Bach kritisiert Anwalt - "Steilvorlage für Mitbewerber"

München - Der Grundstücksstreit um Olympia 2018 geht in eine neue Runde. DOSB-Präsident Thomas Bach hat den Anwalt der Grundstückbesitzer in Garmisch-Partenkirchen scharf kritisiert - er fürchtet Schaden für das Projekt.
Eigentlich müsste sich Thomas Bach, immerhin Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), einfach nur ans Telefon setzen und den IOC-Chef Jacques Rogge anrufen. Doch so einfach ist es offenbar nicht. Bach wählte die Öffentlichkeit, um eine einzigartige Aktion des Münchner Anwalts Ludwig Seitz und der von ihm vertretenen Grundstücks-Rebellen anzuprangern. „Wenn ein Anwaltsbrief öffentlich wird und sich herausstellt, dass von 59 Bauern überhaupt nur einige von den olympischen Planungen betroffen sind und mit den anderen noch Gespräche geführt werden, spricht das für sich“, sagte Bach in der „Welt am Sonntag“.

Der Brandbrief an Jacques Rogge, sei eine „Steilvorlage für die Mitbewerber“, sagte Bach. Enttäuschend sei vor allem, dass eine solche Geschichte in der Schlagzeile gipfele, ‘Bayerns Bauern machen mobil gegen Olympia’, erklärte der IOC-Vizepräsident: „Sie können davon ausgehen, dass in Korea und Frankreich das eine oder andere Schenkelklopfen zu hören gewesen ist und das war kein Schuhplattler“. Pyeongchang in Südkorea und das französische Annecy sind Münchens Konkurrenten um die Winterspiele 2018.
100 weitere Grundstückseigentümer solidarisieren sich mit Mandanten
Nach Ablauf eines Ultimatums an die Münchner Olympiabewerber hatten sich 59 Grundstückseigentümer – entgegen der Annahme von Bach sind bei weitem nicht alle Landwirte – direkt an das IOC gewandt (wir berichteten). Mittlerweile sind es sogar schon 61 Grundeigentümer, die Anwalt Seitz vertritt. In dem Schreiben an den IOC-Präsidenten Rogge vom 23. Dezember hatte Seitz mitgeteilt, dass seine Mandanten ihren Grundbesitz nicht für die Winterspiele 2018 zur Verfügung stellen werden. Diese Entscheidung sei „unumstößlich“, heißt es in dem Brief wörtlich. Seitz vertritt unter anderem den Landwirt Max Buchwieser, auf dessen Grundstück nach den bisherigen Planungen das Zielbanner für die Kandahar aufgestellt würde. Buchwieser sei gegen Olympia 2018, nicht aber gegen die Ski-WM 2011, erläutert Seitz. In einem weiteren Schreiben an die Münchner Bewerbungsgesellschaft, am gleichen Tag wie das an den IOC abgeschickt (23. Dezember), betont Seitz: „Höchst vorsorglich, noch einmal, klipp und klar und ohne jedes Wenn und Aber: Die Grundstücke unserer Mandanten stehen definitiv nicht zur Verfügung.“
Außerdem haben sich, so schreibt Anwalt Seitz, weitere 100 Grundeigentümer mit den von ihm vertretenen Mandanten solidarisiert.
Garmisch muss Kompromisse finden
Der beharrliche Widerstand wird sich nach Einschätzung von Bach nicht zu einem Protest wie in Stuttgart gegen den Bahnhofs-Neubau entwickeln: „Die Spiele hätten praktisch keine Eingriffe in die Natur zur Folge. Ein Garmisch 21 sehe ich nicht“, meinte der Sportfunktionär.
Die IOC-Mitglieder wissen laut Bach einzuschätzen, dass es für ein solches Großprojekt nie 100 Prozent Zustimmung geben kann. „Dass wir in Garmisch Lösungen und Kompromisse finden müssen, steht außer Frage“, sagte der DOSB-Chef.
Nationaler Anspruch sei jedoch eine Lösung im Konsens
Der Sportführer setzt auf das Verhandlungsgeschick der bayrischen Staatsregierung. „Ich hoffe, dass sich alles vorher regeln lässt. Natürlich haben wir Enteignungen erlebt bei anderen internationalen Bewerbungen, es wäre also nichts Ungewöhnliches“, betonte Bach.
Der nationale Anspruch sei jedoch eine Lösung im Konsens. Bach erwartet dazu Kompromissfähigkeit von der anderen Seite, „und dass sich einzelne der breiten Mehrheit nicht verschließen. Was ich aus der Politik höre, stimmt mich zuversichtlich“. Trotz des Grundstücksstreits in Garmisch habe München „hervorragende Chancen“. In dem Konzept stecke „nicht nur deutsches Organisationstalent, sondern auch olympisches Herzblut“.
mm