inhaltlichen Lücken zwischen den szenischen Darstellungen auffüllt. Allerdings spricht er die in Prosadeutsch verfassten Sätze nicht, sondern singt sie.
Dazu kommt, dass bei vielen Szenen die Schauspieler auf der Bühne zwar agieren, man deren Gespräche aber nicht hört. Stattdessen spielt die Geigenmusi, was dem Stück oft den Charakter eines Stummfilms gibt. Außerdem interagieren Erzähler, Schauspieler und Musik oft miteinander: Der Erzähler kündigt eine wörtliche Rede an, die vom Darsteller prompt gesprochen wird. Oder ein Schauspieler erzählt vom Vogelgezwitscher, das die Geigen musikalisch in Szene setzen. Die Aufführung bekommt dadurch etwas Episodenhaftes, das dem Stück einen ganz eigenen Charme verleiht.
Die größtenteils langjährig erprobten Laienschauspieler des Rassoburg-Theaters wissen darstellerisch erneut zu überzeugen. Dabei stellte jedoch gerade die Abstimmung mit der Musik und dem gesungenen Erzähler eine besondere Herausforderung dar – zumal erst drei Tage vor der Premiere alle Mitwirkenden gemeinsam proben konnten. „Davor haben wir alles in kleinen Gruppen einstudiert“, erzählt Sepp Heldeisen, der Darsteller des Bürgermeisters Stanglreiter. Der Qualität der Aufführung tut die späte gemeinsame Probe aber keinen Abbruch. Am Premierenabend gab es vom begeisterten Publikum jedenfalls viel verdienten Applaus.
Kleine Anekdote am Rande: Heldeisen war bei der jüngsten Kommunalwahl Bürgermeisterkandidat in Grafrath, unterlag bei der Wahl jedoch. Zumindest auf der Bühne hat er das Amt nun bekleidet. andreas daschner
Die weiteren Termine
Das Stück „Die Apostelwascher“ wird noch am Freitag und Samstag, 5. und 6. August, jeweils um 21 Uhr sowie am Sonntag, 7. August, um 19 Uhr am Jexhof gezeigt.