Demonstration gegen Petry-Auftritt geplant

Garmisch-Partenkirchen - Der Besuch von AfD-Chefin Frauke Petry in Garmisch-Partenkirchen polarisiert. Zu ihrer Rede im Partenkirchner Gasthof Rassen werden 500 Sympathisanten erwartet. Gegen die AfD-Politik macht Christine Doering mobil. Sie hat beim Landratsamt eine Demonstration angezeigt.
Die regionalen und lokalen Granden der Alternative für Deutschland (AfD) sind überraschend auskunftsfreudig. Eigentlich gilt das Verhältnis zu den Medien als angespannt – wenn nicht gar als zerrüttet. Edeltraud Schwarz, die Vorsitzende des AfD-Kreisverbands Oberbayern Süd/West aus Scheuring, und ihr Stellvertreter Helmut Filser, zu Hause in Garmisch-Partenkirchen, sehen sich außer Stande, am Telefon etwas zum Besuch von Deutschland-Chefin Frauke Petry zu sagen, die am 10. Juni nach Garmisch-Partenkirchen kommt. Fragen sollen schriftlich gestellt werden. Die Antworten fallen informativ und ausführlich aus.
Besonders, was den Ort angeht, an dem Petry (40) sprechen soll. Den gedachte man zunächst geheim zu halten, „um den Wirt vor Bedrohung und Druck durch den politischen Gegner zu schützen“. User, die die Tagblatt-Facebook-Seite besuchten, spekulierten über den Ort des Geschehens. Bernhard Bartl aus Grainau mutmaßt, „dass das Drei Mohren wohl schon mal ausfällt“. Nach Tagblatt-Informationen aus AfD-Reihen handelt es sich bei dem Ort, an dem die derzeit wohl umstrittenste Politikerin der Republik sprechen wird, um den Gasthof Rassen. Filser bestätigt nach Rücksprache mit dem Wirt, die Richtigkeit. Die Mauer-Taktik begründet er mit einem Schreiben, das der Hotel- und Gaststättenverband an Gastwirte verschickt haben soll. Darin wird Filser zufolge empfohlen, die AfD nicht zu bewirten.
Petry wird also auf den Brettern stehen, auf denen sonst das Partenkirchner Bauerntheater auftritt und Schwänke und Lustspiele zum Besten gibt. So lustig wird’s bei Petry, die im Frühjahr dem Kreisverband zugesagt hatte, nach Garmisch-Partenkirchen zu kommen, nicht zugehen. Sie ist eher Spaß-frei, wenn sie ihre Thesen zu den Themen Asyl oder Islam lautstark vertritt. Der Festsaal des Rassen und die Galerie bieten rund 500 Personen Platz. Filser rechnet mit dieser Zahl. Aktuell habe der Kreisverband 80 Mitglieder. Laut Filser erfreue sich seine Partei im Landkreis immer größer werdender Beliebtheit. „Hier haben wir in den vergangenen Wochen die meisten Neumitglieder begrüßt.“
Einiges deutet darauf hin, dass vor dem Gasthof in der Partenkirchner Ludwigstraße ähnlich viele Menschen gegen die AfD-Chefin und deren Politik protestieren, wie im Saal an Petrys Lippen hängen werden. Christine Doering (35) hat beim Landratsamt eine Demonstration angezeigt. Was Behördensprecher Stephan Scharf bestätigt. „Wir gehen erst einmal von 200 Teilnehmern aus“, sagt Doering. Sie hofft allerdings, dass es mehr werden. „Ich habe schon viel Zuspruch erhalten.“ Ihre Beweggründe, gegen die AfD auf die Straße zu gehen? Die Ideologie der Rechtspopulisten passe nicht in ihr Weltbild von Verständnis und Menschlichkeit. „Sie widerspricht all dem, an das ich glaube.“ Mitte März hatte Doering an einer Demonstration gegen die AfD in Geretsried teilgenommen. Der Ort im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen hatte damals ein Signal für Toleranz gesetzt: Gut 1100 Menschen standen gegen eine Kundgebung der Alternative für Deutschland auf. Zu der waren 150 Personen erschienen. Beide Versammlungen verliefen weitgehend friedlich. Erkenntnisse, dass in Garmisch-Partenkirchen eine Pro-Kundgebung geplant ist, liegen Scharf bislang nicht vor.
Die Kreisbehörde ist nur mit der Gegen-Demonstration befasst. Was im Rassen passiert, damit haben weder das Landratsamt noch die Gemeinde Garmisch-Partenkirchen etwas zu tun. Das macht auch Bürgermeisterin Dr. Sigrid Meierhofer (SPD) deutlich: „Der Vortrag von Frau Petry bedarf keiner Genehmigung des Marktes. Somit sind wir in die Angelegenheit auch nicht involviert.“ Sie will den Rassen nicht besuchen, um zu hören, was Petry sagt. „Ich werde an diesem Abend zu Hause – nach einem schönen Essen mit meinem Mann – die Eröffnung der Fußball-EM in Frankreich verfolgen.“ Ähnliches plant Elisabeth Koch (CSU). Sie werde kein Problem haben, sich sinnvoll zu beschäftigen. Und sie macht deutlich, was sie von der AfD hält: „Der Ort hat schon ganz andere Plagen überstanden.“ Einzig SPD-Fraktionsvorsitzender Robert Allmann will sich unters AfD-Volk mischen und versuchen, mit ihm ins Gespräch zu kommen. „Ich möchte wissen, warum sie so ticken wie sie ticken.“