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Weniger Plastikmüll und mehr Geld für Bio

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Öko ist auch eine Geldfrage: Die Preise für Bio-Lebensmittel sind höher als für konventionell produziertes Obst und Gemüse. foto: archiv

Volles Haus bei einer Podiumsdiskussion der Grünen: Unter dem Titel „Wie öko ist Bio“ debattierten die Teilnehmer über unnötigen Plastikmüll, Preise für Produkte aus ökologischem Anbau und Trittbrettfahrer auf der Bio-Schiene.

Gröbenzell – Moderator Ingo Priebsch, Vorstandsmitglied der Grünen, machte bereits zu Beginn der Podiumsdiskussion im Bürgersaal deutlich, wie dringend ein Umdenken in Deutschland erforderlich ist. Denn die Bundesrepublik habe allein zwischen Januar und Oktober 2018 461 Tonnen Plastikmüll exportiert. Sie sei damit nach den USA Vizeweltmeister im Export von Plastikmüll.

Ariane Zuber, Ortsvorsitzende vom Bund Naturschutz, beklagte, dass selbst in den Bioläden der Ampergemeinde ein Großteil der Ware in Plastik verpackt sei. „Wir brauchen die Gurke in Plastik nicht“, rief Stephan Paulke. Der Vorstandsvorsitzende der basic AG, die eine der größten Biosupermarktketten in Deutschland betreibt, riet zum Plastikfasten. „Das Überleben der Menschheit wird davon abhängen, dass wir zu einem anderen Lebensstil finden.“

Josef Wetzstein, Landesvorsitzender von Bioland Bayern, zitierte den Astrophysiker und Fernsehmoderator Harald Lesch: „Die Welt wird sich biologisch ernähren oder gar nicht mehr.“ Er forderte eine stärkere Förderung des ökologischen Landbaus. Derzeit produzierten knapp zehn Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe in Bayern Bio. Bis 2030 sollen es 20 Prozent werden, ergänzte Kurt Jürgen Hülsbergen, Professor für Ökolandbau an der TU München.

Der Umstieg sei dringlich, da der Ökolandbau unter anderem auf den Einsatz von Fungiziden, Pestiziden und Kunstdünger verzichte. Durch Fruchtfolgen werde eine Selbstregulation erreicht. Sie spare Treibhausgase ein und arbeite ressourceneffizient.

Geld zur Förderung der Landwirtschaft sei ausreichend da, sagte Hüsbergen. Doch es müsse anders verteilt und an gesellschaftliche Leistungen geknüpft werden, wie Tierwohl oder Biodiversität. „Sie entscheiden an der Ladentheke wie sich der ökologische Landbau entwickelt“, rief er den Zuhörern zu.

Ein Knackpunkt ist aber auch die Kostenfrage: „Wir müssen bereit sein, dafür etwas mehr Geld auszugeben“, forderte Wetzstein. Im Durchschnitt verwende der Deutsche zehn Prozent seines Einkommens für Lebensmittel. Wären es zwölf Prozent, „könnten wir 100 Prozent öko produzieren“, meinte er. „Die Biolebensmittel sind nicht zu teuer“, entgegnete Richard Bartels von slowfood. „Die anderen sind zu billig.“

Der Ernährungsstil der Menschen müsse sich verändern, forderte Hülsenberg. Etwa durch weniger Fleischkonsum. „Wir müssen nicht immer alles essen können.“ Und die Menschen sollten weniger wegwerfen. Eigentlich würden auf der Erde genügend Lebensmittel produziert, um die Menschheit zu ernähren, fügte Wetzstein hinzu. Doch die Verteilung stimme nicht: 850 Millionen Menschen seien mangelernährt, zwei Mal so viele aber überernährt.

Hans Urban, Biobauer und Landtagsmitglied der Grünen, stellte ein Umdenken in Frage. „Wir haben das größte Artensterben seit dem Aussterben des Dinosauriers.“ Doch selbst Kollegen im Landtag würden das Artensterben bezweifeln.

Auch die Biolebensmittel beim Discounter wurden diskutiert. „Der Fachhandel wird durch Trittbrettfahrer kaputt gemacht“, fürchtete Paulke. „Wer kümmert sich dann um die Wende in der Landwirtschaft?“ Wetzstein, dessen Verband seit kurzem mit dem Discounter Lidl zusammenarbeitet, erwiderte, der Verkauf von Biolebensmitteln in Supermärkten habe den Bioanteil wesentlich gesteigert. (sus)

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